Persönlichkeit und deren Auswirkungen auf interpersonale Wahrnehmung und soziales Verhalten
Persönlichkeitsmerkmale haben einen Einfluss darauf, wie Menschen ihre Umwelt wahrnehmen, wie sie ihre soziale Umgebung interpretieren und wie sie darauf reagieren. Das PERSOC-Modell (Back et al., 2011) beschreibt die dynamischen und komplexen Wechselwirkungen zwischen der Persönlichkeit und unseren...
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Beteiligte: | |
Format: | Dissertation |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
Philipps-Universität Marburg
2022
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Schlagworte: | |
Online-Zugang: | PDF-Volltext |
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Zusammenfassung: | Persönlichkeitsmerkmale haben einen Einfluss darauf, wie Menschen ihre Umwelt wahrnehmen, wie sie ihre soziale Umgebung interpretieren und wie sie darauf reagieren. Das PERSOC-Modell (Back et al., 2011) beschreibt die dynamischen und komplexen Wechselwirkungen zwischen der Persönlichkeit und unseren sozialen Beziehungen. Es geht davon aus, dass sich Persönlichkeitsmerkmale darauf auswirken, wie sich das Individuum in seinen sozialen Beziehungen verhält. Soziale Interaktionen sollen nach diesem Modell wiederum einen Einfluss auf die weitere Persönlichkeitsentwicklung nehmen. Im Rahmen des vorliegenden Dissertationsprojekts wurde zunächst theoretisch für das Persönlichkeitsmerkmal der Opfersensibilität diskutiert und in einem zweiten Schritt für das Big Five Persönlichkeitsmerkmal Neurotizismus anhand längsschnittlicher Daten untersucht, wie sich die Persönlichkeit auf die interpersonale Wahrnehmung, Interpretationen und auf das interpersonelle Verhalten von Menschen auswirkt (d.h. persönlichkeitskongruente Einflüsse) und ob diese psychologischen Variablen wiederum Einfluss auf die Entwicklung von Neurotizismus über die Zeit haben.
Auf Basis von längsschnittlichen Daten der CONNECT Studie, wo Psychologie-Studierende wiederholt über das Bachelorstudium hinweg befragt wurden, wurden interpersonale Wahrnehmungsmuster neurotischer Versuchspersonen sowie Einflüsse von Neurotizismus auf die Auswahl von InteraktionspartnerInnen untersucht. Mithilfe von ereignis-basiertem Ambulatory Assessment berichteten die Studierenden darüber, wie sie ihr eigenes Verhalten sowie das Verhalten ihrer InteraktionspartnerInnen anhand mehrerer Verhaltens-dimensionen einschätzen. Es fanden sich Hinweise darauf, dass Neurotizismus interpersonale Wahrnehmungen von Geselligkeit und Wärme bei den InteraktionspartnerInnen beeinflusste. Neurotische Individuen schätzten dabei ihre InteraktionspartnerInnen positiver ein als diese von Dritten wahrgenommen wurden, was als positivity bias im Sinne einer Wahrnehmungs-verzerrung interpretiert wurde. Die eigene Wahrnehmung konnte dabei jedoch nicht Veränderungen in Neurotizismus-Werten über die Zeit vorhersagen (reaktive Transaktion; u.a. Caspi & Roberts, 1999). Interagierten neurotische Individuen jedoch mehr mit geselligen InteraktionspartnerInnen, ging dies mit einer stärkeren Abnahme im Neurotizismus einher (d.h., proaktive Transaktion, Caspi & Roberts, 1999). Wurde das soziale Umfeld von Dritten dagegen als wärmer eingeschätzt, war die in dieser Lebensspanne normative Abnahme von Neurotizismus geringer. Das soziale Umfeld nahm somit Einfluss auf die Veränderung bzw. Stabilisierung von Neurotizismus über die Zeit.
Anhand längsschnittlicher, dyadischer Daten des Beziehungs- und Familienpanels Pairfam, wo heterosexuelle Paare wiederholt zu eigenen Erlebens- und Verhaltensweisen sowie zu ihrer intimen Paarbeziehung befragt wurden, wurde der prädiktive Einfluss von Neurotizismus auf kognitive, emotionale und verhaltensbezogene Merkmale untersucht und inwiefern diese den negativen Zusammenhang zwischen Neurotizismus und der Zufriedenheit in intimen Paarbeziehungen erklären können. Die Ergebnisse zeigten, dass Neurotizismus kognitive (feindselige Attributionen), emotionale (Angst und Unsicherheit) und Verhaltensvariablen (u.a. Selbstöffnung und dyadisches Coping) beeinflussen konnte, was wiederum die Beziehungszufriedenheit beeinflusste. Darüber hinaus konnten bedeutsame Einflüsse auf intra- wie auch auf interpersoneller Ebene nachgewiesen werden.
Im Rahmen des Dissertationsprojekts wird die besondere Bedeutung sozial-kognitiver Mechanismen diskutiert. Es wird argumentiert, dass kognitive Prozesse (insb. feindselige Attributionen) eine zentrale Rolle bei der Vorhersage von psychologischen Variablen und in der Folge bei der Gestaltung sozialer Beziehungen spielen. Hier konnte das vorliegende Projekt auf früheren Forschungsbefunden aufbauen und diese um neue Erkenntnisse erweitern. Darüber hinaus werden neue Forschungsfragen aufgeworfen und eine mögliche, empirische Untersuchung dieser skizziert. Implikationen für die klinische Praxis, wo kognitiven Prozessen eine zentrale aufrechterhaltende Funktionen zugeschrieben wird, werden diskutiert. |
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Umfang: | 184 Seiten |
DOI: | 10.17192/z2023.0058 |