Prognostische Bedeutung der Nodal Ratio und der Number of Positive Nodes bei Patienten mit Plattenepithelkarzinomen des Kopf-Hals-Bereichs

Das vorrangig lymphogen metastasierende Plattenepithelkarzinom stellt die häufigste histologische Tumorentität bei Tumoren der oberen Luft- und Spei-sewege dar. Das Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen korreliert mit einer deutlich verschlechterten Überlebensprognose. Der Lymphknotenstatus besitz...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Kraft, Isabell
Beteiligte: Wiegand, Susanne (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2023
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Das vorrangig lymphogen metastasierende Plattenepithelkarzinom stellt die häufigste histologische Tumorentität bei Tumoren der oberen Luft- und Spei-sewege dar. Das Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen korreliert mit einer deutlich verschlechterten Überlebensprognose. Der Lymphknotenstatus besitzt somit einen hohen prädiktiven Wert bei Patienten mit Plattenepithelkar-zinomen des Kopf-Hals-Bereichs, sodass die akkurate Detektion und Elimina-tion der Halslymphknotenmetastasen von elementarer Bedeutung sind. Eine wachsende Anzahl an Studien u.a. bei Patienten mit Mamma-, Rektum- und Blasenkarzinomen suggeriert, dass das Verhältnis der histologisch positiven Lymphknoten (Number of Positive Nodes) zu den insgesamt resezierten Lymphknoten, die sogenannte Nodal Ratio von prognostischer Relevanz ist. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, zu überprüfen, inwiefern sich die beiden Parameter Nodal Ratio und Number of Positive Nodes zur Abschätzung der Prognose bei Patienten mit Plattenepithelkarzinomen des Kopf-Hals-Bereichs eignen und ob sie zusätzliche Informationen zur konventionellen TNM-Klassifikation liefern. Es erfolgte eine retrospektive Analyse von 221 Patienten mit Plattenepithel-karzinomen des Kopf-Hals-Bereichs und klinischem N+-Hals, die zwischen 1998 und 2009 eine Neck Dissection im Rahmen der chirurgischen Primärthe-rapie oder nach primärer (definitiver) Radio(chemo)therapie (R(CH)T) erhal-ten hatten. Die Überlebensanalyse inklusive der Fünf-Jahres-Überlebensraten erfolgte nach der Kaplan-Meier-Methode. Danach wurde der mögliche Ein-fluss von Alter, Geschlecht, Primärtherapie, postoperativer Behandlung, TNM-Stadium nach UICC 2010, Nodal Ratio und Number of Positive Nodes auf das Überleben mittels uni-und multivariater Methoden (Cox-Modell) getestet. Ein p-Wert p<0,05 wurde als statistisch signifikant betrachtet. Die größte Patientengruppe am Gesamtkollektiv bildeten Patienten mit Oropharynxkarzinomen mit 39,4 % (n=87) gefolgt von Patienten mit Hypopha-rynxkarzinomen mit 31,7 % (n=70). Bei Diagnosestellung betrug das mittlere Alter der Patienten 58,2 Jahre. 59,3 % (n=131) der Patienten wurden primär operiert, 40,7 % (n=90) erhielten eine primäre R(CH)T. Postoperativ erhielten 42,1 % (n=93) des Gesamtkollektivs eine adjuvante R(CH)T, bei 57,9 % (n=128) der Patienten folgte keine weitere Therapie nach der operativen Ent-fernung des Tumors sowie der Neck Dissection. Durchschnittlich wurden im Rahmen der Neck Dissection 30,1 Lymphknoten entfernt und 4,96 Lymphkno-tenmetastasen (Number of Positive Nodes) detektiert. Die mittlere Nodal Ratio betrug 9,4 %, der Median 5,3 %. Die Kaplan-Meier-Analyse zeigte, dass die Fünf-Jahres-Überlebensraten mit steigender Nodal Ratio sinken. In der univariaten Analyse waren eine Nodal Ratio ≥6-<12,5 % und ≥12,5 %, eine Number of Positive Nodes pN=1, pN=2-<5 und pN≥5, die N-Stadien N2b, N2c und N3 sowie die M-Stadien M1 und Mx signifikant mit einem verkürzten Gesamtüberleben assoziiert. Die multiva-riaten Analyse bestätigte die Korrelation mit einer schlechten Überlebens-prognose für die Parameter Nodal Ratio ≥6-<12,5 % und ≥12,5 %, Number of Positive Nodes pN=1, N Stadium N3 und M-Stadium Mx. Die postoperative Behandlung mit einer R(CH)T war in der uni- und multivariaten Analyse mit einem verlängerten Gesamtüberleben und somit einer günstigeren Prognose assoziiert. Nicht mit dem Überleben korrelierten das Geschlecht, das Alter, das T-Stadium und die Art der Primärtherapie. Zusammenfassend zeigte sich anhand der Kaplan-Meier-Analyse sowie im Cox-Modell, dass sich die Nodal Ratio als Prognoseparameter eignet und die Patienten anhand der Nodal Ratio in unterschiedliche Risikogruppen geteilt werden können. Die Nodal Ratio ist ein solider Prognoseparameter bezüglich des Gesamtüberlebens, der unabhängig von Alter, Geschlecht, Tumorgröße sowie der Art der Primärtherapie (neoadjuvante R(CH)T versus primäre Ope-ration) erhoben werden kann. Die Number of Positive Nodes besitzt ebenfalls prognostische Relevanz, ist der Nodal Ratio jedoch in ihrer Aussagekraft un-terlegen. Die TNM Klassifikation konnte sich abgesehen von der Information zur Metastasierung (M-Status) und dem Stadium N3 in der multivariaten Ana-lyse nicht behaupten, bietet jedoch dennoch insgesamt sehr viele unverzicht-bare Informationen über die Tumorerkrankung. Die TNM-Klassifikation ist selbstverständlich nicht durch einen einzelnen Prognoseparameter wie die Nodal Ratio zu ersetzen, könnte aber von ihrer Implementierung profitieren. Die vielen unterschiedlichen, zum Teil noch sehr heterogenen Cut-off-Werte der Nodal Ratio, die bislang vorgeschlagen wurden, lassen noch keine ein-deutige Empfehlung zu. Optimale Cut-off-Werte die die Prognose und den Nutzen einer intensivierten, adjuvanten R(CH)T abschätzen, müssen in großen prospektiven Studien bestimmt werden.
Umfang:77 Seiten
DOI:10.17192/z2023.0314