Einfluss der Hämodynamik auf die Kinetik volatiler Anästhetika

Die Benutzung volatiler Anästhetika zur Durchführung von Allgemeinanästhesien ist heute Standard. Das Wiedererlangen des Bewusstseins ist nicht gleichzusetzen mit einer vollständigen Abflutung des Wirkstoffs aus dem Körper des Patienten. Hierbei spielt der Sicherheitsaspekt eine große Rolle, da Rest...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Bobka, Fjodor Alexander
Beteiligte: Eberhart, L (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2018
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die Benutzung volatiler Anästhetika zur Durchführung von Allgemeinanästhesien ist heute Standard. Das Wiedererlangen des Bewusstseins ist nicht gleichzusetzen mit einer vollständigen Abflutung des Wirkstoffs aus dem Körper des Patienten. Hierbei spielt der Sicherheitsaspekt eine große Rolle, da Restkonzentrationen weiterhin Wirkung auf den Körper haben. Die Herzfunktion bestimmt das Abflutungsverhalten der volatilen Anästhetika nach Vollnarkose. Bei fortgeschrittener Herzinsuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion steht neben einem verminderten HZV die eingeschränkte Fähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems auf den Stress der Narkose-Ausleitung mittels erhöhtem HZV zu reagieren im Vordergrund. Diese Krankheit besitzt aufgrund ihrer epidemiologischen Wichtigkeit eine große Relevanz für den Klinikalltag und muss in der Patientenversorgung berücksichtigt werden. Der Prozess der Abflutung wird multifaktoriell determiniert. Entscheidend hierbei ist auf der einen Seite die Auswahl des verwendeten volatilen Anästhetikums mit spezifischen pharmakokinetischen Einflussgrößen und auf der anderen Seite Patienten-bezogenen physiologische Parameter wie Atmung und Herz-Kreislauf-Funktion sowie anatomisch-biologische Einflussgrößen wie Körperzusammensetzung und Volumenverteilung des Blutflusses auf die untersuchten Kompartimente. Zur Wahl des Narkosemittels wurde festgestellt, dass Desfluran stets vor Sevofluran und Sevofluran stets vor Isofluran verglichene Schwellenwerte erreichte. Bei Vergleich von Desfluran und Sevofluran blieb der Unterschied im Erreichen der 90%-Dekrementen stets unter einer Stunde, bei den 95%-Dekrementen bei 2-stündigen Narkosen ebenfalls. Je länger die Narkosedauer, desto gravierender waren die Differenzen in den Dekrementen, wählte man ein anderes Narkosegas außer Desfluran. Die Schlussfolgerung dieser Arbeit hierhingehend lautet, dass aufgrund deutlich späteren Erreichens der 95%-Dekrement-Konzentrationen spätestens ab Narkoselängen von 2 Stunden Desfluran verwendet werden sollte. Die Schnelligkeit der Elimination des Wirkstoffes aus dem Körper des Patienten und damit der Dauer bis zum Erreichen gewisser Dekremente wird durch die Clearance und die Distribution bestimmt. Diese beiden Prozesse verhalten sich in Bezug auf die Schnelligkeit der Abflutung teilweise synergistisch und teilweise konkurrierend zueinander. Eine Erniedrigung des HZV erhöht die Clearance. Die Elimination des Narkosemittels aus dem Körper wird bei langsamerem HZV 68 im Verlauf der Abflutung zunehmend durch die eingeschränkte Distribution limitiert. Eine neue Erkenntnis dieser Arbeit ist, dass es einen Umschlagspunkt gibt, an dem eine Erhöhung des HZV ein schnelleres Abfluten nach initial langsameren Abfluten bewirkt. Dieser Umschlagspunkt lag für alle untersuchten Narkosegase oberhalb der 90%-Dekremente. Je länger die Narkose dauerte, desto relevanter wurden die gespeicherten Substanzmengen für die Abflutung. Aufgrund der Erkenntnisse dieser Arbeit ist eine Steigerung des HZV bei Ausleitung zum Zwecke eines schnelleren Unterschreitens von bestimmten klinisch relevanten Wirkstoffspiegeln im ZNS aus pharmakokinetischer Sicht nicht indiziert. Der Anästhesist muss sich auf ein anfänglich schnelleres Abfluten bei Patienten mit Herzinsuffizienz einstellen.
Umfang:74 Seiten
DOI:10.17192/z2018.0276