Analyse des Exacerbations of Chronic Pulmonary Disease Tool als Prädiktor für akute Exazerbationen bei Chronisch obstruktiver Lungenerkrankung

Personen mit COPD erfahren durch die Erkrankung eine erhebliche Einschränkung ihrer Leistungsfähigkeit, Mobilität, Selbstständigkeit und letztlich auch Lebensqualität. Akute Exazerbationen tragen maßgeblich zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes bei, daher beeinflussen sie Krankheitsverl...

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Main Author: Hoffmann, Christine
Contributors: Rembert Koczulla, Andreas (Prof. Dr. ) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2023
Subjects:
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Description
Summary:Personen mit COPD erfahren durch die Erkrankung eine erhebliche Einschränkung ihrer Leistungsfähigkeit, Mobilität, Selbstständigkeit und letztlich auch Lebensqualität. Akute Exazerbationen tragen maßgeblich zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes bei, daher beeinflussen sie Krankheitsverlauf und Prognose deutlich. Der Begriff der AECOPD und ihre Schweregrade sowie deren Therapie ist nicht einheitlich, dies erschwert die Identifizierung von Risikopatient:innen. In der Literatur schlagen Autor:innen ergänzend zur bisherigen Exazerbationsdefinition den Begriff der symptomatischen Exazerbationen vor, welche von sogenannten PROs aufgezeichnet werden sollen. In der PACE- Studie werden Exazerbationsprädiktoren bei COPD- Patient:innen während einer stationären PR gesucht. Zu diesem Zweck befasst sich diese Dissertation mit einem PRO, dem EXAcerbations of Chronic Pulmonary Disease Tool (EXACT). In diesem 14 Fragen umfassenden Fragebogen dokumentieren Patient:innen ihre täglichen Symptome. Ziel der Herausgeber:innen ist die Aufzeichnung von symptomatischen Exazerbationen sowie deren Dauer und Schwere. Dafür wird der Total Score des EXACT- Fragebogens herangezogen. Außerdem umfasst das PRO drei untergeordnete Domain Scores (Breathlessness, Chest Symptoms und Cough and Sputum). Bereits drei Tage vor der klinisch diagnostizierten AECOPD kam es zu einem signifikanten Anstieg aller EXACT- Scores im Vergleich mit der Kontrollgruppe, deren Patient:innen während der PR keine Exazerbation hatten. Diese Erkenntnis stellt den Fragebogen als Messinstrument heraus, um Verschlechterungen früh zu erkennen, sodass in Zukunft therapeutisch eingegriffen oder die AECOPD möglicherweise verhindert werden kann. Bei Betrachtung der von den Herausgeber:innen festgelegten Grenzwerte zur Erkennung von symptomatischen Exazerbationen ergibt sich eine geringe Überschneidung der klinisch diagnostizierten und symptomatischen (nach EXACT definierten) Exazerbationen. Im Gegensatz zu den EXACT- Exazerbationen führten die klinisch diagnostizierten Ereignisse jedoch zum Absinken der FEV1 am Ende der PR. Die Eignung des Fragebogens zum Identifizieren von klinisch relevanter AECOPD unter den festgelegten Grenzwerten lässt sich in dieser Studie somit nicht belegen, zumindest nicht bei der Beobachtung über den Zeitraum der PR. In bisherigen Arbeiten wurden symptomatische Exazerbationen als ergänzende Variable zur herkömmlichen Exazerbationsdefinition diskutiert. Auffällig ist auch, dass in der Gruppe der Patient:innen mit AECOPD von Beginn der PR an ein signifikant höherer EXACT- Score vorlag als in der Kontrollgruppe. Diese Patient:innen, hatten eine signifikant schlechtere FEV1 und häufigere Exazerbationen in der Vorgeschichte. Es ist zu vermuten, dass die gesetzten Grenzwerte nicht für alle COPD- Patient:innen gleichermaßen tauglich sind. Wenn man von diesen jedoch absieht, ergibt sich ein signifikanter Anstieg der Scores in den Tagen vor AECOPD. Perspektivisch könnte der Fragebogen daher als Verlaufsdokumentation von Symptomen genutzt werden, welche als Entscheidungshilfe dazu beiträgt, frühzeitig medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Diese Dokumentation sollte zugunsten der Praktikabilität elektronisch erfolgen und von Behandler:innen der Patient:innen mitüberwacht werden. Bisher sind vor allem anamnestische Hinweise und diagnostische Messinstrumente, für die es Laboruntersuchungen und Geräte braucht, als Exazerbationsprädiktoren bekannt. Daher könnte ein patient:innengeführtes Tagebuch vor allem für die ambulante Versorgung eine sinnvolle Ergänzung und einfach zugängliche Verlaufsdokumentation sein. Um dies valide zu belegen und die Compliance der Patient:innen besser einzuschätzen, sollte zukünftig ein längerer Zeitraum untersucht werden. Hinsichtlich der sekundären Fragestellungen dieser Dissertation ergaben sich geschlechtsspezifische Unterschiede der untersuchten Gruppen. Die weiblichen Studienteilnehmer:innen waren im Durchschnitt älter, hatten eine geringere FEV1 und häufigere Exazerbationen in der Vergangenheit. All diese Risikofaktoren waren jedoch nicht statistisch signifikant. Der Zusammenhang zwischen Geschlecht und dem Risiko eine AECOPD während der PR zu entwickeln, ließ sich nicht nachweisen. Außerdem wurde untersucht, ob der EXACT- Total- Score als Dokumentation von Symptomen eine Verbesserung während der PR abbildet. Dies ließ sich nicht belegen, der Total Score zeigte über die PR hinweg einen stabilen Verlauf. Dazu lässt sich argumentieren, dass der Score das langfristige Level der Patient:innen gut abbildet und bei akuter Verschlechterung reagiert, aber dennoch wenig anfällig für kleinere Schwankungen ist. Dies müsste ebenfalls über einen längeren Zeitraum beurteilt werden. Die sekundären Fragestellungen dieser Dissertation beinhalten außerdem die Domain Scores des EXACT- Fragebogens. Hier ließ sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen feststellen bis zu drei bzw. vier Tage vor AECOPD. Zusammenfassend bilden daher alle EXACT- Scores vor klinischer Diagnosestellung eine relevante Verschlechterung der Symptomatik ab und liefern damit die Möglichkeit der Früherkennung von akuten Exazerbationen.
DOI:10.17192/z2024.0038