Boon and Bane: How Perfectionism Shapes Employee Well-Being Through Health-Impairing and Motivational Processes

Es scheint wenig verwunderlich, dass Perfektionismus in einer zunehmend kompetitiven Welt ansteigt (Curran & Hill, 2019). Diese multidimensionale Persönlichkeitsdisposition betrifft besonders den Lebensbereich der Arbeit und kann für Beschäftigte eine Quelle von erhöhtem Stress und vermindertem...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Kleszewski, Emily
Beteiligte: Otto, Kathleen (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2021
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Es scheint wenig verwunderlich, dass Perfektionismus in einer zunehmend kompetitiven Welt ansteigt (Curran & Hill, 2019). Diese multidimensionale Persönlichkeitsdisposition betrifft besonders den Lebensbereich der Arbeit und kann für Beschäftigte eine Quelle von erhöhtem Stress und vermindertem Wohlbefinden darstellen (Ocampo et al., 2020; Stoeber & Stoeber, 2009). Ziel der vorliegenden Dissertation war es, die ambivalente Rolle von Perfektionismus in diesem spezifischen Kontext zu verstehen, wobei ein Schwerpunkt darauf lag, die unterschiedlichen Zusammenhänge der Dimensionen “Self-Oriented Perfectionism“ (SOP; äußerst hohe Ansprüche, die Personen für sich selbst haben) und „Socially Prescribed Perfectionism“ (SPP; der Eindruck, dass andere Perfektion von einem selbst erwarten) mit dem Wohlbefinden von Beschäftigten zu erklären. Konkret wurde das „Job Demands-Resources“-Modell (JD-R, Bakker & Demerouti, 2007; Demerouti et al., 2001; Schaufeli & Bakker, 2004) als orientierender Rahmen genutzt, um relevante Arbeitsanforderungen und Ressourcen zu identifizieren, auf die Perfektionismus sich auswirken könnte (Forschungsfrage 1). Als weiteres Ziel dieser Arbeit sollten gesundheitsschädliche und motivationale Prozesse des Modells betrachtet werden, um aufzuzeigen, über welche Mechanismen Perfektionismus mit dem Wohlbefinden von Beschäftigten zusammenhängt, sowie auf diesen Prozessen basierende Interventionsansätze (Forschungsfrage 2). Die vier Manuskripte, welche die Grundlage dieser Dissertation bilden, bezogen sich jeweils auf eine oder mehrere dieser Forschungsfragen. Jedes der Manuskripte hatte dabei einen eigenen Fokus und behandelte bislang unbeantwortete Fragen bisheriger Forschung. Manuskript 1 beleuchtete die Frage, wie perfektionistische Mitarbeitende von potentiellen Teammitgliedern gesehen werden und in welchem Ausmaß sie an ihrem Arbeitsplatz eine soziale Einbindung erleben. In Manuskript 2 untersuchten wir, ob Zeitdruck als Arbeitsanforderung in Kombination mit dem mentalen Abschalten von der Arbeit in der Freizeit (“Detachment“) als Erholungserfahrung erklärt, warum manche Perfektionisten vulnerabel für beeinträchtigten Schlaf sind. Manuskript 3 fokussierte die Frage, ob die drei Grundbedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Zugehörigkeit eine Schnittstelle zu einerseits vermindertem aber auch gesteigertem Wohlbefinden von Beschäftigten darstellen können. Zuletzt untersuchten wir in Manuskript 4, ob bereits eine kurze App-basierte Achtsamkeitsintervention perfektionistische Kognitionen reduzieren sowie Detachment und die Schlafqualität verbessern kann. In Manuskript 1 bauten wir auf dem „Perfectionism Social Disconnection“- Modell (Hewitt et al., 2006) und der darin enthaltenen Annahme auf, dass Perfektionismus zu interpersonellen Schwierigkeiten beitragen kann und untersuchten, inwiefern die verschiedenen Dimensionen unterschiedlich mit sozialen Arbeitsanforderungen und Ressourcen zusammenhängen. Studie 1 bezog sich dabei auf die Perspektive der Teammitglieder (experimentell; N = 184) und zeigte, dass Beschäftigte es vorziehen mit einem nicht perfektionistischen Teammitglied zu arbeiten, außer sie haben selbst hohe Ansprüche an ihr Umfeld. In Studie 2 (querschnittlich, N = 279), welche die Perspektive von perfektionistischen Beschäftigen selbst fokussierte, war SPP die einzige Dimension, die ein konsistentes Muster von geringer sozialer Eingebundenheit zeigte, das soziale Ausgrenzung und zwischenmenschliche Konflikte als soziale Arbeitsanforderungen und ein Fehlen von sozialer Unterstützung als Arbeitsressource umfasste. In Manuskript 2 verknüpften wir die Perfektionismus-Literatur mit dem Stressor-Detachment Modell (Sonnentag & Fritz, 2015) und nahmen an, dass Unterschiede in der täglichen Generierung von Stress, operationalisiert als täglicher Zeitdruck, und im Detachment relevante gesundheitsschädliche Prozesse sein können, die erklären, warum üblicherweise SPP, nicht aber SOP mit schlechter Schlafqualität einhergeht. Die Ergebnisse der Tagebuchstudie (N = 70) unterstützten Zeitdruck, eine aufgabenbezogene Arbeitsanforderung, und anschließendes vermindertes Detachment als seriellen Prozess zwischen SPP und beeinträchtigtem Schlaf. Die angenommene entgegengesetzte serielle Mediation für SOP durch geringeren Zeitdruck, sowie Detachment als separater Mechanismus wurden nicht bestätigt, aber es zeigte sich ein positiver direkter Effekt von SOP auf Schlafqualität. In Manuskript 3 setzten wir an der Self-Determination Theory und der Erfüllung der Bedürfnisse nach Autonomie, Kompetenz und Zugehörigkeit an (Deci & Ryan, 2000) und untersuchten die drei Bedürfnisse als gesundheitsschädliche und motivationale Pfade zwischen den Dimensionen von Perfektionismus und dem Arbeitsengagement, der Arbeitszufriedenheit und der Erschöpfung von Beschäftigten. Die Befunde einer Online-Studie über zwei Messzeitpunkte im Abstand von drei Monaten (N = 328 zu MZP1 und N = 138 zu MZP2) betonen die spezifischen Rollen der drei Bedürfnisse darin, die unterschiedlichen Zusammenhänge von SOP und SPP mit dem Wohlbefinden von Beschäftigten zu erklären. Dabei zeigte sich die Erfüllung des Autonomiebedürfnisses sich als besonders relevant für das Arbeitsengagement. Schließlich betrachteten wir in Manuskript 4 Perfektionismus und die dazu gehörigen dynamischen Kognitionen als eine Antipode zur persönlichen Ressource der Achtsamkeit. Wir testeten, ob eine App-basierte Achtsamkeitsintervention perfektionistische Kognitionen reduzieren und Detachment und beeinträchtigten Schlaf als wichtige erholungsrelevante Konzepte verbessern kann. Im Vergleich zu Teilnehmenden in der Wartelisten-Kontrollgruppe (n = 45) berichteten jene in der Interventionsgruppe (n = 38) vorübergehend einen Anstieg der Achtsamkeit und eine Verringerung der sorgenbezogenen perfektionistischen Kognitionen. Es wurden keine signifikanten Veränderungen bezüglich der erholungsbezogenen Outcomes festgestellt. Dennoch liefern die Befunde dieser randomisierten kontrollierten Studie einen ersten Nachweis dafür, dass App-basierte Achtsamkeitsinterventionen eine Möglichkeit darstellen, um dynamische Aspekte von Perfektionismus zu reduzieren. Zusammenfassend betonen die vier Manuskripte den zweischneidigen Einfluss von Perfektionismus auf verschiedene Aspekte des Arbeitslebens und das Wohlbefinden von Beschäftigten. Es kommt dabei auf die spezifische Dimension an, ob Perfektionismus Fluch oder Segen ist. Unseren Ergebnissen zufolge hängt SPP darüber negativ mit dem Wohlbefinden zusammen, dass diese Dimension zu Arbeitsanforderungen beiträgt und den gesundheitsschädlichen Prozess anstößt und Ressourcen und den motivationalen Prozess hemmt. Demgegenüber hängt SOP positiv mit dem Wohlbefinden zusammen, weil diese Dimension, zumindest zu einem gewissen Grad, den gesundheitsschädlichen Prozess hemmt und gleichzeitig den motivationalen Prozess anstößt. Dynamische Aspekte von Perfektionismus können bereits durch niederschwellige Interventionen adressiert werden. Die Herausforderung, Perfektionismus in das JD-R Modell zu integrieren, Ansätze für zukünftige Forschung, um den konzeptionellen Rahmen dieser Dissertation zu stärken und zu erweitern, sowie praktische Implikationen werden diskutiert.
DOI:10.17192/z2022.0081