Erlebensinhalte allgemeinchirurgischer Patienten auf der chirurgischen Intensivstation. Ergebnisse einer prospektiven Beobachtungsstudie

Das subjektive Empfinden von Patienten während ihrer Behandlung auf einer chirurgischen Intensivstation wurde bisher wissenschaftlich kaum thematisiert. Ziel dieser Studie war es zu analysieren, wie Patienten selbst ihren Aufenthalt auf der Intensivstation empfinden. In einer prospektiven Beobachtu...

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Beaujean, Oliver
Beteiligte: Hellinger, A. (Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2009
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Das subjektive Empfinden von Patienten während ihrer Behandlung auf einer chirurgischen Intensivstation wurde bisher wissenschaftlich kaum thematisiert. Ziel dieser Studie war es zu analysieren, wie Patienten selbst ihren Aufenthalt auf der Intensivstation empfinden. In einer prospektiven Beobachtungsstudie wurden 100 konsekutive allgemeinchirurgische Intensivpatienten erfasst. Ein eigens entwickelter Fragebogen, der eine umfassende Bandbreite an möglichen Intensivstationserfahrungen beinhaltet, wurde den Patienten kurz nach ihrem Aufenthalt auf der Intensivstation vorgelegt. Parallel wurde dem Personal der Intensivstation ein modifizierter Fragebogen ausgehändigt, um festzustellen, wie gut es sich in die Patientenperspektive hineinversetzen kann. Bezugnehmend auf die in der Einleitung gestellten studienrelevanten Fragen (siehe Seite 4) ergeben sich zusammenfassend folgende Antworten: An körperlichen und psychischen Symptomen stehen insbesondere die Schlafstörung, der postoperative Schmerz, eingeschränkte Beweglichkeit, körperliche Abgeschlagenheit, sowie Ängste vor Abgeschiedenheit, Anspannung und Panik im Vordergrund. Betrachtet man das Umfeld der Intensivstation bezüglich Mitpatienten, Besucher sowie Wahrnehmung der Patienten von ärztlichen und pflegerischen Maßnahmen, äußerten Patienten insbesondere Kritik an der Anwesenheit schwer erkrankter Mitpatienten, da diese einen hohen Behandlungsbedarf aufweisen, was eine Aufhebung des Tag-/Nachtrhythmus bedeutet. Ärztliche und pflegerische Tätigkeiten wurden durchweg positiv bewertet. Völlig unterschiedlich sind die Einschätzungen der Patienten und des Personals bezüglich der pflegerischen und ärztlichen Maßnahmen. Hier bestand eine weitgehend positive Einstellung der Patienten gegenüber diesen Maßnahmen bei gleichzeitig negativer Bewertung durch das Personal. Insbesondere bei den Fragen nach Schmerzen, Abschirmung von der Außenwelt, ausreichenden Besuchszeiten, ausreichender Betreuungszeit durch Pflegepersonal und Ärzte, Arbeitsklima zwischen Pflegepersonal und Ärzten, Anwesenheit schwer erkrankter Patienten sowie bei Fragen nach der psychischen Befindlichkeit (Angst vor Tod, schwerem Leiden, Behinderung, Zukunft und Ungewissheit) zeigte sich ein signifikanter Unterschied der beidenGruppen. Schlussfolgerungen: Aufgrund der Ergebnisse ergaben sich praktische Konsequenzen für das Qualitätsmanagement unserer Intensivstation. Unter anderem wurde eine Kernruhezeit eingeführt sowie die Aufklärung der Patienten optimiert. Die Schmerztherapie wurde durch jetzt frühzeitige Gabe bedarfsgerechter Analgesie (z.B. Einsatz von PCA-Pumpen) vor Auftreten von Schmerzereignissen optimiert. Weiter wurde die Einrichtung einer intermediate care unit überdacht, um die Überwachung leicht Erkrankter unabhängig von kritisch Kranken zu realisieren. Zusätzlich werden weiterführende problemorientierte Studien zur Lebensqualität von Intensivpatienten begonnen.
Umfang:101 Seiten
DOI:10.17192/z2009.0304