Group-based science rejection: How social identities shape the way we perceive, evaluate, and engage with science

Unabhängig davon, ob es sich um die Reduktion von Treibhausgasen oder die Prävention von Aggression und Gewalt bei Jugendlichen handelt, basieren mögliche Lösungen für die heutigen gesellschaftlichen Probleme meist auf wissenschaftlichen Untersuchungen und Daten. Aber gerade jene wissenschaftlichen...

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Main Author: Nauroth, Peter
Contributors: Gollwitzer, Mario (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:English
Published: Philipps-Universität Marburg 2015
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Unabhängig davon, ob es sich um die Reduktion von Treibhausgasen oder die Prävention von Aggression und Gewalt bei Jugendlichen handelt, basieren mögliche Lösungen für die heutigen gesellschaftlichen Probleme meist auf wissenschaftlichen Untersuchungen und Daten. Aber gerade jene wissenschaftlichen Studien, die Implikationen für wichtige gesellschaftliche Themen haben, sehen sich besonders häufig wissenschaftlichen Laien gegenübergestellt, die die Ergebnisse fundamental in Frage stellen oder sogar rigoros als ungültig ablehnen. Die vorliegende Arbeit untersucht, ob eine solch grundsätzlich ablehnende Haltung gegenüber bestimmten Forschungsergebnissen auf eine bedrohte soziale Identität zurückgeführt werden kann („group-based science rejection“). Die soziale Identität beschreibt jenen Teil unseres Selbstkonzepts, der auf unseren Gruppenmitgliedschaften basiert. Auf Basis der Sozialen Identitätstheorie (Tajfel & Turner, 1979, 1986) wird angenommen, dass wenn Forschungsergebnisse negative, evaluative Implikationen für soziale oder gesellschaftliche Gruppen haben (also eine soziale Identitätsbedrohung darstellen), Gruppenmitglieder abwertend und ablehnend auf solche Ergebnisse reagieren. Zudem wird angenommen, dass je wichtiger es Gruppenmitgliedern ist, Teil der bedrohten Gruppe zu sein (hohe Identifikation), desto stärker sollte diese Abwertung ausfallen. Drei Manuskripte bestehend aus sieben Studien (Ns = 347, 97, 199, 84, 655, 459 & 138) bestätigen diese Annahmen. Die Ergebnisse zeigen, dass Gruppenmitglieder wissenschaftliche Studien, von denen eine soziale Identitätsbedrohung ausgeht, im Vergleich zu nicht-bedrohlichen Studien negativer bewerten Gruppenmitglieder über solche Studien negativer kommunizieren und beide Effekte für hochidentifizierte Gruppenmitglieder besonders stark ausgeprägt sind (Manuskript #1 und #2). Zudem nehmen Gruppenmitglieder Autoren von bedrohlichen Studien als inkompetentere und untypischere Wissenschaftler wahr als Autoren von nicht-bedrohlichen Studien (Manuskript #3). Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass die Abwertung bedrohlicher, wissenschaftlicher Arbeiten durch gruppenbasierte Prozesse (wie Stigmatisierungswahrnehmung und soziale Identitätsbekräftigung) erklärt werden kann. Zudem werden Alternativerklärungen, die eine Zuhilfenahme des Gruppenkonzepts nicht benötigen, ausgeschlossen (bspw. selbstaffirmationstheoretische Erklärungen [Steele, 1988] oder Konfundierungen durch Einstellungsinkonsistenzeffekte [Kunda, 1990]). Wohingegen Manuskript #1 und #2 diese Phänomene in Rahmen der Gewaltspieldebatte untersuchten, wurde in Manuskript #3 ein „Minimal Group“-Paradigma verwendet (Tajfel, 1970). Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse aller drei Manuskripte, dass wissenschaftliche Laien Forschungsergebnisse dann fundamental negativ bewerten und gegen solche Ergebnisse vorgehen, wenn diese bedrohlich für ihre soziale Identität sind. Die Ergebnisse haben Implikationen für die Art wie wissenschaftliche Ergebnisse an die Öffentlichkeit kommuniziert werden sollten und inwiefern eine starke Einbindung von Laien in wissenschaftsbasierte, politische Entscheidungsprozesse sinnvoll ist.
DOI:10.17192/z2015.0280