Hyperintense Gefäße in der FLAIR-Sequenz bei thrombektomierten Patienten mit akutem Schlaganfall
Signalreiche Gefäße in der FLAIR-Sequenz (FLAIR hyperintense vessel, FHV) werden regelmäßig bei Patienten mit akutem Schlaganfall beobachtet. Sie treten vor allem bei akuten hochgradigen Stenosen und Verschlüssen auf. Im Gegensatz zu dem hyperdensen Gefäßzeichen in der Computertomographie repräsenti...
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Beteiligte: | |
Format: | Dissertation |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
Philipps-Universität Marburg
2017
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Schlagworte: | |
Online-Zugang: | PDF-Volltext |
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Zusammenfassung: | Signalreiche Gefäße in der FLAIR-Sequenz (FLAIR hyperintense vessel, FHV) werden regelmäßig bei Patienten mit akutem Schlaganfall beobachtet. Sie treten vor allem bei akuten hochgradigen Stenosen und Verschlüssen auf. Im Gegensatz zu dem hyperdensen Gefäßzeichen in der Computertomographie repräsentieren periphere FHV keinen Thrombus, sondern verlangsamten Fluss in Kollateralgefäßen distal der Stenose oder des Verschlusses. Ferner weisen sie eine Assoziation mit einem großen Perfusions-Diffusions-Mismatch auf. Somit ist das Gebiet der peripheren FHV nicht als irreversibel infarziertes, sondern vielmehr als von dem Infarkt bedrohtes Gewebe anzusehen. Mit diesen Eigenschaften können sie ein zusätzliches Hilfsmittel bei der Entscheidung zur Thrombektomie bei einem akuten Hirninfarkt darstellen. Der Ansatz unserer Single-Center Studie lag in der Assoziation der FHV mit den Ergebnissen der Thrombektomie.
Wir untersuchten retrospektiv die prä- und postinterventionellen MRT-Untersuchungen und die Dokumentationen der Thrombektomien bei 72 interventionell therapierten Schlaganfallpatienten mit akutem Infarkt im Mediastromgebiet. Wir bestimmten die Rekanalisationsrate, die Komplikationsrate, die Entwicklung des Infarktvolumens und die Zeit von Symptombeginn bis zur präinterventionellen MRT-Untersuchung. Die FHV wurden prä- und postinterventionell nach dem ASPECT-Schema quantifiziert und ihre Intensität unterteilt. In der statistischen Auswertung kamen neben der deskriptiven Statistik der Korrelationstest nach Pearson, der Chi-Quadrat-Unabhängigkeitstest und der Mann-Whitney-U-Test zum Einsatz.
Alle Patienten zeigten präinterventionell FHV in unterschiedlichem Ausmaß. Wir konnten keine Abhängigkeit der Rekanalisationsrate vom Ausmaß (X²-Test: p=0,605; Mann-Whitney-U-Test: p=0,437) und der Intensität (Χ²-Test: p=0,2) der FHV feststellen. Die Komplikationsrate der Thrombektomien zeigte keine Abhängigkeit von dem Ausmaß der FHV vor der Intervention (Χ²-Test: p=0,905; Mann-Whitney-U-Test: p=0,7). Auch ein Zusammenhang der präinterventionellen FHV und der Infarktvolumenentwicklung lässt sich nicht erkennen (Korrelation nach Pearson: P=0,99, p=0,448; Mann-Whitney-U-Test: p=0,519). Wir fanden eine Korrelation zwischen einem hohen Ausmaß der präinterventionellen FHV und einer geringen Zeitspanne von Symptombeginn bis zur MRT-Untersuchung, die das jedoch das 5% Signifikanzniveau knapp verfehlte (p=0,084). Ein hohes Ausmaß postinterventionell nachweisbarer FHV zeigte eine positive Assoziation mit einer unvollständigen Rekanalisation (Χ²-test: p=0,003) und eine Korrelation mit einer signifikant schlechteren Infarktvolumenentwicklung (Korrelation nach Pearson: P=-0,266, p=0,041).
Insofern haben FHV einen Stellenwert als diagnostischer Zusatzparameter in der Zuführung von akuten Schlaganfallpatienten zu Thrombektomien, z.B. wenn keine MR-Angiographie möglich ist, da sie sicher hochgradige Stenosen und Verschlüsse großer zuführender Gefäße aufzeigen. Einen prädiktiven Wert hinsichtlich der Rekanalisations- oder Komplikationsrate und der Infarktvolumenentwicklung können wir dem Ausmaß präinterventioneller FHV nicht zuschreiben. Ein hohes Ausmaß der präinterventionellen FHV deutet, vermutlich aufgrund einer im Frühstadium noch stabileren Kollateralisierung, auf eine geringere Zeitspanne seit Symptombeginn hin. Nach der Intervention nachweisbare FHV sind als Ausduck eines persistierenden Gefäßverschlusses oder einer persistierenden hochgradigen Stenose bei unvollständiger Rekanalisation anzusehen und stehen im Zusammenhang mit einer signifikant schlechteren Infarktvolumenentwicklung. Postinterventionell nachweisbare FHV sind somit als ein Marker für den Misserfolg einer Thrombektomie anzusehen.
In der gegenwärtigen Situation wäre es wünschenswert, in einer schnell und unkompliziert durchzuführenden MRT-Untersuchung mit Standard-Sequenzen einen prognostischen Parameter in Hinblick auf den Thrombektomieerfolg bei potentiellen Thrombektomie-Kandidaten zu haben, um so eine Patientenselektion vornehmen zu können. Die FHV sind in dieser Hinsicht jedoch nicht aussagekräftig.
Weitere Studien sind notwendig, um den diagnostischen Wert der FHV als Zusatzparameter in der Entscheidungsfindung zur Thrombektomie bei akutem Hirninfarkt weiter zu definieren. |
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Umfang: | 78 Seiten |
DOI: | 10.17192/z2017.0391 |