Der remineralisierende Effekt von Silberdiaminfluorid auf artifizielle initiale Läsionen an Glattflächen – Eine in-vitro Studie

Problemstellung: Jede Karies durchläuft das Stadium einer initialkariösen Läsion. Im Gegensatz zu fortgeschritteneren Verläufen kann hier eine ausschließlich nicht-invasive Therapie zur vollständigen Reversion der Karies führen. Dazu gibt es auf dem Markt eine große Zahl an Wirkstoffen, die vornehml...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Heukamp, Jonas
Beteiligte: Jablonski-Momeni, Anahita (Prof. Dr. med. dent.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2022
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Problemstellung: Jede Karies durchläuft das Stadium einer initialkariösen Läsion. Im Gegensatz zu fortgeschritteneren Verläufen kann hier eine ausschließlich nicht-invasive Therapie zur vollständigen Reversion der Karies führen. Dazu gibt es auf dem Markt eine große Zahl an Wirkstoffen, die vornehmlich auf Fluorid basieren. Ein 2020 in Deutschland eingeführtes Präparat mit Silberdiaminfluorid stellt eine Erweiterung der bisher erhältlichen Produkte dar. Zielsetzung: In dieser Studie wurden mehrere Fluoridlacke im Hinblick auf Ihre Remineralisierungsleistung verglichen. Besonderes Augenmerk lag dabei auf Silberdiaminfluorid. Es sollte ermittelt werden, ob Silberdiaminfluorid die kariesinhibierende Wirkung von etablierten Fluoridlacken erreichen oder diese sogar übertreffen kann. Material und Methode: 45 Zahnproben von extrahierten humanen bleibenden Zähnen wurden gereinigt und so beschliffen, dass sich im Schmelz eine plane Glattfläche bildete. Die Zahnproben wurden 2 Wochen mit Milchsäure (pH = 4,6) demineralisiert. Es erfolgte eine Aufteilung in 3 Gruppen mit jeweils 15 Zähnen, die einmalig mit I: Riva Star (SDF), II: Bifluorid 12 (NaF, CaF2), III: Cervitec F (CHX, CPC, NH4F) behandelt wurden. Danach wurden die Zähne 28 Tage lang einem pH-Cycling ausgesetzt, um die Belastung der Zähne in einer Mundhöhle zu simulieren. Die Untersuchungen fanden unmittelbar nach der Demineralisation, sowie wöchentlich nach der nach Beginn des pH-Cyclings statt. Als Messmethode wurde die quantitative lichtinduzierte Fluoreszenz gewählt, mit der Daten zum durchschnittlichen und maximalen Fluoreszenzverlust (∆F, ∆Fmax), sowie zum Läsionsvolumen (∆Q) erhoben werden können. Die Ergebnisse wurden mittels des Shapiro-Wilks-Test auf ihre Normalverteilung und mit ANOVA und dem Levene-Test auf ihre Varianz untersucht. Die post-hoc-Analyse wurde mit dem Mauchly-Test durchgeführt. Als Signifikanzniveau wurde α = 0,05 definiert. Ergebnis: Nach der Demineralisation wies die Gesamtheit der Proben einen ∆F-Mittelwert von -16.53 ± 4.29% auf, ohne das es signifikanten Unterschiede zwischen der Mineralisation der Gruppen gab (p = 0,393). Am Tag nach der Applikation der Lacke stieg der Mittelwert auf ∆F = -13,73 ± 4,75%, an (p = 0,77). Nach 14 Tagen waren die Proben der Gruppe I (Riva Star) im Durchschnitt mit ∆F = -15,53 ± 4,42% am höchsten mineralisiert. Gefolgt von den Proben der Gruppen III (∆F = -15,97 ± 4,56%) und II (∆F = -19,4 ± 5,19%). Die Unterschiede zwischen den Gruppen waren statistisch jedoch nicht signifikant (p = 0,06). Nach 28 Tagen erreichten die Proben der Gruppe III (Cervitec F) mit ∆F = -11,71 ± 4,83% die höchste Mineralisation. Darauf folgten die Gruppen II (∆F = -15,53 ± 2,15%) und I (∆F = -16,47 ± 6,08%). Die Mineralisation der Gruppen untereinander variierte hier signifikant (p = 0,018). Durch das wiederholte Messen der Zahnproben im Zeitverlauf konnten Trends für die De- und Remineralisierungsvorgänge der verschiedenen Lacke beobachtet werden: Die Mineralisationswerte der Gruppen II (Bifluorid 12) und III (Cervitec F) sanken vom 1. bis zum 14. Tag und stiegen daraufhin wieder an. Bei der Gruppe I (Riva Star) sanken die QLF-Werte bis zum 14. Tag weniger, ein daraufhinfolgender Anstieg blieb jedoch aus. Neben den Messungen der QLF konnte bei den Zahnproben der Gruppe I nach der Applikation des Lackes noch eine leichte gelbe Färbung festgestellt werden, bei der sich im Laufe des Versuches keine Änderung einstellte. Schlussfolgerung: In den ersten 14 Tagen übersteigt die demineralisierungshemmende Wirkung des SDF-Lacks die der anderen Fluoridlacke. Am 28. Tag konnte dies jedoch durch eine höhere Remineralisierungsrate dieser mehr als ausgeglichen werden. Der nach 28 Tagen am besten remineralisierende der verwendeten Fluoridlacke war der auf CHX, CPC und NH4F basierende Cervitec F- Lack. Durch die erkennbaren Trendverläufe können sich die in der bestehenden Literatur bisher scheinbar widersprechenden Vergleichsergebnisse zwischen SDF und herkömmlichen Fluoridlacken mithilfe der Einordnung in die Zeitdauer des durchgeführten pH-Cyclings vereinbaren lassen. Durch seine starke demineralisationshemmende Wirkung in den ersten 14 Tagen scheint der SDF-Lack prädestiniert für Patienten mit zeitlich begrenzter verschlechterter Mundhygiene, wie zum Beispiel Patienten nach einer Kieferchirurgischen OP, während sich der Cervitec-F Lack bei länger kompromittierten Patienten, wie zum Beispiel Trägern von kieferorthopädischen Apparaturen anbietet.
Umfang:93 Seiten
DOI:10.17192/z2023.0128