Datenbankbasierte epidemiologische retrospektive Untersuchung zu Risikofaktoren für Frakturen

Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es (i) das Risiko von Knochenbrüchen nach einer vorausgegangen Einnahme oraler Kontrazeptiva im Vergleich mit Frauen, die niemals orale Kontrazeptiva eingenommen hatten, zu untersuchen und (ii) den Einfluss von Dipeptidyl Peptidase-4 Inhibitoren (DPP-4i) zusät...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Dombrowski, Silvia Isabella
Beteiligte: Kostev, Karel (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2017
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es (i) das Risiko von Knochenbrüchen nach einer vorausgegangen Einnahme oraler Kontrazeptiva im Vergleich mit Frauen, die niemals orale Kontrazeptiva eingenommen hatten, zu untersuchen und (ii) den Einfluss von Dipeptidyl Peptidase-4 Inhibitoren (DPP-4i) zusätzlich zu einer initialen Metformin-Therapie auf das Risiko eines Knochenbruchs bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) in Deutschland auszuwerten. Die Dissertation basiert auf zwei Artikeln, die im „Osteoporosis International“ publiziert worden sind. Die orale hormonelle Verhütungsmethode ist die beliebteste und am häufigsten angewandte Verhütungsmethode: 28 % der 16-49 jährigen Frauen in Großbritannien entschieden sich 2015 für diese Methode der Verhütung. Orale Kontrazeptiva (OK) gelten als sicherste, bekannteste und einfach anwendbare Verhütungsmethode, die außer zur Vermeidung einer ungewollten Schwangerschaft auch in anderen Bereichen wie zur Behandlung von Akne oder Endometriose eingesetzt wird. Vorliegende Studien lieferten unterscheidende Ergebnisse hinsichtlich des Einflusses von hormonellen Verhütungsmitteln. Während einige Publikationen eine mögliche positive Auswirkung auf Knochendichte durch orale Kontrazeptiva bezüglich Frakturrisiko aufzeigten, war bei anderen Studien ein erhöhtes Risiko von Osteoporose und Knochenbrüchen in Verbindung mit oralen Kontrazeptiva zu sehen. Diabetes zählt zu den weltweit häufigsten chronischen Erkrankungen. Insgesamt leiden 8 % der globalen Bevölkerung daran. In Deutschland wird die Prävalenz, als Erwachsener an Diabetes zu erkranken, auf 10,6 % geschätzt. Die Anzahl der Todesfälle, die mit Diabetes in Verbindung gebracht werden, liegt bei ungefähr 55.000 und die Kosten pro Person belaufen sich auf $5.300. Aus diesen Gründen ist Diabetes von entscheidender Bedeutung hinsichtlich gesundheitlicher und ökonomischer Aspekte. Bekannterweise haben Diabetes mellitus Typ 2 Patienten ein höheres Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden. Dies kann zum einen daran liegen, dass Begleiterkrankungen, die mit Diabetes mellitus einhergehen (z.B. Retinopathie oder Neuropathie), eine erhöhte Sturzgefahr nach sich ziehen, zum anderen aber, dass Hyperglykämien zu Veränderungen des Knochengewebes führen, die wiederum in erhöhter Instabilität der Knochen und erhöhtem Osteoporose-Risiko zum Ausdruck kommen. Existierende Studien zeigen bislang kontroverse Ergebnisse bezüglich des Einflusses von hormonellen Verhütungsmitteln auf ein Frakturrisiko als auch bezüglich des Zusammenhangs zwischen der DPP-4-Therapie und dem Frakturrisiko. Weitere Forschungsarbeit ist notwendig, um diese relevanten Gebiete besser zu verstehen. Beide Analysen wurden basierend auf den Daten des IMS Disease Analyzer (IMS DA®) durchgeführt. Der IMS DA® ist eine longitudinale Datenbank, in der die Arzt- und Patientendaten retrospektiv zur Verfügung stehen. Diagnosen (ICD 10), Verordnungen (Anatomical Therapeutic Chemical Classification (ATC)), Labordaten und demografische Informationen werden direkt aus dem Praxiscomputer in mehrfach anonymisierter Form übermittelt. Die Datenqualität und Validität werden durch zahlreiche Qualitätskriterien sichergestellt. Der Disease Analyzer war bereits Datengrundlage mehrerer Publikationen, unter anderem im Bereich Knochenbrüche. In der ersten Publikation – einer retrospektiven Fall - Kontroll - Studie – wurde bei 6,485 Frauen das Risiko der Knochenbrüche nach einer vorausgegangen Einnahme oraler Kontrazeptiva im Vergleich mit 6,485 Frauen, die niemals orale Kontrazeptiva eingenommen hatten, in Großbritannien in 135 hausärztlichen Praxen untersucht. Frauen, die keinen Knochenbruch erlitten hatten, hatten eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit früher eine Therapie mit oralen Kontrazeptiva eingenommen zu haben (OR 0,81). Das Frakturrisiko war abhängig von Alter der Frauen und Dauer der Einnahme. Ein signifikanter Effekt war am stärksten bei den 18-25 und 26-35-jährigen Frauen zu beobachten, die mindestens ein Jahr lang orale Kontrazeptiva verwendet hatten. Der zweite Artikel fand Hinweise darauf, dass bei Diabetes mellitus Typ 2 Patienten, die in Deutschland in einer Hausarztpraxis behandelt worden sind, eine Therapie mit DPP-4 im Vergleich zu einer reinen Metformin Therapie mit einem erniedrigtem Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden, assoziiert worden ist. Innerhalb der ersten fünf Jahre nach initialer Metformin bzw. DPP-4-Verordnung erlitten 6,4 % der DPP-4- vs. 8,3 % der Kontroll-Patienten Knochenbrüche (log-rank p-Wert < 0,001). Abschließend lässt sich festhalten, dass beide Analysen zwei wichtige Einflussfaktoren identifizieren konnten, die mit einem erniedrigten Risiko, einen Knochenbruch zu erleiden, assoziiert worden sind.
Umfang:51 Seiten
DOI:10.17192/z2017.0613