5-Jahres-Erkenntnisse durch die Multizentrische Beobachtungsstudie mit dem zementfreien POLARSTEM Hüftschaft

Da der Hüftgelenksersatz nicht mehr nur ein Konzept für alte Patienten, sondern mehr und mehr ein junges und aktiveres Kollektiv einschließt, ist die Entwicklung neuer Prothesendesigns von großer Bedeutung. Die Rationale zur Entwicklung des zementfreien POLARSTEM Hüftschafts bestand in der Verbindun...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Münch, Lukas Nawid
Beteiligte: Schüttler, Karl-Friedrich (PD Dr. med.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2020
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Da der Hüftgelenksersatz nicht mehr nur ein Konzept für alte Patienten, sondern mehr und mehr ein junges und aktiveres Kollektiv einschließt, ist die Entwicklung neuer Prothesendesigns von großer Bedeutung. Die Rationale zur Entwicklung des zementfreien POLARSTEM Hüftschafts bestand in der Verbindung des Selbsverblockungsprinzips mit einer verbesserten metaphysären Lastübertragung. Der Schaft besteht aus einer Titanlegierung (Ti6Al4V) mit einer porösen Titan-Plasmaspray-Beschichtung für eine erhöhte Oberflächenrauheit. Dadurch wird eine sehr gute Primärstabilität und Osteointegration erreicht. Ziel der Polarschaftstudie ist daher die Langzeitevaluation des zementfreien POLARSTEM Hüftschafts über einen festgelegten Zeitraum von insgesamt zehn Jahren. Daten aus Australien und Wales zeigten eine Revisionsrate von 0,15-2,9% über einen Zeitraum von 3-5 Jahren. Allerdings sind noch keine prospektiven Studien bezüglich des zementfreien POLARSTEM publiziert worden, welche die Selbsteinschätzung der Patienten hinsichtlich des klinischen Ergebnisses berücksichtigen. Diese Arbeit befasst sich mit der Erfassung von klinischen und radiologischen Erkenntnissen fünf Jahre nach Implantation des zementfreien POLARSTEM. Das klinische Outcome wurde anhand des Harris-Hip-Scores (HHS) und Western Ontario and McMaster Osteoarthritis Index (WOMAC) bewertet. Die radiologische Evaluation erfolgte mittels röntgenologischer Verlaufsuntersuchungen. Im Zeitraum von Ende März 2009 bis Ende Februar 2010 wurden demnach 72 Patienten mit insgesamt 75 versorgten Hüften aus dem Einzugsgebiet des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM), Standort Marburg, in die Studie aufgenommen. Als multizentrische Studie wurden im Kantonspital Aarau (Schweiz) und in der Universitätsklinik Bochum jeweils 75 weitere Patienten in die Studie eingeschlossen mit einem resultierenden Gesamtkollektiv von 225 Patienten. Das Patientenkollektiv dieser Studie besteht aus 31 Männern (41,33%) und 44 Frauen (58,66%) mit einem Durchschnittsalter von 65,4 Jahren (± 8,2) zum Zeitpunkt der Operation. Bezüglich des Body-Maß-Index (BMI) errechnete sich ein präadipöser Mittelwert von 29,51kg/m² (± 4,82). Die mit Abstand häufigste Indikation für die Implantation der Totalendoprothese war die primäre Koxarthrose mit 76%. Der HHS und WOMAC zeigten zu den Nachuntersuchungszeitpunkten 3 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre und 5 Jahre nach Implantation des zementfreien POLARSTEM im Vergleich zum präoperativen Status jeweils eine signifikante Verbesserung (jeweils p < 0.001). Bei den Patienten mit einem BMI von unter 30 kg/m² zeigte sich zur 5-Jahres-Nachuntersuchung ein signifikant besseres Ergebnis (p < 0.05) im Vergleich zu denen mit einem BMI von über 30 kg/m². Zudem zeigte sich bei der jüngeren Patientengruppe mit einem Alter von unter 65 Jahren im Vergleich zu den Patienten mit einem Alter von über 65 Jahren ein signifikant höherer Harris-Hip-Score (p = 0.039). Hinsichtlich des Bewegungsausmaßes ließ sich im Vergleich zu den präoperativen Untersuchungen zum 5-Jahres-Nachuntersuchungszeitpunkt eine signifikante Zunahme in allen überprüften Richtungen nachweisen (jeweils p < 0.001). Bei der röntgenologischen Verlaufskontrolle 5 Jahre postoperativ zeigte sich bei allen nachuntersuchten Patienten eine unveränderte Position der implantierten Schaft- und Pfannenkomponenten ohne Migration, Verkippung oder Einsinken. Charakteristische radiologische Veränderungen der Pfannen- oder Schaftkomponente im Sinne von Osteolysen, Atrophie oder Hypertrophie der Knochensubstanz sowie Saumbildungen konnten nicht beobachtet werden. Die Schaftstandzeit war 98,7% zum 5-Jahres-Zeitpunkt. Vergleichbare Studien erzielten hinsichtlich des postoperativen HHS und WOMAC bei einem Nachuntersuchungszeitraum von 5-10 Jahren ähnlich gute Ergebnisse. Der negative Einfluss eines hohen BMIs oder Alters auf das Ergebnis im HHS und WOMAC wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Mit einer Standzeit von 98,7% nach 5 Jahren zeigte der POLARSTEM ein mit anderen zementfreien Hüftschäften im Einklang stehendes Ergebnis. Aktuellen Daten des australischen Prothesenregisters bezifferten die Revisionsrate des zementfreien Polarstem mit 0,3-2,9% nach 3-5 Jahren. Ursächlich für die einzige durchgeführte Revision unseres Patientenkollektivs war ein Infekt 6 Wochen postoperativ, sodass wohl nicht das Schaftdesign als ausschlaggebender Faktor zu erwähnen ist. Aufgrund der überzeugenden klinischen und radiologischen Ergebnisse kann die Sicherheit und Wirksamkeit des zementfreien POLARSTEM zumindest über einen mittelfristigen Zeitraum von 5 Jahren bestätigt werden. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie sich der POLARSTEM im Langzeitverlauf nach 10 oder 15 Jahren präsentiert. Erst dann können endgültige Aussagen bezüglich der klinischen und radiologischen Ergebnisse getroffen werden.
Umfang:112 Seiten
DOI:10.17192/z2020.0289