Molekulare und morphologische Analyse der Mitochondrienfunktion in einem Mausmodel des Fibromyalgiesyndroms

Das Fibromyalgiesyndrom (FMS) stellt eine generalisierte Tendomyopathie dar und ist beim Menschen durch großflächige, vorzugsweise muskuläre und chronische Schmerzen von mindestens drei Monaten Dauer gekennzeichnet. Die Ursache und Ätiopathogenese dieser Erkrankung sind nach wie vor unbekannt und di...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Özel, Lisa
Beteiligte: Ocker, Matthias (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2015
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Das Fibromyalgiesyndrom (FMS) stellt eine generalisierte Tendomyopathie dar und ist beim Menschen durch großflächige, vorzugsweise muskuläre und chronische Schmerzen von mindestens drei Monaten Dauer gekennzeichnet. Die Ursache und Ätiopathogenese dieser Erkrankung sind nach wie vor unbekannt und die Diagnosestellung erfolgt klinisch anhand von Klassifikationskriterien. Die Behandlung ist symptomatisch und führt nicht zu einer Ausheilung der Erkrankung. Das intermittierende Kältestressmodell (ICS-Model) von Nishiyori et al. gilt als etabliertes Mausmodell zur Induktion von fibromyalgie-ähnlicher Schmerzsymptomatik. Auf der Basis muskulärer und mitochondrialer Veränderungen bei Patienten mit FMS, wurden in der vorliegenden Arbeit Effekte des intermittierenden Kältestresses auf molekularer und morphologischer Ebene in C57BL/6J Mäusen untersucht. Dazu wurden jeweils 9 männliche und 9 weibliche Mäuse nach dem ICS-Model behandelt und mit Kontrollgruppen der gleichen Anzahl an Tieren verglichen. Aufgrund von aus der Literatur bekannten metabolischen Veränderungen im Rahmen des FMS, wurden verschiedene Parameter untersucht. Eine Blutgasanalyse zeigte in den ICS-Tieren Unterschiede hinsichtlich Parameter wie CO2, Na+, Glucose, Cl-, K+, Ca2+, MetHb und O2 auf. Lichtmikroskopisch zeigten männliche ICS-Tiere einen geringfügig niedrigeren Glykogenanteil im Muskelgewebe und eine signifikante Reduktion desselben im Lebergewebe. Die LDH-Aktivität in mitochondrialen Proben männlicher und weiblicher ICS-Tiere war im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöht. Um Aufschluss über den Einfluss des Kältestresses auf die mitochondriale Funktion zu gewinnen, wurde die Expression des Coenzyms Q10B (COQ10B) und der Cytochrom-c- Oxidase 4 (COX4I1) untersucht. Mittels qRT-PCR konnte gezeigt werden, dass weibliche ICS-Tiere eine erhöhte Expression von Coq10b auf Transkriptionsebene aufwiesen. Die Expression des Cox4i1-Transkriptes zeigte bei den männlichen ICS-Tieren eine signifikante Erniedrigung. Des Weiteren konnte in mitochondrialen Proteinproben eine verminderte Expression von COQ10B als auch COX4I1festgestellt werden. Ebenso wie in der Literatur, zeigten elektronenmikroskopische Analysen deutliche Anzeichen ablaufender autophagischer Prozesse, die wiederum durch molekularbiologische Verfahren verifiziert wurden. qRT-PCR-Analysen zeigten in den ICS-Tieren signifikant erhöhte Expressionen der Autophagie-relevanten Gene Map1lc3b (mikrotubulus- assoziiertes Protein 1 light chain 3 b) und Beclin1 (Becn1) an. Im Muskelgewebe von männlichen ICS-Tieren konnte densitometrisch eine Erhöhung von SqSTM1/p62- Protein (p62) gezeigt werden. Außerdem wies MAP1LC3B immunhistochemisch eine deutlich aggregierte Distribution in den ICS-Tieren auf, was wiederum für das vermehrte Vorkommen von Autophagosomen im Rahmen der Autophagie spricht. Die durchgeführte Arbeit schafft erste Einblicke hinsichtlich der Auswirkungen intermittierenden Kältestresses auf den Stoffwechsel und die Zellfunktion von C57BL/6J Mäusen und gibt Hinweise auf die Bedeutung autophagischer Prozesse sowie mitochondrialer und metabolischer Veränderungen im Muskelgewebe.
DOI:10.17192/z2015.0430