Neuromorphologische Korrelate dimensionaler schizotyper Persönlichkeitseigenschaften bei Gesunden

Schizotypie beschreibt ein mehrdimensionales Konstrukt, welches sich durch subklinische schizophrenieähnliche Verhaltens- und Denkweisen auszeichnet. Es konnten bisher Überschneidungen zwischen Schizotypie und Schizophrenie unter anderem in der genetischen Prädisposition und der Neuromorphologie det...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Bergmann, Aliénor Irene Maria
Beteiligte: Nenadić, Igor (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Schizotypie beschreibt ein mehrdimensionales Konstrukt, welches sich durch subklinische schizophrenieähnliche Verhaltens- und Denkweisen auszeichnet. Es konnten bisher Überschneidungen zwischen Schizotypie und Schizophrenie unter anderem in der genetischen Prädisposition und der Neuromorphologie detektiert werden. Schizotype Persönlichkeitseigenschaften kommen in unterschiedlichen Ausprägungen in der Bevölkerung vor und bilden ein Kontinuum zwischen einem niedrig-schizotypen und einem hoch-schizotypen bzw. klinischen Bereich. Obwohl sie per se keinen Krankheitswert besitzen, sind sie in ausgeprägter Form ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Störung des Schizophrenie-Spektrums. Studien zur Schizotypie bieten die Möglichkeit innerhalb des Kontinuums Unterschiede zu detektieren, die bei vorhandener Disposition Hinweise auf protektive und kompensatorische Faktoren geben können. In dieser Studie wurde untersucht, inwieweit schizotype Persönlichkeitsmerkmale gesunder Probanden mit strukturellen Auffälligkeiten der Neuromorphologie korrelieren. Dazu wurden die schizotypen Eigenschaften von 250 klinisch unauffälligen Personen mit Hilfe des Oxford-Liverpool Inventory of Feelings and Experiences (O-LIFE) erhoben und die Korrelationen der einzelnen Unterskalen mit der Hirnstruktur jeweils mittels Voxel-Based Morphometry (VBM), Surface-Based Morphometry (SBM) und Diffusion-Tensor-Imaging (DTI) untersucht. Wir nutzen für die Gewinnung der Daten ein 3Tesla MRT. In allen drei Methoden zeigten sich Zusammenhänge zwischen den einzelnen Unterskalen und der Hirnstruktur. Im Rahmen der VBM-Analyse präsentierten sich Volumenreduktionen in temporalen und frontalen Bereichen, sowie Auffälligkeiten im Bereich der Insula, des Cerebellums und des Praecuneus. Insbesondere die Volumenreduktionen in temporalen Bereichen wurden für klinisch Betroffene vielfach vorbeschrieben, wobei vor allem Reduktionen des Gyrus temporalis superior mit der Positivsymptomatik korrelierten. In der hier untersuchten Kohorte konnten Zusammenhänge mit der positiven Dimension im Bereich des Gyrus temporalis inferior gefunden werden. Im Bereich des Praecuneus zeigten sich negative Volumenkorrelationen, die sich ebenfalls von zuvor publizierten Ergebnissen gesunder Probanden unterscheiden. Des Weiteren zeigte die SBM-Analyse eine verminderte Gyrifizierung in frontalen Bereichen, sowie eine vermehrte Gyrifizierung im Bereich der Insula. Innerhalb der DTI-Analyse präsentierten sich Assoziationen einzelner Dimensionen mit der Faserqualität in frontotemporalen und fronto-subkortikalen Faserzügen, sowie in Strukturen des limbischen Systems. Die Ergebnisse der Studie belegen damit multifokale Zusammenhänge schizotyper Persönlichkeitsmerkmale mit der Hirnstruktur auch bei Gesunden. Diese decken sich nur zum Teil mit bereits publizierten Daten. Ein Erklärungsansatz hierfür ist unter anderem die Verwendung verschiedener Fragebögen. Diese Studie erweitert so den Blick auf das schizotype Kontinuum aus einer klinisch unauffälligen Perspektive und ist ein wichtiger Baustein für das Verständnis neuromorphologischer Zusammenhänge schizotyper Persönlichkeitseigenschaften bei Gesunden.
DOI:10.17192/z2023.0604