Grenzen der audiovisuellen Auswertbarkeit von Aufnahmen von Atem- und Atemnebengeräuschen bei Patient*innen und Gesunden mittels des LEOSound

Einleitung Im Gesundheitswesen besteht das Interesse ein Gerät zum Screening von Atem- und Atemnebengeräuschen zu entwickeln, welches bereits im Rettungswagen zur Differenzierung einer akut dekompensierten LHI und einer akut exazerbierten COPD eingesetzt werden kann. Im klinischen Setting wird z...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Szallies, Theresa
Beteiligte: Koehler, Ulrich, (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2024
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Einleitung Im Gesundheitswesen besteht das Interesse ein Gerät zum Screening von Atem- und Atemnebengeräuschen zu entwickeln, welches bereits im Rettungswagen zur Differenzierung einer akut dekompensierten LHI und einer akut exazerbierten COPD eingesetzt werden kann. Im klinischen Setting wird zum Therapiemonitoring von Patient*innen mit chronischen oder akuten Lungenerkrankungen bereits der LEOSound, ein lungenspezifisches Aufnahmegerät, eingesetzt. Inwiefern bestimmte Frequenzbereiche und Lautstärkepegel die Aufnahmen des LEOSound und deren Auswertbarkeit einschränken, ist bisher noch nicht untersucht worden und wird im ersten Teil dieser Arbeit betrachtet. Neben der Atmung können auch Atemnebengeräusche aufgezeichnet und teilweise automatisch analysiert werden. Für Crackles hat sich jedoch noch keine Software durchgesetzt, weshalb Aufzeichnungen weiterhin audiovisuell ausgewertet werden. Wie stark Patient*innen mit akut exazerbierter COPD oder dekompensierter LHI cracklen und ob diese nur bei Kranken vorkommen, ist bisher nur wenig untersucht worden. Im zweiten Teil der Arbeit wird ein Crackle-Index als quantitatives Merkmal für die Cracklehäufigkeit bei diesen Patient*innen und Gesunden berechnet und miteinander verglichen. Material und Methoden Die 14-minütigen Aufnahmen erfolgten mit dem LEOSound, unterteilt in eine Ruhephase und eine Phase mit Störgeräuschen, die im Hintergrund abgespielt wurden. Für die Detektion der Atem- und Atemnebengeräuschen lag der Fokus darauf, ob das zu untersuchende Geräusch in jeder Epoche (30 Sekunden) zu hören und/oder zu sehen war. Konnte ein Atemsignal oder konnten Crackles in ≥ 50% einer Epoche erkannt werden, wurde diese als positiv bewertet und getrennt nach Ruhe und Störgeräuschen aufsummiert. Für die Berechnung des Crackle-Indexes, als Maß für die Crackleintensität einer Aufnahme, wurde nur die Ruhephase herangezogen. Konnten in ≥50% der betrachteten Epoche Crackles audiovisuell erkannt werden, so wurde diese Epoche als positiv bewertet. Die Summe aller Crackle-positiven Epochen einer Aufnahme, dividiert durch 14 Epochen, ergab den “Crackle-Index”. 56 Ergebnisse Die Detektion der Atmung in Ruhe war bei allen Teilnehmenden die gesamte Zeit möglich. Während der Störgeräusche lag die Detektion bei 18/19 Aufnahmen bei den Patient*innen weiterhin bei 100%. In der Gruppe der Gesunden konnte die Atmung bei 33/41 Aufnahmen durchweg erkannt werden. Mit Hilfe des Wilcoxon-Tests konnte gezeigt werden, dass es keinen signifikanten Unterschied bei der Atemdetektion der Kranken (alle Patient*innen zusammen) in Ruhe versus Störgeräusche gibt (p = 0,37), bei den Gesunden hingegen schon (p = 0,01). Crackles konnten während der Ruhephase bei den Gesunden in 11/40 Aufnahmen, bei den Patient*innen mit COPD in 14/18 und bei denen mit LHI in 12/18 Aufnahmen erkannt werden. Während der Störgeräusche gab es in allen Gruppen weniger Crackle-positive Aufnahmen (Gesund: 9/40; COPD: 9/18; LHI: 9/18). Bezüglich der Crackleintensität konnte mit Hilfe des Kruskal-Wallis-Tests gezeigt werden, dass es jeweils einen statistisch relevanten Unterschied zwischen den Crackle-Indizes der Gesunden und denen der Patient*innen mit COPD (p = 0,00085) und LHI (p = 0,0042) gibt. Die Crackle-Indizes der Patient*innen zeigten jedoch keinen signifikanten Unterschied zueinander (p = 0,63). Diskussion Die Erkennung der Atmung war während der Störgeräuschphase schlechter, verglichen mit der Ruhephase. Die Bewertung der Atmung wurde vor allem von lauten und komplexen Geräuschen mit einem großen Frequenzspektrum beeinträchtigt. Einzelne Störelemente, wie das Piepen der Überwachungsgeräte oder ein Türknallen, schränkten meist nur den auditiven Teil ein und die Atmung konnte weiterhin visuell verfolgt werden. Bei der Cracklebewertung fiel auf, dass vorwiegend niederfrequente Crackles schwerer detektiert wurden als hochfrequente Crackles. Erstere gingen im Grundrauschen oder den Strömungsgeräuschen der Atmung unter und waren in der Spektraldarstellung schwerer zu erkennen. Durch die Kombination aus visueller Darstellung und dem Hören verbesserte sich die Erkennungsrate sowohl für Crackles, als auch für die Atmung. Da sich das Crackleverhalten der akut erkrankten Patient*innen weniger ausgeprägt zeigte als angenommen, konnte kein direkter Vergleich der Detektion zwischen Ruhe- und Störgeräuschphase erfolgen. Bei Aufnahmen, die während der Störgeräusche als „Crackle-negativ“ bewertet wurden, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob die Person keine Crackles hat oder ob die Crackles, aufgrund der Störgeräusche, im LEOSound nicht erkannt werden konnten.
DOI:10.17192/z2024.0144