Reproduzierbarkeit, Sensitivität und Spezifität des "International Caries Detection and Assessment System (ICDAS-II)" zur Diagnose der Okklusalkaries -Eine in-vitro Studie

Problemstellung: Mit dem ICDAS-II wurde 2005 ein visuelles Kariesdiagnoseverfahren eingeführt, das es ermöglicht, sowohl initiale als auch manifeste Läsionen zu erfassen. Im Fall von klinisch fragwürdigen Befunden können ergänzend weiterführende diagnostische Hilfsmittel angewandt werden. Geläufig...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Gerek-Al Masri, Gülay
Beteiligte: Jablonski-Momeni, A. (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2015
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Problemstellung: Mit dem ICDAS-II wurde 2005 ein visuelles Kariesdiagnoseverfahren eingeführt, das es ermöglicht, sowohl initiale als auch manifeste Läsionen zu erfassen. Im Fall von klinisch fragwürdigen Befunden können ergänzend weiterführende diagnostische Hilfsmittel angewandt werden. Geläufig sind hierbei die analoge und immer mehr die digitale Radiologie. Bisher liegen nur wenige Daten darüber vor, wie Sensitivität, Spezifität und Reproduzierbarkeit sowie die Korrelationen des ICDAS-II mit der analogen und digitalen Radiologie bzw. Histologie für einen unerfahrenen Untersucher, der das System neu erlernt, verglichen mit einem erfahrenen Untersucher sind. Ziel: Ziel der Studie war es, die Reproduzierbarkeit, Sensitivität und Spezifität des ICDAS-II zur Diagnose der Okklusalkaries zu untersuchen, jeweils für einen erfahrenen und unerfahrenen Zahnarzt. Daneben sollte für beide Untersucher überprüft werden, wie die visuellen Befunde mit den Befunden der analogen und digitalen Radiographie, sowie der Histologie der entsprechenden Zahnhartschnitte korrelieren. Material und Methode: 100 extrahierte bleibende Seitenzähne wurden gereinigt, mit einer laufenden Nummer markiert und in Wasser gelagert. Die Okklusalflächen der Zähne wurden digital fotografiert, je Okklusalfläche wurden 1-4 Messpunkte in den Fissuren ausgewählt (n=181). Nach Unterweisung einer Studentin in das ICDAS-II durch eine erfahrene Zahnärztin wurden die Okklusalflächen von beiden Untersuchern unabhängig voneinander nach den Kriterien des ICDAS-II befundet. Zur Untersuchung der Intra-Untersucher Reproduzierbarkeit wurde die visuelle Untersuchung nach drei Wochen wiederholt. Es wurden analoge und digitale Röntgenbilder der 100 Zähne hergestellt. Diese wurden von beiden Untersuchern unabhängig voneinander befundet. Im Anschluss wurden von allen Zähnen Serienschnitte mit einer Dicke von etwa 200μm hergestellt. Nach digitaler Fotografie der Zahnhartschnitte und korrekter Zuordnung der Messpunkte auf Befundbögen wurden diese von beiden Untersuchern mit einem Stereo-Makroskop unter Auflicht nach den Downer-Kriterien befundet. Statistik: Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS (14.0). Als Maß für die Inter- und Intra-Untersucher Reproduzierbarkeit für das ICDAS-II, analoge und digitale Röntgen sowie für die histologische Untersuchungen wurden einfache und gewichtete Cohens-Kappa Werte berechnet. Die Korrelation zwischen allen Verfahren (ICDAS-II, analoges und digitales Röntgen, Histologie) wurde mit der Rangkorrelation nach Spearman (rs) ermittelt. Die Sensitivität und Spezifität für das ICDAS-II wurden für das D1- und D3- Niveau angegeben. Ergebnisse: Der ermittelte einfache Inter-Untersucher Kappa-Wert der visuellen Untersuchung nach ICDAS-II betrug 0,36 und lag somit im ausreichenden Bereich. Der gewichtete Kappa-Wert lag mit 0,63 im substantiellen Bereich. Für die Intra-Untersucher Reproduzierbarkeit wurden ebenfalls gewichtete und einfache Kappa-Werte erhoben. Der einfache Kappa-Wert betrug für den erfahrenen Zahnarzt 0,67 und lag somit im substantiellen Bereich, der gewichtete Kappa-Wert mit 0,83 im fast perfekten Bereich. Für den unerfahrenen Zahnarzt lag der einfache Kappa-Wert im moderaten Bereich (0,53) und der gewichtete Kappa-Wert im substantiellen Bereich (0,72). Die ermittelten einfachen bzw. gewichteten Inter-Untersucher Kappa-Werte für die analoge Radiographie lagen im ausreichenden (0,36) bzw. moderaten (0,43) Bereich. Für die digitale radiologische Untersuchung betrugen die Inter-Untersucher Kappa-Werte 0,28 (einfacher Kappa-Wert) bzw. 0,33 (gewichteter Kappa-Wert) und sind somit als ausreichend zu bewerten. Die Korrelation zwischen den visuellen Befunden und den Befunden der analogen bzw. digitalen Radiographie lagen sowohl für den erfahrenen Zahnarzt (rs = 0,59 bzw. rs = 0,56) als auch für den unerfahrenen Zahnarzt (rs =0,53 bzw. rs = 0,42) im moderaten Bereich. Auch die Korrelation der visuellen und histologischen Befunde beider Untersucher lagen im moderaten Bereich (rs = 0,54 für den erfahrenen bzw. rs= 0,50 für den unerfahrenen Zahnarzt). Die Sensitivität bzw. Spezifität für die visuelle Untersuchung nach ICDAS-II lagen für den erfahrenen Zahnarzt auf dem D1-Niveau bei 92,2% bzw. 38,8% und auf dem D3-Niveau bei 78,7% bzw. 81,3%. Die Werte für die Sensitivität bzw. Spezifität für den unerfahrenen Zahnarzt betrugen für das D1-Niveau 98,4% bzw. 30,0% und für das D3-Niveau 62,1% bzw. 79,6%. Diskussion und Schlussfolgerung: In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass ein Untersucher mit geringer klinischer Erfahrung das ICDAS-II erlernen kann und bereits nach kurzer Zeit gute Werte für die Sensitivität, Spezifität und Reproduzierbarkeit aufweist. Somit kann das ICDAS-II gut im zahnärztlichen Alltag und in der Lehre etabliert werden. Die Korrelationen des ICDAS-II mit den Befunden der analogen und digitalen Radiologie sowie Histologie waren für beide Untersucher unterschiedlich, lagen jedoch für beide im moderaten Bereich. Diese Unterschiede resultieren möglicherweise aus der unterschiedlich langen klinischen Erfahrung beider Untersucher.
DOI:10.17192/z2015.0508