Morphologische Charakterisierung der Alpha-Synukleinopathie in einem Parkinson-Mausmodell

Die Parkinson-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch motorische und nicht-motorische Symptome gekennzeichnet ist. Ursache scheint ein komplexes Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren zu sein, die zahlreiche grundlegende zelluläre Prozesse beeinflussen. Histo...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Grotmann, Constantin Alexander
Beteiligte: Kircher, Tilo (Univ.-Prof.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2024
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Parkinson-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch motorische und nicht-motorische Symptome gekennzeichnet ist. Ursache scheint ein komplexes Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren zu sein, die zahlreiche grundlegende zelluläre Prozesse beeinflussen. Histopathologisches Korrelat der Erkrankung sind zytoplasmatische Aggregate, die maßgeblich aus fehlgefaltetem a- Synuklein bestehen und je nach Lokalisation Lewy-Körperchen oder Lewy-Neuriten genannt werden. Zum genaueren Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismus sowie letztendlich zur Etablierung neuer krankheitsmodifizierender Therapiemöglichkeiten sind geeignete in vivo Modelle unerlässlich. Ein solches Modell bietet die intrazerebrale Injektion von präformierten a-Synuklein-Fibrillen in Mäuse. Das Ziel dieses Promotionsprojektes war es, das auf der Injektion von präformierten Fibrillen basierende Modell in unserer Arbeitsgruppe zu etablieren, zu phänotypisieren und anhand des Modells Untersuchungen durchzuführen, die zu einem besseren Verständnis der induzierten a-Synuklein-Pathologie auf zellulärer Ebene beitragen sollten. Hierzu wurden präformierte Fibrillen aus murinem a-Synuklein in die Substantia nigra Pars compacta von Mäusen injiziert und 12 Wochen später geopfert. Die Mäuse- Kohorte für die TEM-Untersuchung erhielt zusätzlich eine Fluorogold-Injektion in das Striatum. Die Gehirne der Mäuse wurden anschließend herauspräpariert, aufbereitet und geschnitten. Die Herstellung dieser Gehirnschnitte inklusive Injektion, Operation und Aufbereitung der Gehirnschnitte sind explizit kein Teil dieses Promotionsprojektes. Anschließend wurden die bereitgestellten Gehirnschnitte im Rahmen dieses Promotionsprojektes gefärbt und mittels Immunhistochemie oder Transmissionselektronenmikroskopie untersucht. Konkret umfasste diese Arbeit drei Themenkomplexe. Zunächst wurde untersucht, ob die präformierten a-Synuklein-Fibrillen nach intrazerebraler Injektion in die Substantia nigra Pars compacta eine Aggregatpathologie auslöst und ob diese mit einer messbaren Neurodegeneration einhergeht. Darüber hinaus wurde anhand eines Bewertungssystems die Ausbreitung der Pathologie in weitere Gehirnregionen evaluiert und mit dem Konnektom der Substantia nigra Pars compacta sowie der Braak-Stadien verglichen. Zu guter Letzt wurde die Aggregatpathologie elektronenmikroskopisch untersucht und charakterisiert. In den oben genannten Untersuchungen konnte gezeigt werden, dass die Injektion von präformierten a-Synuklein Fibrillen eine ausgeprägte Aggregatpathologie mit einer Transduktionsrate von etwa 40% auslöste, die mit einem Zellverlust von etwa 30% einherging. Die Aggregate waren immunreaktiv für S129-phosphoryliertes a-Synuklein und p62 sowie resistent gegen Proteinase K-Abbau. Somit wiesen sie wichtige Merkmale der humanen Lewy-Körperchen auf. Des Weiteren zeigte sich eine Ausbreitung der Pathologie über weite Distanzen in nahezu alle untersuchten Hirnregionen. Die Ausbreitung erfolgte prädominant auf der ipsilateralen Seite und nach rostral. Das Ausbreitungsmuster ließ sich hier nicht alleine durch das Konnektom der Substantia nigra Pars compacta erklären. Stattdessen könnte ein Zusammenspiel aus a-Synukleinspezifischen Faktoren und den charakteristischen Eigenschaften von Sender- und Empfängerzellen das Ausbreitungsmuster bestimmen. In der elektronenmikroskopischen Charakterisierung ergab sich in Übereinstimmung mit Untersuchungen an humanen Lewy-Körperchen das Bild einer komplexen perinukleären Aggregatpathologie mit einem hohen Anteil dysmorpher und degenerierter Mitochondrien sowie einer Vielzahl von Lysosomen in unterschiedlichen Aktivierungszuständen und eine Vielzahl von tubulo-vesikulären Strukturen. Dementsprechend zeigt die Aggregatpathologie elektronenmikroskopisch eher das Bild einer Lipidopathie als einer Proteinopathie. Somit konnte in diesem Promotionsprojekt erfolgreich das auf der Injektion von präformierten a-Synuklein-Fibrillen basierende Modell in unserer Arbeitsgruppe etabliert und gezeigt werden, dass die ausgelöste Aggregatpathologie die wichtigsten Merkmale von humanen Lewy-Körperchen reproduziert. Weiterhin legen die Ergebnisse dieser Studie verschiedene Aspekte des Krankheitsprogresses dar und bieten damit eine wertvolle Grundlage für die weitere Untersuchung der zugrunde liegenden Mechanismen der Ausbreitung und involvierten zellulären Prozesse.
DOI:10.17192/z2025.0037