Änderung der Gesamtstatik der Wirbelsäule nach monosegmentaler Cage-Implantation im Rahmen von Transforaminal Lumbar Interbody Fusion- oder Posterior Lumbar Interbody Fusion- Operationen

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen zu leiden und deshalb einen Arzt aufsuchen zu müssen. Ursachen sind meist degenerative Veränderungen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Bringen konservative Maßnahmen nicht die gewünschte Besserung kommt es häufig zu Opera...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Pieta, Mario
Beteiligte: Pfeiffer, Michael (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen zu leiden und deshalb einen Arzt aufsuchen zu müssen. Ursachen sind meist degenerative Veränderungen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Bringen konservative Maßnahmen nicht die gewünschte Besserung kommt es häufig zu Operationen. Im Rahmen der OP werden zum Beispiel Protrusionen der Bandscheibe oder Verengungen im Spinalkanal entfernt sowie die Fusion und Stabilisierung der Wirbelkörper angestrebt. Ziel ist eine optimale Wiederherstellung möglichst physiologischer Verhältnisse. Hierbei spielt das sagittale Profil der Wirbelsäule eine wichtige Rolle. Unter besten Bedingungen liegt ein Schwerelot, vom 7. Halswirbelkörper nach kaudal fallend, im Bereich der S1-Deckplattenhinterkante. Der Schwerpunkt liegt dann zwischen den Füßen und es muss kaum Kraft aufgewandt werden, um den Körper in der aufrechten Position zu halten. Für das seitliche Wirbelsäulenprofil sind neben Thorakalkyphose und Lumballordose auch das Becken sowie Muskeln und Bänder verantwortlich. Mit minimalinvasiven Operationstechniken (PLIF oder TLIF) können heute eine gute Fusionsrate sowie Langzeitstabilität erzielt werden. Zur Planung solcher OP´s werden Zielaufnahmen der Lendenwirbelsäule im Stehen angefertigt. Intraoperativ wird versucht, nach Ausräumen des Bandscheibenfaches, mittels passender Cages oder anderer Platzhalter den Winkel des operierten Segmentes in „physiologische“ Werte zu korrigieren, dann mittels Pedikelschrauben- und Stabsystem zu stabilisieren und somit die Lordose nachhaltig zu bessern. 64 In der Arbeit wurden die prä- und postoperativ erstellten Zielaufnahmen der Lendenwirbelsäule von 40 Patienten (26 von Prof. Böhm und 14 von Prof. Pfeiffer) mit zwei unterschiedlichen Systemen ausgewertet, die Winkel vermessen und die Programme untereinander verglichen. Außerdem wurden 25 bereits bestehende Gesamtaufnahmen der Wirbelsäule vermessen mit dem Ziel, korrelierende Winkel oder Maße zu finden, welche sich auf reine LWS-Zielaufnahmen übertragen lassen. Im Vergleich der zwei Programme zur Auswertung (Vertaplan® und RadiAnt®) zeigte sich eine signifikante Korrelation in der Inter- / Intra- sowie Test-Retest-Reliabilität. Die Möglichkeit von Vertaplan®, die Auswirkung von unterschiedlichen Cages auf die Gesamtstatik der Wirbelsäule zu simulieren, kann hier allerdings nicht verifiziert werden. Es zeigte sich zudem, dass selbst lordosierende 1-Segmentfusionen relativ wenig Auswirkung auf die Gesamtstatik haben, wobei dies durchaus implantatabhängig ist. Selbst die verwendeten Harms-Titankörbchen, welche weit ventral impaktiert normalerweise zu den potenten Lordosierern zählen, können keine signifikante Änderung der lumbalen Lordose und des sagittalen Gesamtprofils erzielen. Die eingebrachten PEEK Cages führten trotz leicht lordotischem Design sogar eher zu einer Abnahme der Lordose. Ob dies an einem tatsächlich verkleinerten Fachwinkel durch den Cage liegt oder aber an einer Impression des Cages in Grund- und Deckplatte der benachbarten Wirbelkörper durch die axiale Last kann hier nicht geklärt werden. Einen gemeinsamen Winkel aus Wirbelsäulenganz- und Wirbelsäulenteilaufnahmen der LWS zu finden, war methodisch nicht möglich. Hierzu wären sowohl prä- als auch postoperativ angefertigte Ganz- und Teilaufnahmen der Patienten nötig, was sich ethisch aufgrund der unnötig hohen Strahlenbelastung nicht vertreten lässt. Es stellt sich die Frage, inwieweit 1-Segmentfusionen überhaupt zu einer planbaren Änderung der Lordose und der Gesamtstatik führen können, da die Wirbelsäule ein hochdynamisches aus vielen Einzelgliedern bestehendes System ist, in welchem Muskeln und Bänder eine große Rolle spielen und somit ein über Jahre „erlerntes“ individuelles sagittales Profil bilden. Der Einsatz von teurer Planungssoftware sowie entsprechender winkeladjustierbarer Cages sollte daher kritisch hinterfragt werden.
Umfang:81 Seiten
DOI:10.17192/z2023.0318