Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit im ambulanten Sektor bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz (AMTS-CKD-Studie)

HINTERGRUND: Chronische Nierenerkrankungen (CKD) gehören weltweit zu den häufigsten Erkrankungen. Eine geeignete ambulante Versorgung ist notwendig, um Patienten mit CKD vor weiteren Folgeerkrankungen und vor der Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz zu schützen. Ein adäquates Medikationsm...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Schütze, Alexander
Beteiligte: Hohmann, Carina (PD Dr. rer. nat) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2021
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:HINTERGRUND: Chronische Nierenerkrankungen (CKD) gehören weltweit zu den häufigsten Erkrankungen. Eine geeignete ambulante Versorgung ist notwendig, um Patienten mit CKD vor weiteren Folgeerkrankungen und vor der Entwicklung einer terminalen Niereninsuffizienz zu schützen. Ein adäquates Medikationsmanagement, eine gute Kommunikation zwischen verschiedenen ambulanten Versorgungsebenen und die Umsetzung der vom Nephrologen empfohlenen Arzneimitteltherapie durch den Hausarzt sind essentiell, um eine erfolgreiche Langzeitbehandlung im ambulanten Bereich zu gewährleisten und arzneimittelbezogene Probleme (ABPs) zu vermeiden. Das Ziel der Studie war es, durch Einbeziehung eines klinischen Pharmazeuten in das therapeutische Team einer nephrologischen Ambulanz die Arzneimitteltherapiesicherheit bei Patienten mit CKD an einer ambulanten Schnittstelle zu verbessern, indem die Adhärenz des Hausarztes zu Medikationsempfehlungen des Nephrologen erhöht und ABPs reduziert werden. METHODEN: Die prospektive, kontrollierte Interventionsstudie wurde in der nephrologischen Ambulanz der Klinikum Fulda gAG durchgeführt. Die Kontroll- und Interventionsphasen fanden nacheinander statt. Patienten mit CKD-Stadium 3-5 und mindestens einer Begleiterkrankung, wie z. B. arterielle Hypertonie oder Typ-2-Diabetes, wurden von Juni 2015 bis Mai 2019 konsekutiv in drei Subgruppen (naiv, 1 Kontakt, ≥ 2 Kontakte mit Nephrologen) rekrutiert. Die Adhärenz des Hausarztes zu Medikationsempfehlungen des Nephrologen und die Häufigkeit arzneimittelbezogener Probleme ohne (Kontrollgruppe; KG) und mit (Interventionsgruppe; IG) Interventionen des Apothekers wurden nach 6 Monaten verglichen. Die pharmazeutischen Interventionen umfassten die Erstellung einer AMTS-Liste mit nephrologisch relevanten Arzneimitteln, Fortbildungsveranstaltungen für Hausärzte und Apotheker zwischen der KG und IG, ein umfassendes Medikationsmanagement und eine individuelle Beratung des Patienten zu seinen Arzneimitteln. Weiterhin wurde der Einfluss klinisch-pharmazeutischer Interventionen auf die Adhärenz des Patienten, die Zufriedenheit von Patient und Hausarzt sowie auf das Wissen des Patienten zu seinen Arzneimitteln analysiert und Auswirkungen auf eine Reduktion der CKD-Progression und auf die Einstellung von Grund- und Begleiterkrankungen ausgewertet. ERGEBNISSE: Im Studienzeitraum von Juni 2015 bis Mai 2019 wurden insgesamt 256 Patienten (KG=160, IG=96) in die Studie rekrutiert. Die Adhärenz der Hausärzte zu nephrologisch relevanten, nicht nephrologisch relevanten und den gesamten Arzneimittelempfehlungen nahm in der Subgruppe der naiven Patienten und bei Patienten mit einem vorherigen Kontakt mit dem Nephrologen sowie in der gesamten Studienpopulation nach 6 Monaten (T2) signifikant zu (p<0,001). Die größte Erhöhung der Adhärenz von 72,8% auf 95,5% zeigte die Subgruppe der naiven Patienten bei nephrologisch relevanten Arzneimitteln. In der IG wurde im Vergleich zur KG eine signifikant höhere Adhärenz des Hausarztes zu Empfehlungen hinsichtlich des Ansetzen, Absetzen, die Dosisreduktion und Dosiserhöhung sowie die Änderung des Einnahmeintervalls erzielt (p<0,005). Insgesamt wurden die Patienten in der KG mit durchschnittlich 2,6 ABPs und in der IG mit 2,0 ABPs pro Patient vorstellig. Die Anzahl der ABPs pro Patient nahm in der IG im Vergleich zur KG zum Zeitpunkt der Entlassung vom Nephrologen zum Hausarzt (T0NE) und an T2 in allen Subgruppen signifikant ab (p<0,001). Die größte Reduktion der ABPs um 1,6 an T0NE und 1,9 an T2 wurde bei Patienten mit ≥2 Kontakten mit dem Nephrologen erreicht. Die Patienten der IG zeigten an T0NE und T2 signifikant (p<0,05) weniger nicht therapierte Indikationen, eine geringere Anzahl an Arzneimitteln ohne Indikation, weniger kontraindizierte Arzneimittel sowie weniger Probleme mit der Dosierung, Anwendung und der Adhärenz zur Einnahme. Die Gesamtadhärenz des Patienten zu seiner Arzneimitttherapie und die Zufriedenheit mit den erhaltenen Informationen zur Arzneimitteltherapie erhöhten sich signifikant nach 6 Monaten in der IG (p<0,001). In der IG stieg das Wissen der Patienten zu ihren Arzneimitteln insgesamt und in der Kategorie Indikation des Arzneimittels signifikant (p<0,001) an. Innerhalb des Follow-up-Zeitraumes von 6 Monaten konnte keine Verbesserung der glomerulären Filtrationsrate oder der Einstellung von Begleit- und Folgeerkrankungen durch pharmazeutische Interventionen erzielt werden. SCHLUSSFOLGERUNG: Die Zusammenarbeit zwischen Nephrologe, Hausarzt und klinischem Pharmazeuten führte zu einer Erhöhung der Arzneimitteltherapiesicherheit bei Patienten mit CKD, indem die Adhärenz des Hausarztes zu nephrologisch relevanten Arzneimittelempfehlungen, insbesondere bei Patienten mit neu diagnostizierter CKD, verbessert und die meisten Arten von arzneimittelbezogenen Problemen signifikant reduziert wurden. Apotheker können demzufolge wichtige Mitglieder eines interprofessionellen Teams bei der Versorgung von ambulanten CKD-Patienten sein.
Umfang:257 Seiten
DOI:10.17192/z2021.0489