Autonome Modulation des Herzens bei prodromalem und manifestem idiopathischem Parkinson-Syndrom, Multisystematrophie und Progressiver Supranukleärer Blickparese

Autonome Störungen gehören zum Spektrum nicht-motorischer Symptome beim idiopathischen Parkinson-Syndrom. Sie können den motorischen Symptomen um Jahre vorausgehen und sind in Hinblick auf die frühzeitige und akkurate Diagnosestellung eines Parkinson-Syndroms von besonderem Interesse. Des Weiteren t...

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Main Author: Mix, Nuria
Contributors: Ries, Vincent (PD Dr. med) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2019
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Autonome Störungen gehören zum Spektrum nicht-motorischer Symptome beim idiopathischen Parkinson-Syndrom. Sie können den motorischen Symptomen um Jahre vorausgehen und sind in Hinblick auf die frühzeitige und akkurate Diagnosestellung eines Parkinson-Syndroms von besonderem Interesse. Des Weiteren treten sie auch bei Patienten mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung (RBD) auf, von denen im Verlauf über 80% eine alpha-Synukleinopathie entwickeln (Schenck et al. 2013). Zu den alpha-Synukleinopathien gehören u.a. das idiopathische ParkinsonSyndrom (IPS) und die Multisystematrophie (MSA). Die Progressive Supranukleäre Blickparese (PSP) ist wie die MSA ein atypisches Parkinson-Syndrom, wird jedoch den Tauopathien zugeordnet. Die Art und Ausprägung der autonomen Dysfunktion unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Parkinson-Syndromen. Eine autonome Dysfunktion ist charakteristisch für MSA-Patienten im Gegensatz zu Patienten mit PSP. Bei Patienten mit IPS liegt der szintigraphische Nachweis einer kardialen postganglionären sympathischen Denervation vor (Postuma et al. 2015; Orimo et al. 1999), während bei Patienten mit MSA präganglionäre sympathische Strukturen betroffen sind (Orimo et al. 2001). Die Bestimmung der Herzfrequenzvariabilität (HRV) bietet eine nicht-invasive und kostengünstige Messmethode, die autonome Modulation der Herzfrequenz und damit kardiale Innervationsstörungen abzubilden. Die Dezelerationskapazität (DC) ist ein relativ neuer Parameter der Herzfrequenz mit hoher Sensitivität und wird als Maß parasympathischer Modulation der Herzfrequenz angesehen (Bauer et al. 2006a). In der vorliegenden Studie wurde die HRV bei Patienten mit verschiedenen Parkinson-Syndromen zum weiteren Verständnis der kardialen autonomen Veränderungen verglichen. Hierfür erfolgte eine Messung mittels Holter-Monitoring über 30 Minuten in Ruhe bei IPS- (n=10), RBD- (n=10), MSA- (n=10) und PSP-Patienten (n=9), die mit einer Kontrollgruppe (n=10) sowie untereinander verglichen wurden. Es wurden zeitbasierte, geometrische und frequenzbasierte Parameter der HRV sowie die DC anhand eines phasengleichgerichteten Signalmittlungsverfahrens ausgewertet. Bei der Auswertung der Ergebnisse zeigte sich eine signifikante Reduktion der DC der Patienten mit MSA und PSP im Vergleich zu den gesunden Kontrollprobanden. Des Weiteren zeigten Patienten mit PSP gegenüber den Patienten mit IPS eine signifikante Reduktion der DC. Zudem zeigte sich ein Parameter der Gesamtvariabilität signifikant reduziert bei Patienten mit PSP im Vergleich zu gesunden Probanden. Zwischen Kontrollen und RBD- bzw. IPS-Patienten ergaben sich keine signifikanten Unterschiede. Die Interpretation der HRV-Parameter ist in der Literatur widersprüchlich und pathophysiologisch nicht ausreichend verstanden. Unsere Daten zeigen eine verminderte Modulationsfähigkeit der Herzfrequenz bei Patienten mit MSA als Zeichen autonomer Dysfunktion, passend zu den klinischen Charakteristika dieser Erkrankung. Eine hochsignifikant eingeschränkte Modulationsfähigkeit der Herzfrequenz zeigt sich überraschenderweise auch bei Patienten mit PSP als Zeichen einer autonomen Funktionsstörung am Herzen. Angesichts dieser Daten sollte die Analyse kardialer autonomer Störungen Eingang in die klinische Diagnostik sämtlicher Parkinson-Syndrome finden.
Physical Description:89 Pages
DOI:10.17192/z2019.0543