Wie kann die schulische Unterstützung für Kinder mit ADHS verbessert werden? Eine ganzheitliche Analyse aus der Perspektive von Lehrkräften, Kindern, Jugendlichen und Eltern

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine häufige Störung im Kindes- und Jugendalter, die oft mit erheblichen Beeinträchtigungen im schulischen Bereich einhergeht. Trotz der Wirksamkeit von Interventionen durch Lehrkräfte bleibt die schulische Unterstützung für betroffene Ki...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Szép, Anna
Beteiligte: Christiansen, Hanna (Prof. Dr.) Endres, Dominik (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2024
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine häufige Störung im Kindes- und Jugendalter, die oft mit erheblichen Beeinträchtigungen im schulischen Bereich einhergeht. Trotz der Wirksamkeit von Interventionen durch Lehrkräfte bleibt die schulische Unterstützung für betroffene Kinder oft unzureichend. Das Ziel dieser Dissertation war es daher, die Faktoren zu identifizieren, die eine verbesserte Unterstützung von Schüler:innen mit ADHS in der Schule beeinflussen. Durch die Einbeziehung der Perspektiven von Lehrkräften, Schüler:innen mit ADHS und Eltern wurde praxisrelevantes Wissen generiert und in den theoretischen Rahmen des Viol-Ex-Modells integriert. In der ersten Studie wurden Modelle von Einflussfaktoren untersucht, die mit dem Einsatz effektiver Klassenrauminterventionen aus Sicht der Lehrkräfte verbunden sind. Die Ergebnisse zeigten, dass die Erwartung der Lehrkräfte bezüglich der Effektivität einer Intervention der stärkste Prädiktor für deren Einsatz ist. Zudem wurden folgende Faktoren mit dem Einsatz von Klassenrauminterventionen in Verbindung gebracht: mehr Weiterbildung zum Thema ADHS, eine höhere wahrgenommene Störung durch ADHS-typisches Verhalten im Unterricht, das Arbeiten an Grund- oder Förderschulen sowie mehr Erfahrung mit betroffenen Schüler:innen. Lehrkräfte nannten als Barrieren zu große Klassen, eine hohe Anzahl von Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen und Zeitmangel. Die zweite Studie untersuchte potenzielle Einflussfaktoren für den Einsatz effektiver Klassenrauminterventionen aus Sicht von Kindern (8-11 Jahre) und Jugendlichen (12-18 Jahre) mit ADHS sowie von Eltern. Alle drei Gruppen brachten einen häufigeren Einsatz mit niedrigeren Schulstufen und Förderschulen in Verbindung. Eine positive Beziehung zu den Lehrkräften war für Kinder und Jugendliche mit einem häufigeren Einsatz verbunden. Für Eltern bestand ein Zusammenhang mit dem Wissen der Lehrkräfte über ADHS, einer positiven Einstellung der Lehrkräfte und einer guten Kommunikation zwischen Eltern und Lehrkräften. Eine wahrgenommene Überforderung der Lehrkräfte bezüglich ADHS wurde mit einem geringeren Einsatz aus Elternperspektive in Verbindung gebracht. Barrieren waren aus der Sicht der Eltern ein fehlendes Wissen der Lehrkräfte über ADHS, Zeitmangel und fehlende Fortbildungen. In der dritten Studie wurden die Unterstützungswünsche von Eltern von Kindern mit ADHS bezüglich der Schulbildung analysiert. Dabei wurden Unterschiede je nach ADHS-Erscheinungsbild, Geschlecht des Kindes und Schulform festgestellt. Die am häufigsten genannten Unterstützungswünsche waren mehr Wissen und Weiterbildung der Lehrkräfte über ADHS, mehr Verständnis für das Störungsbild und das betroffene Kind sowie ein personenzentrierterer Umgang der Lehrkräfte. Zusammenfassend ermöglichte die Berücksichtigung der Perspektiven von Lehrkräften, Schüler:innen mit ADHS und Eltern eine umfassende Analyse der Herausforderungen und Bedürfnisse. Die Weiterbildung und das Wissen der Lehrkräfte sind entscheidende Faktoren, wobei auch die Schulform eine zentrale Rolle spielt. Interpersonelle Faktoren wie die Beziehung zwischen Lehrkräften und Schüler:innen sowie die Kommunikation mit den Eltern sind ebenfalls von großer Bedeutung. Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um eindeutige Ergebnisse bezüglich Stress, Stigmatisierung und des diagnostischen Labels zu erzielen. Die Ergebnisse dieser Dissertation vertiefen das Verständnis für die komplexen Zusammenhänge von ADHS im schulischen Kontext und bieten Impulse für praxisorientierte Interventionen zur Verbesserung der Bildungschancen von betroffenen Schüler:innen.
DOI:10.17192/z2024.0122