Vergleich von arthroskopischer und offener Repositionsmethode bei konservativ irreponibler Hüftluxation im Kindesalter
Der Schwerpunkt dieser retrospektiven Beobachtungsstudie lag auf der Beantwortung der Frage, inwieweit die arthroskopische Reposition eine mögliche Alternative zum etablierten offenen Verfahren darstellt. Dabei konnte diese Arbeit die Annahme bestätigen, dass erfolgversprechende Behandlungsergebniss...
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Beteiligte: | |
Format: | Dissertation |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
Philipps-Universität Marburg
2020
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Schlagworte: | |
Online-Zugang: | PDF-Volltext |
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Zusammenfassung: | Der Schwerpunkt dieser retrospektiven Beobachtungsstudie lag auf der Beantwortung der Frage, inwieweit die arthroskopische Reposition eine mögliche Alternative zum etablierten offenen Verfahren darstellt. Dabei konnte diese Arbeit die Annahme bestätigen, dass erfolgversprechende Behandlungsergebnisse mit dem arthroskopischen Verfahren erzielt werden können. Das oberste Ziel der Behandlung von Patienten mit Hüftluxation sollte neben einer stabilen und zentrierten Reposition des Hüftkopfes ebenfalls eine Vermeidung von Komplikationen wie die der Hüftkopfnekrose sein. Weitere Folgen wie der Verbleib einer Restdysplasie und einer Reluxation wirken sich durch zusätzliche Eingriffe negativ auf die weitere Entwicklung des Kindes aus und verlängern den Behandlungsverlauf deutlich. Eine ausführliche Diskussion der Risikofaktoren für die Entstehung einer Hüftkopfnekrose, einer Restdysplasie und Reluxation erfolgte in der vorliegenden Arbeit.
In vorliegender Arbeit wurden 78 Patienten beobachtet, bei denen zur ersten ambulanten Untersuchung im Olgahospital Stuttgart mindestens an einem Hüftgelenk eine Hüftdysplasie Grad IV nach Graf festgestellt wurde und ein konservatives Behandlungskonzept erfolglos blieb. Dabei wurden nur Patienten eingeschlossen, die zur ersten operativen Reposition nicht älter als 2 Jahre waren. Nach Auswertung der Patientendokumentation erfolgte die Erhebung von radiologischen Messwerten sowohl präoperativ, als auch ein Jahr sowie zwei Jahre nach der Operation. Für die statistische Analyse der Daten wurde die binär logistische Regression herangezogen. Vergleichbare Studien in der Literatur von Patienten mit einer Hüftdysplasie Grad IV nach Graf lagen nicht vor.
Eine Hüftkopfnekrose (Grad III und Grad IV nach Tönnis) entwickelten 24 % aller Hüftgelenke. Eine behandlungsbedürftige Reluxation wurde bei 25 % der Hüftgelenke innerhalb des zweijährigen Beobachtungszeitraums dokumentiert. Eine Restdysplasie wurde aufgrund einer mangelnden Hüftkopfüberdachung bei 54 % der Hüftgelenke festgestellt.
Durch den Vergleich der 19 arthroskopisch und 78 offen reponierten Hüftgelenke mithilfe der binär logistischen Regression konnte gezeigt werden, dass bei zwei der drei Zielgrößen (Reluxation, Restdysplasie, Hüftkopfnekrose) ein insgesamt besseres Behandlungsergebnis in der arthroskopischen Gruppe erzielt werden konnte. Nach arthroskopischer Reposition wurden keine Reluxationen beobachtet und eine Restdysplasie trat deutlich seltener im Vergleich zur offenen Operationsmethode auf. Somit wurde sowohl eine Verbesserung der Luxationsneigung erzielt, als auch eine bessere Hüftkopfüberdachung durch eine konzentrische und insbesondere stabilere Zentrierung des Hüftgelenks erreicht.
Eine Hüftkopfnekrose hingegen wurde häufiger bei dem arthroskopischen Verfahren nachgewiesen. Dabei spielte nach arthroskopischer Reposition insbesondere eine Rolle, ob es sich um eine primäre teratologische oder sekundär angeborene Hüftluxation handelte. Die Wahrscheinlichkeit eine Hüftkopfnekrose zu entwickeln war bei Patienten mit einer teratologischen Hüftluxation deutlich erhöht. Das hier beobachtete schlechtere Ergebnis der arthroskopischen Gruppe konnte ausschließlich auf die Behandlung teratologischer Hüftgelenke zurückgeführt werden. Eine fehlende Psoastenotomie im Rahmen der arthroskopischen Reposition könnte hierfür vorrangige Ursachen sein.
Als Konsequenz dieser Arbeit sollten Kindern mit nicht teratologischer Hüftluxation einerseits weiterhin arthroskopisch operiert werden, aufgrund der besseren Zentrierung des Hüftkopfes und damit einhergehenden geringeren Reluxationen sowie einer verminderten Restdysplasie als auch Hüftkopfnekrose. Anderseits sollte bei teratologischen Hüftluxationen von der arthroskopischen Operationsmethode Abstand genommen werden, bis ein Weichteilmanagment gewährleistet werden kann, welches dem offenen Verfahren entspricht. Dabei sollte es sich um ein Verfahren handeln, welches die Durchtrennung der Psoassehne ermöglichen kann.
Die Ergebnisse vorliegender Arbeit sollten jedoch zurückhaltend bewertet werden, da diese Arbeit einige Einschränkungen besitzt. Eine Vielzahl von präoperativen, intraoperativen und postoperativen Risikofaktoren (Störgrößen) können die Ergebnisse beeinflussen. Sie werden teilweise kontrovers in der Literatur diskutiert und wurden ebenfalls in vorliegender Arbeit betrachtet. Weitere Einschränkungen sind auf vorhandene Verzerrungen (Bias) und Scheinkorrelationen (z. B. in Blick auf die Hüftkopfnekrose, bedingt durch die Einbeziehung teratologischer Hüftluxationen) zurückzuführen. Das heterogene und kleine Patientenkollektiv, ein kurzer Beobachtungszeitraum von 2 Jahren sowie eine lückenhafte Datenlage durch fehlende Röntgenbilder und Patientendokumentation mindern ebenfalls die Aussagekraft dieser Arbeit. Die hier vorgestellten Ergebnisse liefern einen ersten Beitrag bei dem Vergleich der neuen arthroskopischen und älteren offenen Repositionsmethode bei Patienten mit schwerer Hüftluxation. Die Ergebnisse können als Ausgangspunkt für die weitere wissenschaftliche Untersuchung angesehen werden. |
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Umfang: | 114 Seiten |
DOI: | 10.17192/z2020.0192 |