Photodynamische Therapie und Pathomechanismen des Lichen planus

Der Lichen planus (LP) stellt eine häufige chronische, inflammatorische Autoimmundermatose dar. Betroffen sind Haut und/oder Schleimhäute, wobei der orale Lichen planus (OLP) eine besonders häufige Form darstellt. Bisher stehen lediglich symptomatische Therapien zur Verfügung, die oftmals mit einer...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Stein, Ronja Maria
Beteiligte: Hertl, Michael (Prof) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2017
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Der Lichen planus (LP) stellt eine häufige chronische, inflammatorische Autoimmundermatose dar. Betroffen sind Haut und/oder Schleimhäute, wobei der orale Lichen planus (OLP) eine besonders häufige Form darstellt. Bisher stehen lediglich symptomatische Therapien zur Verfügung, die oftmals mit einer Vielzahl von Nebenwirkungen verbunden sind. Neue nebenwirkungsarme Therapiemöglichkeiten, wie die Photodynamische Therapie (PDT), stellen hier möglicherweise eine sinnvolle Therapiealternative dar. Die Ätiopathogenese des LP und die Existenz eines (Auto-)Antigens konnten bis heute nicht vollständig geklärt werden, jedoch bildet eine T-Zell-mediierte Autoimmunpathogenese den Konsens der Forschung. Dabei konnte gezeigt werden, dass autoreaktive CD8+ zytotoxische T-Zellen über eine Induktion der Apoptose basaler Keratinozyten zu einer Desintegration des Epithels führen und so das typische Krankheitsbild hervorrufen. Die Rolle anderer T-Zellen bleibt bisher weitgehend unbeschrieben, jedoch deutet vieles auf eine Beteiligung von CD4+ T-Zellen mit einer TH1-Dominanz hin. Die vorliegende Arbeit umfasst sowohl die Aufklärung von allgemeinen Pathomechanismen des LP als auch die Untersuchung des Einflusses der PDT auf immunologische Parameter und wurde daher in einen Studienteil A und B gegliedert. Im Studienteil A soll über den Nachweis antigenspezifischer T-Zellen im peripheren Blut von LP-Patienten zu einer Identifizierung eines möglichen LP-Antigens beigetragen werden. Zudem soll die Rolle der verschiedenen T-Zellsubpopulationen in der Pathogenese des LP genauer eruiert werden. Mittels Enzyme-linked Immunosorbet Assay (ELISA) wurden die peripheren Chemokin- und Zytokinlevel im Plasma bestimmt. Hier konnten im Vergleich zu gesunden Kontrollen signifikant erhöhte Level des inflammatorisch wirkenden, TH1-assoziierten Zytokins CCL5 festgestellt werden. Dieses Ergebnis unterstreicht die TH1-Tendenz beim LP und lässt annehmen, dass CCL5 einen wichtigen Faktor in der Pathogenese des LP darstellt. Für den Nachweis antigenspezifischer T-Zellen wurden mittels Enzyme-linked Immunospot Assay (ELISpot-Assay) aus CPDA-Blut isolierte mononukleäre Zellen des peripheren Blutes mit Desmoglein1 (Dsg1), Desmoglein3 (Dsg3) und Bullösem Pemphigoidantigen 180 (BP180) stimuliert und auf die Sekretion von Interferon gamma (IFNγ), Interleukin-5 (IL-5) und Interleukin-17a (IL-17a) hin untersucht. Dabei ließ sich für die Stimulation mit BP180-NH2 eine signifikant erhöhte Anzahl IFNγ-sezernierender T-Zellen feststellen, was stark auf ein Vorhandensein BP180-NH2-spezifischer T-Zellen beim LP hindeutet und die TH1-Tendez beim LP erneut bestätigt. BP180-NH2 stellt somit ein potentielles Autoantigen des LP dar, das über eine Aktivierung antigenspezifischer T-Zellen zu einer vermehrten Freisetzung entzündungsfördernder Mediatoren wie CCL5 und IFNγ führen könnte. Im Studienteil B soll die immunologische Wirkung der PDT beim OLP untersucht werden. Dabei wurde mithilfe prä- und posttherapeutisch gewonnener peripherer Blutproben und läsionaler Mundschleimhautbiopsien der Effekt der PDT auf verschiedene T-Zellsubpopulationen analysiert und überprüft, ob die PDT zu einem messbaren Rückgang der Entzündungsparameter führen kann. Anhand der klinischen Ergebnisse, die einen Rückgang der Läsionsgröße nach PDT zeigten, wurde die PDT als erfolgreich bewertet und die spezifischen immunologischen Veränderungen als Annäherung an physiologische Werte interpretiert. Bei der durchflusszytometrischen Analyse peripherer T-Zellsubpopulationen zeigte sich der Anteil γ/δ-TCR+-Lymphozyten an der Lymphozytenpopulation posttherapeutisch signifikant erhöht, was einen spezifischen Effekt der PDT auf diese T-Zellsubpopulation vermuten lässt. Die Analyse peripherer Chemokin- und Zytokinlevel mittels ELISA wurde im Studienteil B für Plasma und Speichel durchgeführt. Dabei ließen sich posttherapeutisch signifikant verminderte Plasmalevel des auf aktivierte T-Zellen chemotaktisch wirkenden Chemokins CXCL10 feststellen. Diese Reduktion scheint dabei mit einer gleichzeitigen Abnahme der T-Zellen im Läsionsgewebe einherzugehen, was CXCL10 als einen für die T-Zellmigration in der Pathogenese des (O)LP entscheidenden Faktor definieren würde. Für die Chemokin- und Zytokinlevel im Speichel konnten keine signifikanten Veränderungen festgestellt werden. Im ELISpot-Assay erfolgte die Zellstimulation bei Studienteil B mit Phytohämagglutinin, so-wie mit Dsg3 und BP180-NH2. Dabei ließen sich posttherapeutisch keine signifikanten Veränderungen feststellen. Ein spezifischer Effekt der PDT zeigte sich auch in der immunhistologischen Analyse des läsionalen Entzündungsinfiltrates. Dabei kam es posttherapeutisch zu einer signifikanten Reduktion des Anteils CD4+ Zellen am Gesamtinfiltrat, was die Beteiligung dieser T-Zellpopulation am Pathomechanismus unterstreicht. Aufgrund relativ konstanter Gesamtzellzahlen des Infiltrats nach PDT bleibt dieses noch genauer zu untersuchen. Zusammenfassend konnte hier gezeigt werden, dass die PDT beim OLP einen spezifischen immunmodulatorischen Effekt auf periphere und läsionale T-Zellen hat und zu einem Rückgang spezifischer Entzündungsparameter führen kann.
DOI:10.17192/z2017.0382