Der Einfluss des dorsalen Hippocampus auf das instrumentelle Lernen und die Verhaltensflexibilität im Tiermodell der Ratte

Schädigungen des Gehirns werden im Allgemeinen mit einer daraus resultierenden Ein-schränkung kognitiver Fähigkeiten in Verbindung gebracht. Diese Annahme wird zusätzlich von einer Vielzahl an empirischen Daten bestätigt, die mit Hilfe experimenteller Hirnläsionen erhoben werden konnten. Im Gegensat...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Busse, Sebastian
Beteiligte: Schwarting, Rainer (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2016
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Schädigungen des Gehirns werden im Allgemeinen mit einer daraus resultierenden Ein-schränkung kognitiver Fähigkeiten in Verbindung gebracht. Diese Annahme wird zusätzlich von einer Vielzahl an empirischen Daten bestätigt, die mit Hilfe experimenteller Hirnläsionen erhoben werden konnten. Im Gegensatz zu funktionellen Defiziten ist der Befund einer Funktions- bzw. Leistungssteigerung nach einer Hirnläsion zwar seltener aufzufinden, stellt jedoch ein immer wieder auftretendes Phänomen in der neurowissenschaftlichen Forschung dar. Im Zusammenhang mit beobachteten Leistungsverbesserungen scheint vor allem der Hippocampus des Säugetiergehirns eine Sonderstellung einzunehmen. Hinweise darauf, dass eine Schädigung des Hippocampus in einer Leistungssteigerung der Probanden oder Versuchstiere resultiert, wenn diese Aufgaben mit spezifischen Verhaltensanforderungen bewältigen müssen, finden sich häufig in der Literatur wieder. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, den Einfluss von Hippocampus-Läsionen auf das prozedurale bzw. instrumentelle Lernen im Rattenmodell zu untersuchen. Hierzu wurde die Ratten-Version der sogenannten seriellen Reaktionszeit-Aufgabe (SRTT) verwendet, um das instrumentelle Lernen zu operationalisieren. Der Befund aus einer vorangegangenen Studie von Eckart et al. (2012) deutete darauf hin, dass Ratten mit der Läsion des dorsalen Hippocampus zwar Defizite des deklarativen Gedächtnisses aufweisen, jedoch im Paradigma des SRTT eine deutliche Verbesserung im instrumentellen Lernen zeigen. In der ersten Studie der vorliegenden Arbeit konnte gezeigt werden, dass die Verbesse-rung im instrumentellen Lernen der lädierten Ratten auch dann erhalten bleibt, wenn während der Trainingsphase des SRTT eine konstante Lernmenge für jedes Versuchstier eingehalten wird. Zusätzlich konnte ein Defizit im Extinktionslernen der Experimentalgruppe festgestellt werden. In der zweiten Studie konnte gezeigt werden, dass Leistungssteigerungen in den lädierten Ratten auch mit der Verwendung einer pseudorandomisierten anstatt einer sich wiederholenden Stimulus-Präsentation im SRTT aufzufinden sind. Zusätzlich zeigte sich ein Defizit im Extinktionslernen der lädierten Ratten auch bei einer entwerteten Futterbelohnung. Weiterhin konnte eine deutliche Reduktion der nicht-aufgabenbezogenen Verhaltensweisen in der Experimentalgruppe über den Verlauf der Trainingsphase festgestellt werden. In der dritten Studie konnte ein Defizit in der Verhaltensflexibilität der Versuchstiere nach einer Läsion des dorsalen Hippocampus festgestellt werden. Dazu wurden die Ratten nach Abschluss des SRTT-Trainings in einer R-O-entkoppelten Variante des SRTT getestet. Die erhobenen Daten dieser Arbeit deuten darauf hin, dass die gefundenen Leistungs-verbesserungen im SRTT nur ein Nebeneffekt komplexer Verhaltensveränderungen als Folge der Läsion des dorsalen Hippocampus sind. Ein spezifischer Erklärungsansatz dafür wird am Ende der Arbeit im Rahmen der „Multiple Parallel Memory Systems“-Theorie diskutiert.
Umfang:82 Seiten
DOI:10.17192/z2016.0847