Zum Einfluss der Gaumengestaltung von Oberkiefer-Totalprothesen auf die Sprachlautbildung
Die gesprochene Sprache ist ein hoch komplizierter Vorgang, der sich schon durch eine geringe Veränderung auch nur einer einzelnen, beteiligten Komponente, wesentlich beeinflussen lässt. Als Komponenten wären die Zähne, die Zunge und der Gaumen und weitere anatomische Strukturen zu n...
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1. Verfasser: | |
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Format: | Dissertation |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
Philipps-Universität Marburg
2003
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Online-Zugang: | PDF-Volltext |
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Zusammenfassung: | Die gesprochene Sprache ist ein hoch komplizierter
Vorgang, der sich schon durch eine geringe Veränderung auch nur
einer einzelnen, beteiligten Komponente, wesentlich
beeinflussen lässt. Als Komponenten wären die Zähne, die Zunge
und der Gaumen und weitere anatomische Strukturen zu nennen,
die bei der Artikulation zusammen wirken und sich beeinflussen.
So legt sich die Zunge zur Bildung spezieller Reibelaute an das
Gaumenrelief an, was bei Trägern von herausnehmbarem
Zahnersatz, der den Gaumen teilweise oder ganz abdeckt, zu
einer Veränderung der ursprünglichen Situation führt. Neben
einer funktionellen und ästhetischen Rehabilitation muss eine
prothetische Rekonstruktion demnach auch eine ungestörte
Lautbildung gewährleisten.
Ziel dieser Studie war es, den
Einfluss der Ausformung der Gaumenplatte einer Totalprothese
instrumentalphonetisch mit der von W. Wisser [2000]
entwickelten Methode zu untersuchen und therapeutische Ansätze
zu formulieren.
Für diese Untersuchung konnten elf
weibliche und neun männliche Probanden gewonnen werden, die
neben dem jetzt getragenen Zahnersatz noch ein zweites
Totalprothesenpaar besaßen. Neben der Fähigkeit, ein
dialektfreies Normdeutsch zu sprechen, und ein gutes
Lesevermögen zu haben, wurde auch das uneingeschränkte
Hörvermögen bei diesen Probanden audiometrisch überprüft. Mit
Einverständnis der Probanden wurde die Oberfläche des
künstlichen Gaumens der Zweit-Totalprothese nach Anfertigung
eines Palatogramms wie folgt modifiziert:
· hochglanzpolierte
Oberfläche der oberen Totalprothese
· mediane Gaumenfalte
(Regio Papilla incisiva bis in Höhe 15/25)
· mediane und
transversale Gaumenfalte auf der Lautbildungsstelle
· mediane
und transversale Gaumenfalte vor der Lautbildungsstelle
·
mediane und transversale Gaumenfalte hinter der
Lautbildungsstelle
· modifizierter Snow-Wulst
· aufgeraute,
sandgestrahlte Oberfläche
Die Probanden mussten mit jeder
dieser Modifikationen einen Lesetext vorlesen. Mit Hilfe eines
DAT-Rekorders und eines an einer Kopfhalterung befestigten
Richtmikrofons wurden nahezu studioreife Tonaufnahmen dieser
Sprechproben hergestellt. Über eine rechnergestützte
Frequenzanalyse, nach dem Prinzip der schnellen
Fourier-Transformation (FFT), sowie anschließende statistische
Auswertungen mittels Wilcoxon- und Friedman-Tests war es
möglich, Unterschiede in der Lautbildung der untersuchten
Konsonanten als Folge der jeweils getragenen Modifikation der
Gaumenplatte objektiv und reproduzierbar nachzuweisen.
In
dieser Studie konnten keine statistisch signifikante Abweichung
durch die Gaumenplattenmodifikationen in den Lauten
?k?, ?f?, ?ts?,
?s? und ?C? erzeugt werden. Dies war
gerade für den Laut ?s? eher unerwartet, zeigt aber
wiederum die Kompensationsfähigkeit der Artikulation.
Unterschiede in der Lautbildung konnte in dieser Untersuchung
in den Lauten ?S?, ?n? und
?l? nachgewiesen werden. Allerdings in der Regel
nur durch Auflegen der transversalen Gaumenfalten. Sowohl die
raue Oberfläche im Bereich der Artikulationszonen der
untersuchten Laute, Wachswülste im palatinalen Bereich der
ersten Praemolaren als auch das Auflegen einer medianen
Gaumenfalte führten zu keiner statistisch signifikanten
Veränderung der Lautbildung.
Diese Studie zeigt erstmals
statistisch gesicherte Ergebnisse zum Einfluss der
Gaumengestaltung an Totalprothesen auf die
Lautbildung. |
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DOI: | 10.17192/z2003.0389 |