Das geographische Traktat in der Weltgeschichte des Wäldä Amid - Text, Übersetzung und Kommentar

In meiner Dissertation behandle ich das geographische Traktat in der Weltgeschichte des Giyorgis Wäldä Amid, die in der Äthiopischen Literatur unter dem Namen Tarikä Wäldä ʾAmid bekannt ist und im Arabischen unter dem Namen seines Autors Ǧirǧis al-Makīn Ibn al-ʿAmīd oder als al-Maǧmūʿ al-mubārak &qu...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Hoffmann, Carsten
Beteiligte: Weninger, Stefan (Prof.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2021
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:In meiner Dissertation behandle ich das geographische Traktat in der Weltgeschichte des Giyorgis Wäldä Amid, die in der Äthiopischen Literatur unter dem Namen Tarikä Wäldä ʾAmid bekannt ist und im Arabischen unter dem Namen seines Autors Ǧirǧis al-Makīn Ibn al-ʿAmīd oder als al-Maǧmūʿ al-mubārak "Die Gesegnete Sammlung". In meiner Teiledition habe ich alle verfügbaren Handschriften kollationiert, welche das geographische Traktat enthalten sowie eine Übersetzung ins Deutsche und ein Kommentar zu seinem geographischen Inhalt sowie auch zu seinen sprachlichen Eigenheiten. Ǧirǧis al-Makīn Ibn al-ʿAmīd, der Ältere wurde 1206 n. u. Z. in Kairo in eine anerkannte christliche Familie geboren. Wie einige seiner Vorfahren war Ǧirǧis Mitglied im Diwan des Heeres und hatte somit in der Zeit der letzten Ayyubiden-Sultane eine wichtige Funktion in der Militäradministration inne. Seine Position brachte ihm nicht nur Anerkennung sondern auch Schwierigkeiten. Er fiel in der darauffolgenden Phase der Mameluckenherrschaft in Ungnade und wurde mehrfach eingesperrt und des Hochverrats angeklagt, wie einige spätere Quellen berichten, welche auch von einem 15-jährigen Arrest in der Zeit des Mamlucken-Sultan Baybars erzählen. Eventuell schrieb al-Makīn seine Universalgeschichte während oder nach der Zeit seiner Inhaftierung. Ob al-Makīn für sein Werk ein hohes Maß an Originalität zuerkannt werden kann oder ob er vielmehr in weiten Teilen die Werke seiner Zeitgenossen Abu Šākir ibn al-Rāhib und Ibn al-Wāsil kopierte, ist weiterhin Gegenstand von Diskussionen. Die spätere Forschung tendiert zu der Annahme einer weitgehenden Übernahme der genannten beiden Quellen. Allein die hinteren Abschnitte seines Werkes, welche al-Makīns eigene Lebensspanne betreffen, stellen seine eigenen Ansichten dar. Der geographische Abschnitt ist im vorderen Teil der Weltgeschichte, der die vorislamische Geschichte behandelt, integriert - konkret an jener Stelle, die die Turmbau zu Babel und die Verwirrung der Sprachen und Zerstreuung der Völker bespricht. Jene Legende veranlasste den Autor eine Abhandlung über die behaupteten 72 Völkerschaften einzuschieben, die sich nach christlicher Überlieferung fortan über die bewohnte Welt entsprechend ihrer Herkunft in Semiten, Hamiten und Japhetiten aufteilten. Nach der Darstellung dieser überlieferten Völkerliste, die auf das Alte Testament, Genesis 10 zurückgeht, wird der/die Leser*in über vier Randzonen der Erde im Norden, Süden, Osten und Westen aufgeklärt, in denen lebensfeindliche Bedingungen mit entweder zu großer Kälte, Hitze, Trockenheit oder Nässe herrschten, während allein die Mitte davon bewohnbar sei. Die Beschreibung dieser mittleren, gemäßigten Zone geht sogleich in eine Beschreibung des Laufes der Sonne und des Mondes über, bevor dann die gemäßigte Zone weiter in sieben gleich große Klimazone aufgeteilt wird und die Zeit der maximalen Sonnenscheindauer angegeben wird. Diese Klimata werden in einem weiteren Textabschnitt ausführlicher mit Nennung zahlreicher Orte und Eigenarten ausgeführt, nachdem zuvor ihre Ausdehnung in Meilen, Parasangen, Grad und Tagesreisen berechnet wurde. Das geographische Traktat wird mit einer Beschreibung von zwei großen Weltozeanen - dem Indischen Meer und dem Atlantischen Ozean, abgeschlossen. Alle sieben Textabschnitte repräsentieren somit bestimmte Aspekte und distinkte Text-Genres der Historischen Geography, welche viele Jahrhunderte überdauerte und bis in vorchristliche Zeit zurückreichen. Das geographische Traktat enthält natürlicherweise eine große Zahl von Toponymen und Ethnonymen. Einige davon waren zur Zeit der Abfassung oder ihrer Übersetzung in das Äthiopische bereits veraltet und nicht mehr verständlich. Aufgrund verbreiteter Ambivalenzen in der arabischen und in der äthiopischen Schrift, sind diese zahlreichen Eigennamen häufig verfälscht oder komplett entstellt, so dass ihre Identifikation viel Mühe und einen wichtigen Teil der Arbeit ausmacht. Aufgrund von Divergenzen, die bei der Übertragung einer arabischen Textvorlage durch eine abweichende Setzung diakritischer Zeichen entstanden sind, konnte ich nachweisen, dass die Weltgeschichte des Ibn al-ʿAmīd in zwei unabhängigen Übersetzungen in das Äthiopische gekommen ist. Nach Hinweisen im Incipit und im Desinit einiger Handschriften, gelang es mir die Übersetzung der ersten Rezension (α-Rezension) in die Regierungszeit von König Zärʾa Yaʿqob (1434 bis 1468 n. u. Z.) zu datieren. Für die zweite Übersetzung konnte ich mit ähnlich großer Wahrscheinlichkeit eine Zeitspanne zwischen 1525 und 1540 während der Regierungszeit des Königs Ləbnä Dəngəl ermitteln. Im sprachwissenschaftlichen Teil meiner Dissertation beschäftige ich mich mit der eben angesprochenen großen Vielfalt und ambivalenten Orthographie der enthaltenen Eigennamen und bemühe mich um eine Systematisierung und Unterscheidung zwischen Entstellungen und Missverständnissen einerseits und divergierende, multiple Standart-Formen andererseits. Weiterhin konnte ich eine Reihe von arabisierenden Phänomenen im Übersetzungstext kenntlich machen. Dazu gehören arabisierende Namensformen, Adjektive mit der Nisbe-Endung auf -i, einige Fälle von spezifischer geographischer Terminologie, ideomatische Phraseologie sowie weitere Begriffe sowie auch die Konstruktion mit l-omu anstatt des im Gəʿəz sonst üblichen b-omu zur Bezeichnung von Besitz oder Zugehörigkeit in Entsprechung zum arabischen la-hum. Weitere Elemente sind die Konstruktion von wä- ... wä- ... als Entsprechung des arabischen wa-ʾammā ... fa ..., die Erscheinung von asyndetischen Attributivsätzen, Ordinalzahlen in Postposition sowie ein früher Beleg für die Verwendung des Schriftzeichens ሻ.
Umfang:352 Seiten
DOI:10.17192/z2023.0080