Effekt der biventrikulären und rechtsventrikulären Stimulation bei Patienten mit Left Ventricular Assist Device

Goldstandard der terminalen Herzinsuffizienz bleibt die Herztransplantation. Jedoch besteht nach wie vor ein Mangel an zur Verfügung stehenden Spenderorganen, weshalb mechanische kardiovaskuläre Unterstützungssysteme in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen haben. So werden mittler...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Rehborn, Luzia Maria
Beteiligte: Babin-Ebell, Jörg (Prof. Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2022
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Goldstandard der terminalen Herzinsuffizienz bleibt die Herztransplantation. Jedoch besteht nach wie vor ein Mangel an zur Verfügung stehenden Spenderorganen, weshalb mechanische kardiovaskuläre Unterstützungssysteme in den letzten Jahren erheblich an Bedeutung gewonnen haben. So werden mittlerweile Left Ventricular Assist Devices (LVADs) zunehmend auch als definitive Versorgung für terminal herzinsuffiziente Patienten gewählt, die dann jahre- oder jahrzehntelang mit einem solchen System leben (Destination Therapie). Häufig ist es so, dass LVAD-Patienten bereits vor LVAD-Implantation im Rahmen ihrer sich verschlechternden Herzinsuffizienz mit einer kardialen Resynchronisationstherapie (CRT) therapiert worden sind und die damit verbundene biventrikuläre Stimulation auch nach LVAD-Implantation aktiv ist. Durch ein LVAD verändern sich jedoch Anatomie und Physiologie des Herzens grundlegend. Für diese Situation existiert kein Konsens über die Verwendung von Schrittmachersystemen bzw. die optimale Stimulationsart (Pacing). Deshalb sollte in dieser Studie kontrolliert, prospektiv und randomisiert bei jedem einwilligenden Patienten, der in der Zeit vom 07.09.2018 bis zum 15.07.2020 ein LVAD in der Klinik für Kardiochirurgie des Campus Bad Neustadt a. d. Saale erhielt, die biventrikuläre im Vergleich zur rechtsventrikulären Stimulation untersucht werden. Zusätzlich sollte bei Patienten mit Sinusrhythmus die reine rechtsventrikuläre Stimulation dem Eigenrhythmus gegenübergestellt werden. Im Sinne einer Pilotstudie sollte das Hauptaugenmerk auf der deskriptiven Statistik liegen, um mögliche Tendenzen aufgreifen und weiterverfolgen zu können. Dafür wurden Daten intraoperativ, sechs und 24 Stunden postoperativ erhoben. Diese wurden einmal im Gesamtkollektiv (n = 37) und in Gruppen analysiert, die nach QRS-Komplex-Breite (< 130 ms, n = 18, vs. ≥ 130 ms, n = 16) und nach Vorhandensein des Sinusrhythmus (ja, n = 22, vs. nein n =16) eingeteilt worden waren. Um den Eigenrhythmus mit der reinen rechtsventrikulären Stimulation zu vergleichen, erfolgte hier die Datenerhebung bei einem Kollektiv der Patienten mit Sinusrhythmus (n = 15). Die erhobenen Parameter vor und nach jeweiliger Stimulation waren dabei das Herzzeitvolumen (Cardiac Output, CO in L/min), der mittlere periphere Blutdruck (RR in mmHg), der mittlere pulmonalarterielle Blutdruck (PAP in mmHg), die zentralvenöse Sauerstoffsättigung (SVO2 in %) und die echokardiografisch ermittelte Funktion des rechten Ventrikels (RV Funktion). Der Vergleich zwischen der Eigenfrequenz bei vorbestehendem Sinusrhythmus mit der reinen rechtsventrikulären Stimulation zeigte, dass sich alle hämodynamischen Parameter während der intraoperativen reinen rechtsventrikulären Stimulation verschlechterten, der CO sogar signifikant sank (p = 0,041) und es zudem zu kreislaufbedingten Abbrüchen während der Stimulation kam. Bei der Untersuchung der biventrikulären und der rechtsventrikulären Stimulation im Gesamtkollektiv konnten für die intraoperative und frühe postoperative Phase keine Tendenzen oder signifikanten Unterschiede gefunden werden. Allerdings zeigte sich 24 Stunden postoperativ in der Gruppenauswertung ein signifikanter Abfall der SVO2 unter biventrikulärer Stimulation. Diese signifikante Verschlechterung der SVO2 ereignete sich bei Patienten mit einer QRS-Komplex- Breite ≥ 130 ms (p = 0,019) und bei Patienten ohne Sinusrhythmus (p = 0,029). Zudem konnten wir zeigen, dass durch die Stimulationen Arrhythmien hervorgerufen werden können, wobei die biventrikuläre Stimulation zu auffallend mehr ventrikulären Arrhythmien führte als die rechtsventrikuläre (n = 5; 62,5 % vs. n = 3; 37,5 %). So ist im Gesamtkollektiv der LVAD-Patienten, die in dieser Studie untersucht worden sind, weder die biventrikuläre noch die rechtsventrikuläre Stimulation klar überlegen. Nur in der Gruppenauswertung zeigte sich im späten postoperativen Verlauf, dass eine rechtsventrikuläre Stimulation für LVAD-Patienten vorteilhafter sein könnte als eine biventrikuläre Stimulation, wenn bei ihnen die QRS-Komplex-Breite ≥ 130 misst oder sie keinen Sinusrhythmus aufweisen. Demnach mag das Absinken der SVO2, als eventuell sensibelster Parameter im späteren postoperativen Verlauf, darauf hindeuten, dass ein aktives CRT-System längerfristig für LVAD-Patienten mit breitem QRS-Komplex und ohne Sinusrhythmus schädlich ist. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Indikation von CRT-Systemen bei LVADPatienten zu überdenken ist und ein Sinusrhythmus, wenn vorhanden, erhalten bleiben sollte. Auch sollte bei der Schrittmachertherapie von LVAD-Patienten auf patientenindividuelle kardiale Eigenschaften, wie die Breite des QRS-Komplexes, das Vorhandensein eines Sinusrhythmus und das Auftreten von Arrhythmien, geachtet werden.
Umfang:95 Seiten
DOI:10.17192/z2023.0150