Der Einfluss von Bupivacain und Adjuvanzien auf die Mikrozirkulation von peripheren Nerven

Einleitung Die Regionalanästhesie und insbesondere die peripheren Nervenblockaden haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Aufgrund der steigenden Zahl rücken die Komplikationen dieser Verfahren in den Mittelpunkt. Eine Komplikation der peripheren Regionalanästhesie ist der Nervenschaden...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Müller, Stefan
Beteiligte: Wiesmann, Thomas (PD Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2018
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Einleitung Die Regionalanästhesie und insbesondere die peripheren Nervenblockaden haben in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Aufgrund der steigenden Zahl rücken die Komplikationen dieser Verfahren in den Mittelpunkt. Eine Komplikation der peripheren Regionalanästhesie ist der Nervenschaden ausgelöst durch eine Ischämie des Nervengewebes. Die Blutversorgung von peripheren Nerven erfolgt über ein dichtes Kapillarnetz im Endoneurium. Dieses intrinsische Gefäßsystem ist über Anastomosen mit dem extrinsischen Gefäßsystem im Epineurium verbunden. Sowohl Lokalanästhetika als auch die Adjuvanzien Adrenalin und Clonidin können Einfluss nehmen auf die lokale Mikrozirkulation. Mit der Kombination von Laser-Doppler-Flowmetrie und Spektrophotometrie können nervaler Blutfluss und Hämoglobin-Sauerstoffsättigung in der Mikrozirkulation orts- und zeitgleich bestimmt werden. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht, inwiefern Bupicavain alleine bzw. in Kombination mit den Adjuvanzien Clonidin und Adrenalin die Mikrozirkulation von peripheren Nerven beeinflusst. Material und Methoden An narkotisierten Schweinen wurde der Plexus brachialis freigelegt. Die Parameter der Mikrozirkulation (nervaler Blutfluss, Hämoglobin-Sauerstoffsättigung, relative Hämoglobinmenge) wurden aufgezeichnet. Nach einer Stabilisierungsphase von 10min wurde 1ml einer der Versuchslösungen aufgebracht. In der Standardgruppe war dies Bupivacain 0,5%, in den Interventionsgruppen Bupivacain 0,5% mit Adrenalin 10 μg/ml (1:100 000) und Bupivacain 0,5% zusammen mit Clonidin 3,75 μg/ml. In der Negativkontrollgruppe wurde isotone Natriumchlorid-Lösung verwendet. Die Messung wurde für weitere 60min fortgeführt. Die statistische Auswertung der Parameter für die nervale Mikrozirkulation erfolgte mit dem Mann-Whitney-U-Test. Die Daten der Interventionsgruppen und der Negativkontrollgruppe wurden mit denen der Bupivacain-Standardgruppe verglichen. Für nervalen Blutfluss und Hämoglobin-Sauerstoffsättigung wurde zusätzlich eine Signifikanztestung innerhalb der Gruppen mit dem Wilcoxon-Vorzeichen-Rang-Test durchgeführt. Die Verteilung der Vitalparameter (mittlerer arterieller Blutdruck, periphere Sauerstoffsättigung und Herzfrequenz) wurde mithilfe des Kruskal-Wallis-Tests ausgewertet. Ergebnisse Bupivacain 0,5% reduzierte signifikant den nervalen Blutfluss und die Hämoglobin- Sauerstoffsättigung im Vergleich zur Negativkontrolle. Beim Vergleich der Interventionsgruppen (Adrenalin, Clonidin) mit der Standardgruppe (Bupivacain) ergab sich für den nervalen Blutfluss und die Hämoglobin-Sauerstoffsättigung kein signifikanter Unterschied. Die relative Hämoglobinmenge wurde durch Bupivacain alleine oder in Kombination mit den Adjuvanzien im Vergleich zur Negativkontrolle nicht beeinflusst. In Einzelfällen folgten auf die Applikation von Bupivacain mit Adrenalin deutliche Abfälle des nervalen Blutflusses und der Hämoglobin-Sauerstoffsättigung. Schlussfolgerung Bupivacain reduzierte sowohl den nervalen Blutfluss als auch die Sauerstoffsättigung im peripheren Nervengewebe. Die Adjuvanzien Adrenalin und Clonidin führten zu keiner weiteren Abnahme von nervalem Blutfluss und Hämoglobin-Sauerstoffsättigung im Vergleich zu Bupivacain alleine. Clonidin verlängert die Wirkung von langwirksamen Lokalanästhetika. Dies macht Clonidin zu einem sicheren und geeigneten Adjuvans in der peripheren Regionalanästhesie. Nach Applikation von Adrenalin ist es in Einzelfällen zu deutlichen Abfällen von nervalem Blutfluss und Hämoglobin-Sauerstoffsättigung gekommen. Trotz fehlender Signifikanz ist von einem potentiellen Risiko für ischämische Nervenschäden auszugehen. Adrenalin verlängert die Wirkung von langwirksamen Lokalanästhetika nicht. Die Rechtfertigung für Adrenalin als Adjuvans in der peripheren Regionalanästhesie ist zweifelhaft.
Umfang:108 Seiten
DOI:10.17192/z2018.0282