Inanspruchnahme des Gesundheitssystems während der COVID-19-Pandemie. Welche Faktoren haben Patienten am Zugang zur Primärversorgung beeinflusst?

Hintergrund Neben den unmittelbaren Auswirkungen einer Erkrankung mit COVID-19 sorgte die Pandemie für Kollateralschäden in der Gesundheitsversorgung: in der hausärztlichen Versorgung standen Patienten und medizinisches Personal vor den Herausforderungen, das Ansteckungsrisiko möglichst gering und...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Otto, Daniel
Beteiligte: Becker, Annette (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Hintergrund Neben den unmittelbaren Auswirkungen einer Erkrankung mit COVID-19 sorgte die Pandemie für Kollateralschäden in der Gesundheitsversorgung: in der hausärztlichen Versorgung standen Patienten und medizinisches Personal vor den Herausforderungen, das Ansteckungsrisiko möglichst gering und die Versorgung aufrecht zu erhalten. Es blieb jedoch unklar, wie die Patienten diese Herausforderungen in ihrer Gesundheitsvorsorge wahrgenommen haben. Ziel Das Ziel dieser Studie war es, die Erfahrungen von Patienten in der hausärztlichen Versorgung in Deutschland während der ersten und zweiten Welle der COVID-19-Pandemie zu identifizieren. Es sollte herausgefunden werden, welche Faktoren Patienten in ihrer Inanspruchnahme der Primärversorgung beeinflusst haben. Methoden Mit einer qualitativen, semi-strukturierten Interviewstudie wurden zwischen Februar und Juni 2021 insgesamt 17 Patienten zu ihrem Verhalten und ihren Erwartungen bezüglich der Primärversorgung befragt. Rekrutiert wurden Studienteilnehmer aus hausärztlichen Praxen in Mittelhessen und Ostfriesland. Einschlusskriterien waren ein Alter von 18 Jahren oder älter, die Interviewteilnehmer mussten im Jahr 2019 durchschnittlich einmal pro Monat telefonisch oder persönlich Kontakt mit Hausärzt/-innen haben. Die Rekrutierung wurde bis zum Erreichen der Datensättigung fortgesetzt. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet und im Anschluss wörtlich transkribiert. Die Auswertung erfolgte mit einer qualitativen Inhaltsanalyse nach dem Ansatz von Kuckartz. Ergebnisse Es konnten mit der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse insgesamt 3 Hauptkategorien entwickelt werden, die mit jeweils drei Subkategorien genauer analysiert wurden. Die Hauptkategorien waren „Angst vor Ansteckung“, „Arztpraxis“ und „Eigene Gesundheit“. In der Datenanalyse zeigte sich, dass zwischen den Kategorien Wechselwirkungen bestanden und insgesamt eine veränderte Inanspruchnahme von Praxisbesuchen bei Hausärzt/-innen nur von wenigen Studienteilnehmern berichtet wurde. Schlussfolgerung Aus dieser patientenzentrierten Studie lassen sich möglicherweise Denkanstöße für die zukünftige hausärztliche Versorgung ableiten. Auch über die COVID-19-Pandemie hinaus scheint sich die Angst vor einer Ansteckung zum Beispiel durch eine professionelle Informationspolitik positiv beeinflussen zu lassen. Das Vertrauen von Patienten zu ihren Hausärztinnen und Hausärzten war auch während der Pandemie ein wichtiger Faktor für eine lückenlose Gesundheitsversorgung. Die Chancen der Telemedizin wurden von den Studienteilnehmern zwar grundsätzlich erkannt, scheinen aber zur Zeit noch mit Skepsis besetzt zu sein. Der Stellenwert der eigenen Gesundheitsvorsorge wurde von den Interviewteilnehmern trotz der Pandemie in dieser Studie noch einmal hervorgehoben.
DOI:10.17192/z2023.0552