Narrative Identitätsentwürfe. Erzählen zwischen Vermittlung und Selbstbefragung in Thomas Manns "Joseph und seine Brüder" und "Doktor Faustus"

Die Untersuchung beleuchtet die erzählerische Gestaltung von kultureller Identität und untersucht Verfahrensweisen der Romane, die am Entwurf von Geschichtsbildern und Identitätsentwürfen teilhaben. Um Formen der Problematisierung von Geschichtserzählungen und damit einhergehende Selbst- und Fremdbe...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Wißmach, Friederike
Beteiligte: Strobel, Jochen (Apl. Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2020
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Untersuchung beleuchtet die erzählerische Gestaltung von kultureller Identität und untersucht Verfahrensweisen der Romane, die am Entwurf von Geschichtsbildern und Identitätsentwürfen teilhaben. Um Formen der Problematisierung von Geschichtserzählungen und damit einhergehende Selbst- und Fremdbeschreibungen freizulegen, nimmt diese Re-lektüre das Verhältnis zwischen erzählerischer Vermittlung und Techniken der Reflexion in den Fokus. Der Theorieteil legt die diskurskritische Perspektivierung der Studie dar, die unter Bezugnahme auf geschichtsphilosophische, narratologische und postkoloniale Ansätze entwickelt wird. Dabei stützt sich die Methodik u.a. auf Paul Ricœur, Homi K. Bhabha, um die Bedingtheit von Sinnstiftung durch Narration und die Geltung von Narrativen für die Identitätsbildung darzulegen. Indem sich beide Werke eines biographischen Erzählgerüsts bedienen, wird das Verhältnis von Identität und Geschichtsentwurf zu einem zentralen Moment der Erzählkomposition. Aus kulturwissenschaftlich-narratologischem Perspektive zeigt sich das Verhältnis von Identität und Geschichte als ein zentrales Thema der Werke. Die Arbeit geht von einem, dem historisch-biographischen Erzählen geschuldeten Repräsentanzproblem aus. Überprüft werden die Engführung von individuellen und kollektiven historischen Sinnzusammenhängen und deren konfligierende Prämissen aufgezeigt. Indem sie den Fokus auf Inkongruenzen und Widersprüchlichkeiten legt, knüpft die Untersuchung an die jüngere Thomas Mann-Forschung an, die den Autor als modern profiliert. Inwieweit die Erzählinstanzen ein poetologisches Programm formulieren, das das historisch-biografische Erzählen im Roman reflektiert, ist eine zentrale Fragestellung der Untersuchung. An beiden Texten werden die spezifischen Formen der Metanarration und Metafiktion auf ihre Wirkung hin untersucht. Das Verhältnis zwischen discours und histoire wird erkennbar als ein hochdynamisches Wechselspiel, das die Ästhetik der Werke entscheidend prägt. Die Analyse legt die Erzählarchitektur der Werke frei, um anschließend den Blick auf die jeweiligen Besonderheiten und Schwachstellen in der erzählerischen Konstruktion zu richten. Kritisch werden Strategien der Deutung, Leserlenkung wie der Legitimation des Erzählens betrachtet. Die Arbeit schließt an Erkenntnisinteressen der postkolonialen Erzähltheorie und ein antiessentialistisches Identitätskonzept an. Die Begriffe der Dezentrierung und Hybridität werden als narratologische Konzepte erprobt, um die in den Werken präsenten Auslegungsmuster und ihre Gleichzeitigkeit zu konturieren.
Umfang:381 Seiten
DOI:10.17192/z2020.0083