Einfluss einer schriftlichen oder mündlichen Patientenerinnerung unter Alltagsbedingungen auf die Compliance hinsichtlich der Einnahme eines Aromatasehemmers in der adjuvanten Therapie des primären Mammakarzinoms im Vergleich zur Standardaufklärung, im Rahmen der Versorgungsforschung

Hintergrund Eine entscheidende Voraussetzung für die Wirksamkeit einer Therapie ist die Patientencompliance. Die Complianceraten für verschiedenste medikamentöse Therapieformen chronischer Erkrankungen in der Literatur liegen häufig bei nur 40% bis 50% schon nach wenigen Monaten. Hinsichtlich der,...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Kyvernitakis, Ioannis
Beteiligte: Hadji, Peyman (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2012
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Hintergrund Eine entscheidende Voraussetzung für die Wirksamkeit einer Therapie ist die Patientencompliance. Die Complianceraten für verschiedenste medikamentöse Therapieformen chronischer Erkrankungen in der Literatur liegen häufig bei nur 40% bis 50% schon nach wenigen Monaten. Hinsichtlich der, über die Zeit, so deutlich abnehmenden Compliance unter adjuvanter antihormoneller Therapie des Mammakarzinoms, erscheint es sinnvoll die Patientin regelmäßig an die Einnahme zu erinnern und durch gezielte Informationen ein verbessertes Krankheitsverständnis und eine höhere Motivation zu erreichen. Methoden In dieser Studie wurden 181 Patientinnen aufgenommen und randomisiert, die auf Grund eines primären Mammakarzinoms eine adjuvante Therapie mit einem Aromatasehemmer erhalten haben. Geplant war ein monozentrischer, dreiarmiger, teilverblindeter, randomisierter Parallelgruppenvergleich über 12Monate. Die Diagnosestellung und Therapie erfolgten unabhängig von der Studie, entsprechend den aktuellen Leitlinien der Mammakarzinomtherapie und zeitnah zur Randomisierung. Es sollte erstmals gezeigt werden, ob eine schriftliche oder mündliche Intervention mit Informationsinhalt und als Erinnerung die Compliance verbessert und ob bestimmte Faktoren die Compliance beeiflussen. Geplant waren gezielte Informationen, Motivation und Erinnerung mittels, in definierten Abständen verschickten Serienbriefen und Broschüren bzw. Telefongesprächen im Sinne strukturierter Interviews nach 1, 2, 10, 20 und 33 Wochen im ersten Jahr. Wir untersuchten die Compliance mit detaillierten Fragebögen und zusätzlich durch eine Rezeptkontrolle der Krankenhausakte sowie durch Telefonate bei den behandelten Ärzten. Eine Patientin wurde als Compliant betrachtet, wenn eine Compliance von 80% oder mehr erreicht wurde. Ergebnisse Die Basisauswertung zeigte keine signifikanten Mittelwertunterschiede zwischen den Gruppen bezüglich der Aufnahmecharakteristika des Patientenkollektivs. 96,9% des Patientenkollektivs präsentierte sich bei der 1-­‐Jahres Visite als Compliant (Patient self report). Respektive der Rezeptkontrollen und den GAPs blieben nur 47,1% (Kontrollgruppe) vs. 64,7% (Schriftliche Intervention) und 62,3% (Mündliche Intervention) der Patientinnen nach 12 monatiger Aromatasehemmertherapie Compliant. Rein numerisch ergibt sich für die Compliance ein marginal signifikanter Zugewinn in der Compliance von fast 37% bzw. 18 Prozentpunkte in der schriftlichen Interventionsgruppe (c2=2,86; p=0,090), 15% bzw. 15 Prozentpunkte in der Mündlichen (c2=1,88; p=0,170) im Vergleich zur Kontrollgruppe und zwischen der mündlichen und schriftlichen Interventionsgruppen zeigt der Chi2-­‐Test (c2=11; p=0,739) keinerlei Hinweise auf eine Signifikanz. Bezüglich der Persistenz zeigte sich ein signifikanter Anstieg zwischen Kontrollen und schriftlicher Interventionsgruppe (tv 4,297; p=0,038). Für die Items ‚Ängstlichkeit‘ zeigte sich ein signifikanter Unterschied (p=0,028) zwischen Compliant und Non-­‐Compliant Patientinnen. Compliant Patientinnen waren ängstlicher. Schlussfolgerung Die vorliegende Studie untersuchte den Einfluss einer schriftlichen und einer mündlichen Intervention auf die Compliance. Es zeigten sich ein marginal signifikanter Compliancezugewinn, sowie ein signifikanter Anstieg der Persistenz in der schriftlichen Interventionsgruppe im Vergleich zu der Kontrollgruppe. Diese Erkenntnisse erfordern eine kritische klinische Interpretation und die Umsetzung in evidenzbasierte Betreuungskonzepte.
DOI:10.17192/z2012.0876