Validierung von Score-Systemen zur Vorhersage einer schwierigen Maskenbeatmung - eine prospektive Studie
Die Bedeutung einer erschwerten oder unmöglichen Maskenbeatmung liegt insbesondere in ihrem Auftreten in cannot ventilate - cannot intubate - Situationen. Zwei große Studien, im Jahr 2000 von Olivier Langeron sowie 2006 von Sachin Kheterpal, untersuchten Risikofaktoren für eine schwierige Maskenbeat...
Saved in:
Main Author: | |
---|---|
Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2011
|
Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
Tags: |
Add Tag
No Tags, Be the first to tag this record!
|
Summary: | Die Bedeutung einer erschwerten oder unmöglichen Maskenbeatmung liegt insbesondere in ihrem Auftreten in cannot ventilate - cannot intubate - Situationen. Zwei große Studien, im Jahr 2000 von Olivier Langeron sowie 2006 von Sachin Kheterpal, untersuchten Risikofaktoren für eine schwierige Maskenbeatmung (Difficult Mask Ventilation, DMV) und empfahlen den Einsatz von Score-Systemen zur präoperativen Risikoevaluierung. Nach Auswertung der Ergebnisse durch eine Receiver Operating Characteristic - Kurve konnten in beiden Studien etwa 75% der betroffenen Patienten (Langeron: 76%, Kheterpal: 75%) richtig als DMV eingestuft werden. Obgleich damit die Exaktheit der Vorhersage nicht sehr hoch war und den Studien zudem die Validierung an einer externen Population fehlte, wurde die Anwendung dieser Score-Systeme aufgrund der einfachen Handhabung trotzdem empfohlen.
Thema dieser Arbeit war es zu untersuchen, ob die von Langeron und Kheterpal erstellten Scores zur Einschätzung der Maskenbeatmung im Rahmen der klinischen Routine sinnvoll einzusetzen sind und somit das Narkoserisiko für den Patienten weiter verringern können.
Es wurden Daten von 3458 Patienten verschiedener operativer Fächer in die Studie einbezogen, eine schwierige Maskenbeatmung trat nach der DMV-Definition von Langeron in 7,2% der Fälle auf, unter Kheterpals Kriterien bei 6,5% der Patienten. Für die Merkmale Alter, erhöhter BMI, Bartwuchs, unmögliche Mandibulaluxation, Schnarchen und Zahnlosigkeit bestätigten wir ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer DMV, bei schlechter Korrelation mit dem Ereignis eignete sich jedoch keiner der einzelnen Parameter zur Vorhersage einer DMV.
In der Summen-Analyse zeigte sich wie in den Original-Studien, dass mit der Anzahl der beim Patienten vorhandenen Risikomerkmale auch die Inzidenz der schwierigen Maskenbeatmung deutlich steigt. Bei dem Patienten mit maximal vielen Risikofaktoren waren Probleme bei der Maskenbeatmung ca. zehnmal häufiger als bei dem Patienten ohne Risikofaktoren. Jedoch zeigte die ROC-Kurve für die Untersuchung nach Langeron eine Area Under the Curve (AUC) von 0,64, unter Kheterpals Definition lag die AUC bei 0,60, so dass die Trennschärfe dieser Tests sich als nicht akzeptabel herausstellte. In beiden Fällen ergab sich die beste Vorhersage bei einem Cut-Off von mindestens zwei vorhandenen Risikofaktoren beim Patienten. Für diesen Grenzwert lag nach Langerons Vorgaben die Sensitivität bei 0,72, nach Kheterpals Kriterien betrug sie nur 0,62. In beiden Fällen war die Untersuchung zudem recht unspezifisch (Spezifität 0,5) und die Bedeutung eines positiven Testergebnisses gering, da in diesem Fall über 90% der Patienten doch einfach zu beatmen waren.
Insgesamt kann somit die Erhebung der von Langeron und Kheterpal gefundenen Risikofaktoren und ihre Anwendung in den empfohlenen Risiko-Scores dem Anästhesisten keinen verlässlichen Hinweis auf das Auftreten einer DMV geben, so dass der Zeitaufwand für die Score-Erhebung in der klinischen Routine sicher nicht gerechtfertigt ist. Zu diesem Zeitpunkt steht daher das intensive Training des einzelnen Anästhesisten im Airwaymanagement im Vordergrund, da bei fehlenden geeigneten Messmethoden der Wert klinischer Erfahrung umso größer ist. |
---|---|
DOI: | 10.17192/z2011.0549 |