Der Vergleich von verschiedenen dorsalen Stabilisierungstechniken im Bereich der Brustwirbelsäule unter Betrachtung der Stabilität - eine biomechanische Studie
Die Wirbelkompressionsfraktur hat sich durch eine steigende Inzidenz in den letzten Jahren zu einem sozioökonomisch relevanten Krankheitsbild entwickelt. Durch Hochrasanztraumata im Straßenverkehr und Stürze sind besonders junge Menschen gefährdet, eine traumatische A3- oder A4-Fraktur (nach AOKl...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2023
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Die Wirbelkompressionsfraktur hat sich durch eine steigende Inzidenz in den
letzten Jahren zu einem sozioökonomisch relevanten Krankheitsbild entwickelt.
Durch Hochrasanztraumata im Straßenverkehr und Stürze sind besonders junge
Menschen gefährdet, eine traumatische A3- oder A4-Fraktur (nach AOKlassifikation)
zu erleiden.
Seit Jahren besteht eine Debatte über die verschiedenen operativen
Versorgungsmöglichkeiten dieser sogenannten Berstungsbrüche. Die dorsale
operative Versorgung ist nur eines der vielseitigen Behandlungsverfahren, neben
ventraler Instrumentierung und kombinierter Operation, das für eine
Brustwirbelfraktur infrage kommt. Während viele Studien den Vergleich zwischen
dorsalem, ventralem und kombiniertem Verfahren untersucht haben, gibt es
bisher noch keine einheitliche Empfehlung, welches dorsale
Instrumentationsverfahren die beste Versorgung gewährleistet.
Ob es tatsächlich notwendig ist, bei einer einzelnen Wirbelkörperfraktur vier
Wirbelsäulensegmente zu versteifen oder ob für eine ausreichende Stabilisierung
lediglich eine bisegmentale Versorgung (ggf. inklusive Zementaugmentation)
reicht, ist bis dato biomechanisch nicht geklärt.
Die daraus resultierende Fragestellung für diese Studie lautete: Welches dorsale
Stabilisierungsverfahren zeigt bei einer Kompressionsfraktur eines
Brustwirbelkörpers die größte Stabilität und verhindert am effektivsten einen
Höhenverlust des gebrochenen Wirbelkörpers nach operativer Versorgung? Im
Rahmen dieser Fragestellung sollte die Hypothese, dass eine Stabilisierung über
vier Segmente eine höhere Stabilität gewährleistet als eine Stabilisierung über
zwei Segmente (mit und ohne Zementaugmentation), untersucht und diskutiert
werden.
Um die Fragestellung zu beantworten und einen Beitrag zur bestmöglichen
Versorgung von Berstungsfrakturen zu leisten, wurden folgende Untersuchungen
durchgeführt.
15 humane fresh-frozen Wirbelsäulen wurden präpariert und in Technovit®
eingebettet. Über ein herabfallendes Gewicht wurde in ihnen eine standardisierte
Berstungsfraktur (A3/A4 nach AO-Klassifikation) auf Höhe des Wirbelkörpers Th5 erzeugt. Die Frakturen wurden jeweils mit einem von drei dorsalen
Instrumentationsverfahren versorgt. Hierfür wurden Schrauben-Stab-Systeme
über zwei Segmente, mit oder ohne Zementaugmentation oder Schrauben-Stab-
Systeme über vier Segmente benutzt.
Nach der Instrumentierung wurden die Wirbelsäulen in einer servohydraulischen
Belastungsprüfmaschine mit einer Kraft und Häufigkeit belastet, die der
physiologischen Belastung in den ersten sechs Wochen nach Operation
entsprechen.
Die Stabilität der Wirbelsäulen wurde über den Traversenweg (ihre
Komprimierbarkeit in der Belastungsmaschine) und den Höhenverlust des
Indexwirbelkörpers beurteilt. Für letzteres wurde die anteriore, zentrale und
posteriore Höhe des Indexwirbels zu verschiedenen Zeitpunkten gemessen.
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine dorsale Versteifung über vier
Segmente, verglichen mit den anderen Instrumentationsverfahren eine geringere
Kompression der Wirbelsäule zulässt. Des Weiteren sinkt die zentrale Höhe bei
mehrsegmentaler Versteifung im Vergleich zu anderen dorsalen Versorgungen
nicht auf das Frakturniveau ab.
Beide Aspekte scheinen allerdings keine beeinflussenden Faktoren für den
Höhenverlust nach Belastung zu sein, denn in Bezug auf den Höhenverlust des
Indexwirbels ergibt sich kein Vorteil eines dorsalen Verfahrens gegenüber einem
anderen. Alle Verfahren verzeichnen einen signifikanten Höhenverlust.
Allerdings muss kritisch betrachtet werden, dass sich diese Studie durch die
Anzahl und Eigenschaften der Präparate, sowie Testmöglichkeiten nur limitiert
auf einen lebenden Patienten übertragen lässt.
Um eine endgültige Entscheidung zu treffen, welches dorsale
Operationsverfahren das klinisch Beste ist, müssen weitere biomechanische und
klinische Studien durchgeführt werden. Der nächste Ansatzpunkt könnte die in
dieser Studie aufgeworfenen Fragestellung sein, ob bei Berstungsfrakturen mit
geringem Höhenverlust überhaupt eine aufwendigere, mehrsegmentale oder
zementaugmentierte dorsale Stabilisierung nötig ist. |
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Physical Description: | 106 Pages |
DOI: | 10.17192/z2023.0339 |