Inzidenz und Outcome von Zytomegalievirus- und BK-Virusinfektionen nach Nieren- und kombinierter Nieren- und Pankreastransplantation - Eine retrospektive monozentrische Datenanalyse -

In Deutschland sind etwa 95.000 Menschen dialysepflichtig, wobei eine Nierentransplantation für viele der Patient:innen die zu präferierende Therapieoption darstellt, da sie der Dialyse im Hinblick auf Mortalität, Morbidität und Lebensqualität überlegen ist. Zur Aufrechterhaltung von Lebensqualität...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Thiele, Svenja
Beteiligte: Haas, Christian S. (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2024
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:In Deutschland sind etwa 95.000 Menschen dialysepflichtig, wobei eine Nierentransplantation für viele der Patient:innen die zu präferierende Therapieoption darstellt, da sie der Dialyse im Hinblick auf Mortalität, Morbidität und Lebensqualität überlegen ist. Zur Aufrechterhaltung von Lebensqualität und im Hinblick auf die limitierte Anzahl an verfügbaren Organen ist es von fundamentaler Relevanz, die Transplantatfunktion zu sichern. Durch eine potente Immunsuppression kann das Risiko einer Rejektion verringert werden. Im Gegenzug steigt das Risiko opportunistischer Infektionen u.a. mit CMV und BKV, welche potenziell mit einer gesteigerten Rate an Transplantatverlusten sowie einer erhöhten Mortalität einhergehen können. Deshalb sind eine frühzeitige Detektion und Einleitung einer adäquaten Therapie von elementarer Bedeutung. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die Häufigkeit beider Infektionen und der assoziierten Krankheitsbilder am Transplantationszentrum Marburg zu erfassen sowie Risikofaktoren und das Outcome zu evaluieren. Dazu wurden retrospektiv die Daten von Patient:innen, welche sich im Zeitraum vom Januar 2012 bis Juli 2020 einer Nieren- oder kombinierten Nieren- und Pankreastransplantation am Transplantationszentrum Marburg unterzogen haben, analysiert. Im Einzelnen wurden neben den demografischen Daten die Inzidenz von CMV- und BKV-Infektionen sowie ggf. eine histologisch gesicherte renale Beteiligung erfasst und mit dem renalen Outcome anhand des Serum-Kreatinins, des Transplantat-Überlebens und der Mortalität assoziiert. Das Alter der 152 Patient:innen betrug im Median 53 Jahre und die Nachbeobachtungsdauer 40,1 Monate (IQR = 49). Bei 38,8 % konnte keine Virusreplikation, bei 28,9 % eine Replikation von CMV, bei 17,8 % von BKV und bei 14,5 % beider Viren im Blut oder Urin nachgewiesen. Insgesamt lag die Inzidenz der CMV-Infektionen bei 43,4 % und die der BKV-Infektionen bei 32,2 %. Als Risikofaktoren für CMV-Infektionen konnte die serologische Konstellation D+/R- und eine Anzahl von ³ 12 HWI in den ersten 24 Monaten nach Transplantation identifiziert werden. Rejektionen und die serologische Konstellation D+/R- waren mit CMV-Erkrankungen assoziiert. Außerdem zeigte sich ein Zusammenhang zwischen BKV-Infektionen und Rejektionen sowie zwischen PD und BKAN. Personen mit einem additiven Risiko wie serologischer D+/R- Konstellation, vermehrten HWI nach Transplantation und Rejektionen könnten somit von einem vermehrten Screening profitieren, um die Virusreplikation frühestmöglich zu detektieren. Des Weiteren konnte in unserem Patientenkollektiv nachgewiesen werden, dass die exkretorische Transplantatfunktion bei Personen mit alleiniger BKV-Infektion auf vergleichbarem Niveau mit derer von Personen ohne Virusreplikation lag. Außerdem war eine alleinige BKV-Infektion oder BKAN erfreulicherweise nicht mit gesteigerter Mortalität oder Transplantatverlusten assoziiert. Dem gegenübergestellt ging eine Koinfektion mit CMV und BKV mit einer geminderten Transplantatfunktion, gesteigerter Mortalität und einem höheren Risiko für Transplantatverluste einher. In dieser Kohorte kam es bei Vorliegen einer BKAN zusätzlich vermehrt zu Transplantatverlusten. Analog dazu führte eine alleinige CMV-Infektion oder -Erkrankung ebenfalls zu einem schlechteren Outcome verglichen mit der Kohorte ohne Virusreplikation. Die Ergebnisse dieser Studie legen nahe, dass insbesondere CMV-Infektionen und CMV+BKV-Koinfektionen eine große Krankheitslast am Transplantationszentrum Marburg darstellen. Alleinige BKV-Infektionen hingegen sind bei frühzeitiger Erkennung und Einleitung einer Therapie, im Sinne einer Dosisreduktion der immunsuppressiven Medikation und ggf. unter Hinzunahme von Leflunomid, nicht mit einem minderen Outcome assoziiert.
DOI:10.17192/z2024.0207