Bestimmung der Standortflora der Augenoberfläche an einem Marburger Kollektiv

Hintergrund: Infektionen der Augenoberfläche können schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen. Hierzu gehören Descemetocelen, Perforationen oder das Sekundärglaukom bis hin zur Erblindung. Aufgrund dessen ist eine adäquate Therapie unverzichtbar. Die Beurteilung mikrobiologischer Befunde in de...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Schröder, Felix
Beteiligte: Sekundo, Walter (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2022
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Hintergrund: Infektionen der Augenoberfläche können schwerwiegende Komplikationen mit sich bringen. Hierzu gehören Descemetocelen, Perforationen oder das Sekundärglaukom bis hin zur Erblindung. Aufgrund dessen ist eine adäquate Therapie unverzichtbar. Die Beurteilung mikrobiologischer Befunde in der Augenheilkunde ist oft nicht einfach, denn einerseits existiert eine Normalflora und andererseits sind die detektierten Keimmengen sehr gering. Daher ist die Beurteilung, ob ein nachgewiesener Keim tatsächlich kausal mit der Infektion zusammenhängt, oder aber der Normalflora entspringt oft nicht klar. In der Folge ist die Wahl eines Antibiotikums nach Resistenztestung nicht immer möglich. In unserer Arbeit geht es daher darum, Parameter zu finden, die der besseren Beurteilbarkeit mikrobiologischer Befunde in der Augenheilkunde dienen können. Material und Methoden: Wir verglichen mikrobiologische Ergebnisse aus Abstrichen von Patient:innen mit vermuteter Infektion zwischen Januar 2016 und September 2020 mit Daten aus Abstrichen von Proband:innen ohne Infektion der Augenoberfläche aus den Monaten Mai bis September 2020. Beurteilt wurden die generelle Keimnachweisrate, Keimnachweisraten der einzelnen Keime, sowie die Keimmenge. In den Analysen wurde jeweils in eine Gruppe mit vermuteter Infektion und eine Gruppe der Augengesunden, sowie in Bindehaut- und Hornhautabstriche unterteilt. Mithilfe des exakten χ2-Test nach R.A. Fisher wurde bestimmt auf welchem Signifikanzniveau Keime eher bei vermuteter Infektion bzw. bei Augengesunden auftraten. Ob ein signifikanter Unterschied in der Keimmenge zwischen den beiden Gruppen vorlag, ermittelten wir mithilfe des Wilcoxon-Mann-Whitney-Tests. Ergebnisse: Insgesamt wurden 713 Abstriche analysiert. Hierunter waren 106 Bindehautabstriche von Augengesunden und 222 Bindehautabstriche bei vermuteter Infektion, sowie 108 Hornhautabstriche von Augengesunden und 277 Hornhautabstriche bei vermuteter Infektion. Hinsichtlich der Keimnachweisraten zeigte sich bei Bindehaut- (p<0,001) und Hornhautabstrichen (p<0,001) eine signifikant höhere Rate bei Augengesunden. Nach Ausschluss der Abstriche nach antibiotischer Vorbehandlung konnte für Bindehautabstriche kein signifikanter Unterschied ermittelt werden (p=0,3), für Hornhautabstriche jedoch schon (p=0,03). Bei Bindehautabstrichen traten grampositive Kokken (p<0,001) signifikant häufiger bei Augengesunden, gramnegative Stäbchen (p<0,001) signifikant häufiger bei vermuteter Infektion auf. Für grampositive Stäbchen und Pleomorphe (p=0,07) gramnegative Kokken (p=1) und Pilze (p=0,5) konnte, bei insgesamt jedoch geringer Fallzahl, keine Signifikanz gezeigt werden. Bei Hornhautabstrichen traten grampositive Kokken (p<0,001) ebenfalls signifikant häufiger bei Augengesunden, grampositive Stäbchen und Pleomorphe (p=0,002) signifikant häufiger bei vermuteter Infektion auf. Für gramnegative Stäbchen (p=0,07) gramnegative Kokken (p=0,6) und Pilze (p=1) konnte, bei ebenfalls geringer Fallzahl, keine Signifikanz gezeigt werden. In den Analysen einzelner Keime bzw. Klassen zeigte sich für Bindehautabstriche ein signifikant häufigeres Vorkommen von Koagulase-negativen Staphylokokken (p<0,001) bei Augengesunden, sowie von Streptokokken (p=0,006) bei vermuteter Infektion. Für Staphylococcus aureus (p=0,09), Coryne- und Propionibakterien (p=0,4) und Haemophilus influenzae (p=0,06) zeigten sich keine Signifikanzen. Bei Hornhautabstrichen lagen Koagulase-negativen Staphylokokken (p<0,001) signifikant häufiger bei Augengesunden vor. Staphylococcus aureus (p=0,005), Streptokokken (p=0,05), Coryne- und Propionibakterien (p=0,008) und Pseudomonas aeruginosa (p=0,02) lagen signifikant häufiger bei vermuteter Infektion vor. Hinsichtlich der Keimmenge zeigte sich unter Berücksichtigung aller Keime (p=0,01), sowie bei Staphylococcus aureus (p=0,04) eine signifikant höhere Keimmenge bei vermuteter Infektion. Für Koagulasenegative Staphylokokken (p=0,8), Streptokokken und Coryne- und Propionibakterien (p=1) war keine Signifikanz darstellbar. Schlussfolgerungen: Einen Parameter oder eine Kombination von Parametern zur sicheren Unterscheidung zwischen einer apathogenen Normalflora und einem pathogenen Erreger einer Konjunktivitis oder Keratitis konnten wir nicht identifizieren. Wir konnten jedoch zeigen, dass einige Keime eher mit der natürlichen Flora oder mit Infektionen assoziiert sind und dass die Keimmenge ein möglicher Indikator zur besseren Beurteilbarkeit in Grenzfällen sein könnte.
Umfang:64 Seiten
DOI:10.17192/z2022.0351