Charakterisierung und Training frontaler Dysfunktionen bei juveniler myoklonischer Epilepsie (JME)

Das Ziel der vorliegenden klinischen Studie war es, erstmals ein Schulungsprogramm für Patienten mit JME zu schaffen, welches die eigene Wahrnehmung- und Achtsamkeit trainiert, um geeignete Kompensationsmechanismen zu finden, Lösungsansätze zu erlernen, die psychosozialen, alltagsrelevante Schwierig...

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מחבר ראשי: Huber, Anna-Sophia
מחברים אחרים: Knake, Susanne (Prof., Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
פורמט: Dissertation
שפה:גרמנית
יצא לאור: Philipps-Universität Marburg 2023
נושאים:
גישה מקוונת:PDF-Volltext
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סיכום:Das Ziel der vorliegenden klinischen Studie war es, erstmals ein Schulungsprogramm für Patienten mit JME zu schaffen, welches die eigene Wahrnehmung- und Achtsamkeit trainiert, um geeignete Kompensationsmechanismen zu finden, Lösungsansätze zu erlernen, die psychosozialen, alltagsrelevante Schwierigkeiten auszugleichen und das Leben mit der Krankheit zu erleichtern. Maßstab der Wirksamkeit waren psychometrische und neuropsychologische Testbatterien, die vor und nach dem Interventionsprogramm angewendet wurden. Gleichwohl nicht alle Testergebnisse Signifikanzen aufweisen und die Stichprobe mit n = 13 relativ gering ist, gibt es einige Indikatoren, die auf eine Wirksamkeit dieser Intervention hinweisen. Im FERUS ist ein signifikanter Anstieg der Selbstwirksamkeit unmittelbar nach dem Interventionstraining und im Follow up FU6 zu verzeichnen. Dabei ist die Selbstwirksamkeit (Bandura & Adams, 1977) ein Maßstab für die Änderung von Denk- und Verhaltensweisen. Es geht um die Überzeugung aus eigener Kraft Herausforderungen und Krankheiten zu beeinflussen oder bewältigen zu können. Es ist eine Art Schlüsselrolle, die Menschen hilft aus ihrer Passivität herauszukommen und aktiv Verhaltensweisen bestmöglich zu verändern. Neben indirekter Messung über den FERUS, weisen auch direkte Fragen beim FB des Epilepsiemanagement im Langzeit-follow up auf ein besseres Verständnis über, und einen besseren Umgang mit der Erkrankung hin. Über das Selbstwirksamkeitstraining hinaus konnten auch signifikante Effekte in der Wahrnehmung von Gefühlen, als Teilbereich sozialer Kognitionen, festgestellt werden. Neben Signifikanzen weisen auch Trends auf eine Verbesserung der sozialen Kognition nach Intervention hin, wie die Skalen der Reflexibilität und Durchsetzungsvermögen im ISK-K sowie im extern orientierten Denkstil des TAS-26. Bei diesen verbesserten sich die Werte auch nach dem Langzeit-follow up stetig. Dies deutet auf ein verbessertes Bewusstsein kognitiver Vorurteile und Verzerrungen hin und erfüllt damit das Kernziel des MKT. Die Schritte nach dem Erkennen und Bewusstwerden der eigenen Selbstwirksamkeit und den stereotypischen Denk- und Handelsweisen ist der Umgang mit diesen zu erlernen und bei Bedarf im Alltag anzupassen. Dies ist ein Teilaspekt der Entspannungsübung, welche über alle Module hinweg zur signifikanten Reduktion von Spannungszuständen führte und die Motivation zur eigenständigen Ausführung auch sechs Monate nach der Intervention aufrechterhalten konnte. Der erhoffte Effekt dieser Entspannungsübung, eine Reduktion der Provokationsfaktoren und Verminderung der Anfallsfrequenz, konnte nicht erreicht werden. Trotz der theoretisch optimalen Kombination aus Psychoedukation (Vermittlung von Wissensinhalten in Bezug auf Epilepsie, Anfälle und deren Umgang) und anschließender Entspannungsübung als praktische Umsetzung des Gelernten, veränderte sich die Anfallsfrequenz der Untersuchungsgruppe nicht. Womöglich ist der ausschlaggebende Faktor die Homogenität der Gruppe. In dieser lagen die Anfälle über ein Jahr zurück. Zudem nahmen die Probanden konsequent ihre Medikation ein, da sie berufstätig sind und auf eigenständiges Autofahren (Fahrerlaubnis) angewiesen sind. Im Gegensatz dazu wurden Gedächtnisübungen in dieser Intervention nicht direkt trainiert. Wie erwartet veränderten sich die Ergebnisse der Gedächtnistests nur wenig. Die Trends im WMS-R, genau dem Block Span Test vorwärts und Digit Span Test rückwärts deuten auf Verbesserungen des Kurzeit- und Arbeitsgedächtnisses hin. Es ist anzunehmen, dass weitere Zykluseinheiten oder angehängte Trainingsmodule diese Effekte in Zukunft verstärken können. Sicherlich sind zusätzliche Forschungsansätze notwendig, um die Wirksamkeit zu validieren, weitreichendere Erkenntnisse (in Bezug auf Effekte der Exekutivfunktion und Anfallsreduktion) einzuholen und das Interventionsprogramm dahingehend auszuweiten. Zusammenfassend zeigt sich, dass solche Interventionsprogramme einen möglichen neuen Therapieansatz in der Behandlung von JME darstellen, welche langfristig ergänzend zur pharmakologischen Therapie – im ambulanten oder stationären Setting – angeboten werden können. Insbesondere um Therapiemöglichkeiten zu schaffen, die neben symptomorientierter antikonvulsiver Behandlung psychosoziale und kognitive Defizite abdecken und die Lebensqualität steigern.
DOI:10.17192/z2023.0566