Diagnostik bei Autismus-Spektrum-Störungen

Die Autismus-Spektrum-Störung ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung mit einer weltweiten Prävalenz von ca. 1 %. Sie ist charakterisiert durch Defizite in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie durch restriktive, repetitive oder stereotype Verhaltensweisen und Interessen. Deutliche Sym...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Wittkopf, Sarah
Beteiligte: Kamp-Becker, Inge (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Autismus-Spektrum-Störung ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung mit einer weltweiten Prävalenz von ca. 1 %. Sie ist charakterisiert durch Defizite in der sozialen Interaktion und Kommunikation sowie durch restriktive, repetitive oder stereotype Verhaltensweisen und Interessen. Deutliche Symptomüberlappungen zu anderen psychischen Störungen und ein hohes Maß an komorbiden Störungen führen zu einem herausfordernden diagnostischen Prozesse. Damit dieser Prozess verbessert werden kann und akkurate Diagnosen vergeben werden können, ist eine Untersuchung der Genauigkeit der Autismus-spezifischen Diagnostikinstrumente essenziell. Der vorliegende Kumulus stellt zwei Studien zu Aspekten der Diagnostik und Differentialdiagnostik der Autismus-Spektrum-Störung vor. Die erste Studie untersuchte die zugrundeliegende Struktur der Autismus-Spektrum-Störung anhand verschiedener Analysen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine rein kategoriale Einteilung das heterogene Störungsbild nicht adäquat darstellen kann. Ein hybrides Modell der Autismus-Spektrum-Störung, welches sowohl Kategorien als auch Dimensionen berücksichtigt, scheint besser zur Beschreibung und Interpretation geeignet zu sein als ein rein dimensionales Modell, welches Autismus als ein Spektrum definiert. Die Ergebnisse der Studie zeigen insgesamt eine Evidenz für drei Klassen mit quantitativen und qualitativen Unterschieden in der Symptomausprägung. Diese latente Struktur scheint dafür geeignet zu sein, früh Fälle mit einer Autismus-Spektrum-Störung in Differenzierung zu anderen psychischen Störungen zu identifizieren. Die zweite Studie untersuchte die Abgrenzung zwischen Autismus-Spektrum-Störung und emotionalen sowie Angststörungen als relevante Differentialdiagnosen. Dazu wurden Daten einer Verhaltensbeobachtungsskala von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen analysiert, um Merkmale zu identifizieren, die eine Abgrenzung zwischen diesen beiden Störungsgruppen vereinfachen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Kombination an sozial-kommunikativen Merkmalen zur Klassifikation zwischen Autismus-Spektrum-Störung und emotionalen sowie Angststörungen geeignet ist. Gleichzeitig wird eine breite Symptomüberlappung deutlich, sodass die Gefahr einer Fehlinterpretation der Ergebnisse besteht, was sich langfristig auf die Behandlung und den Störungsverlauf auswirken würde. Die Diagnosestellung sollte daher alle verfügbaren Informationen berücksichtigen, damit eine adäquate Behandlungsform ausgewählt wird, bei welcher affektive und ängstliche Symptome berücksichtigt werden. Zusammengefasst liefern die Studien auf Basis von Verhaltensbeobachtungsdaten wichtige neue Informationen in Ergänzung zu Studien mit Fremdurteilen. Weitere Untersuchungen zur Diagnostik der Autismus-Spektrum-Störung sind notwendig, um diagnostische Verfahren zu entwickeln, die sensibel für die Heterogenität des Störungsbildes sind und adäquate Behandlungen zu initiieren. Die Verbesserung des Verständnisses ist essenziell für die Einleitung geeigneter Behandlungsformen.
Umfang:76 Seiten
DOI:10.17192/z2023.0365