Phonemwandel im gesprochenen Standard. Dynamik des /ɛː/-Phonems im Deutschen

Sprache ist stetigem Wandel unterworfen. Als Teil dieser Dynamik scheint sich gegenwärtig ein „Lautwandel [...] vor unseren Ohren“ (Grosse 1957, 181) zu vollziehen, der im Abbau der Distinktion zwischen /eː/ und /ɛː/ im Standarddeutschen besteht. Hinweise auf diesen Prozess finden sich beispielsweis...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Stiel, Rico
Beteiligte: Herrgen, Joachim (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2020
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Sprache ist stetigem Wandel unterworfen. Als Teil dieser Dynamik scheint sich gegenwärtig ein „Lautwandel [...] vor unseren Ohren“ (Grosse 1957, 181) zu vollziehen, der im Abbau der Distinktion zwischen /eː/ und /ɛː/ im Standarddeutschen besteht. Hinweise auf diesen Prozess finden sich beispielsweise bei Schmidt / Herrgen (2011, 365), die ihn nicht nur als rezent herausstellen, sondern zudem die inhärente Raumdimension konkretisieren, wenn sie auf den „sich aktuell von Norden nach Süden ausbreitende[n] Phonemzusammenfall von standardsprachlich /ɛː/ und /eː/ ([beːʀən] ‘Bären’ und ‘Beeren’)“ verweisen. Ungewiss bleibt hierbei jedoch zunächst, ob es sich wirklich um den Nachweis eines Wandelphänomens handelt. Diatopische Variation ist schließlich nicht zwingend der Nachweis eines change in progress. Vor allem die in der Fachliteratur oft vertretene Auffassung, das standardsprachliche /ɛː/-Phonem gehe lediglich auf die Schreibung mit < ä > zurück, wirft die Frage danach auf, ob die kodifizierte Distribution von /eː/ und /ɛː/ in der Sprachrealität der Sprecher jemals Bestand hatte. Um die genannten Hinweise auf einen möglichen Lautwandel vor dem Hintergrund der lauthistorischen Genese der e-Laute kontextualisieren und klassifizieren zu können, wird in der Arbeit ein diachronischer Ansatz gewählt, bei dem die Entwicklung der deutschen e-Laute ausgehend von der voralthochdeutschen Zeit bis zu den rezenten Veränderungen nachgezeichnet wird. Dabei gelingt es, den Beginn des beschriebenen Wandelphänomens im landschaftlichen Hochdeutsch auszumachen. Am Ende der Arbeit steht die Beantwortung der Frage danach, inwiefern die rezenten Abbautendenzen des /ɛː/-Phonems auf dessen historische, gegebenenfalls von der Graphie geprägte Entstehung zurückzuführen sind.
Umfang:471 Seiten
DOI:10.17192/z2020.0493