Klinische Symptomatik und Verlauf viraler Atemwegsinfekte bei Säuglingen
Untere Atemwegsinfektionen verursachen jährlich erhebliche Gesundheitskosten und stellen bis heute weltweit die häufigste Todesursache für Säuglinge laut WHO dar. Trotzdem existiert kein einheitliches Therapieregime und vieles der Pathogenese ist noch unverstanden. Wir untersuchten daher den klinisc...
Gespeichert in:
1. Verfasser: | |
---|---|
Beteiligte: | |
Format: | Dissertation |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
Philipps-Universität Marburg
2022
|
Schlagworte: | |
Online-Zugang: | PDF-Volltext |
Tags: |
Tag hinzufügen
Keine Tags, Fügen Sie den ersten Tag hinzu!
|
Zusammenfassung: | Untere Atemwegsinfektionen verursachen jährlich erhebliche Gesundheitskosten und stellen bis heute weltweit die häufigste Todesursache für Säuglinge laut WHO dar. Trotzdem existiert kein einheitliches Therapieregime und vieles der Pathogenese ist noch unverstanden. Wir untersuchten daher den klinischen Verlauf inklusive der Komplikationen sowie den notwendigen Therapien bei 206 Säuglinge, die von Oktober 2017 bis einschließlich März 2020 aufgrund eines spezifischen viralen unteren Atemwegsinfektes in unserer Klinik behandelt wurden. Der Virusnachweis erfolgte mittels einer Multiplex PCR (FTDTM Respiratory pathogens 21 der Firma Siemens) aus einem nasopharyngealen Abstrich.
Wir haben zeigen können, dass RSV Infektionen im Gegensatz zu Non- RSV Infektionen insgesamt eher bei jüngeren Säuglingen vorkamen sowie vermehrt mit einer Bronchiolitis und einem gering längeren stationären Aufenthalt einhergingen. Einzelne andere Viren stellten hier bezogen auf das typische Alter eine Ausnahme dar. Das Alter von RSV und Bocaviren entsprach sich und Infektionen durch Entero- und Parainfluenzaviren betrafen insgesamt die jüngsten Säuglinge. Die virale Pneumonie wurde prozentual vorwiegend durch andere Viren als RSV ausgelöst. Das Enterovirus zeigte hier das höchste Risiko. Die obstruktive Bronchitis wurde ebenfalls signifikant häufiger und der virale Krupp nur durch andere Viren als RSV hervorgerufen. Es zeigte sich weiterhin, dass RSV Infektionen mit einem vermehrten Sauerstoffbedarf einhergingen. Atelektasen kamen bei den Monoinfektionen sowie bei den Mischinfektionen ohne RSV ähnlich häufig vor. Eine Ausnahme bei der Häufigkeit stellte das Bocavirus dar. Hier zeigte sich mit 40% ein deutlich höheres Risiko als bei den anderen Monoinfektionen.
Es zeigte sich, dass alle Erreger bei Säuglingen unter 6 Monaten zu einer zentralen Apnoe führen können. Wir konnten darlegen, dass das Risiko, anders als erwartet, bei einer Non- RSV Monoinfektion höher war als bei RSV. Bei Mischinfektionen ohne RSV erhöhte sich dieses Risiko nochmals. Am häufigsten wurden Apnoen jedoch durch Parainfluenza Monoinfektionen verursacht.
Die deutlich seltener vorkommenden Mischinfektionen mit und ohne RSV gingen insgesamt mit einem schwereren Verlauf einher. Diese waren mit einem längeren Krankenhausaufenthalt sowie vermehrten Komplikationen in Form von einer vermehrten Notwendigkeit von systemischen Antibiotika und schwereren Atemwegsobstruktionen assoziiert. Die RSV Koinfektionen zeigten hierbei nochmals eine schweren Verlauf mit zusätzlich vermehrten Infiltraten und Atelektasen. Die Notwendigkeit einer zusätzlichen Sauerstoffzufuhr war ebenfalls bei RSV Mischinfektionen am höchsten.
Wir konnten aufzeigen, dass Monoinfektionen ohne RSV im Vergleich zu RSV signifikant häufiger von Salbutamol und Atrovent sowie von systemischen Kortikoiden profitierten. Vor allem bei Infektionen mit Bocaviren benötigte die Mehrheit der Patienten diese Therapieoptionen. Mischinfektionen profitierten ebenfalls häufig von Salbutamol, hier waren die Koinfektionen mit RSV leicht führend.
Bakterielle Superinfektionen kamen mit nur 8,3% selten vor. Insgesamt gab es hier keinen Unterschied zwischen den meisten Monoinfektionen. Lediglich eine Infektion mit HPIV oder HMPV schien bei den Monoinfektionen sowie insgesamt alle Mischinfektionen mit einem erhöhten Risiko einherzugehen. Antibiotika sollten aufgrund der Seltenheit daher zurückhaltend und nur bei sicherem Hinweis auf eine bakterielle Beteiligung eingesetzt werden, umso der Entwicklung von multiresistenten Keimen entgegenzuwirken. |
---|---|
Umfang: | 133 Seiten |
DOI: | 10.17192/z2022.0290 |