Tell Harmal - Die Texte aus dem Hauptverwaltungsgebäude „Serai“
Šaduppûm (modern: Tell H. armal) wurde als Verwaltungszentrale eines Regierungsbezirks des Staates von Ešnunna in der Phase seiner Unabhängigkeit in der altbabylonischen Zeit an der Stelle einer älteren Siedlung neu gegründet. Die Gründung der Stadt geht auf die Akkad-Zeit zurück. Die Stadt war...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2008
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Summary: | Šaduppûm (modern: Tell H.
armal) wurde als Verwaltungszentrale eines
Regierungsbezirks des Staates von Ešnunna in der Phase seiner Unabhängigkeit
in der altbabylonischen Zeit an der Stelle einer älteren Siedlung neu
gegründet. Die Gründung der Stadt geht auf die Akkad-Zeit zurück. Die
Stadt war von einer Mauer umgeben und besaß ein Verwaltungsgebäude,
Tempel, Werkstätten. Die Befestigung ist aus militärischen Gründen angelegt
worden. Möglicherweise ist die Stadt später in der Folge eines Feldzuges
einer Brandkatastrophe zum Opfer gefallen. Die Zerstörung der Stadt muß
mit sehr großer Wahrscheinlichkeit dem Krieg mit Elam zugeschrieben werden.
In der Anfangsphase der Kassitenherrschaft war Šaduppûm nur noch
ein bescheidener Ort.
Historisch sehr bedeutsam ist der Umstand, daß in den Texten eine ganze
Reihe von Jahresnamen bezeugt ist. Sie lassen sich mehrheitlich in die Regierungszeit
der Könige Ipiq-Adad II., Nar¯am-Sîn, Dannum-t¯ah
˘
¯az , D¯ad¯uša
und Ib¯al-p¯ı-El II. datieren. Gelegentlich sind auch lokale Herrscher belegt,
deren Identifizierung besonders schwierig war. Die relativ große Zahl von
Jahresnamen, die von dem Ableben dieser „Scheichs“ berichten, spiegeln die
Unruhe in dieser Zeit.
Im kultischen Bereich legten Ausgrabungen in Šaduppûm an mehreren
Stellen Heiligtümer frei. Die Götter B¯el-gašer (als Hauptgott und Kreditgeber),
Arh
˘
¯an¯ıtum, Šamaš, Sîn und Tišpak wurden in der Stadt verehrt, und
vermutlich wurde das einzige Stadttor nach dem Hauptgott benannt.
Die Texte aus Šaduppûm gewähren einen umfangreichen Einblick inWirtschaft
und Gesellschaft in diesem Gebiet. Das wiederentdeckte Korpus umfaßt
etwa 3000 beschriftete Tontafeln aus der altbabylonischen Zeit und besteht
aus Verwaltungsurkunden, Briefen, Schultexten, lexikalischen Sammeltafeln,
Beschwörungen, Rechtserlassen und literarischen Texten (darunter
das Gilgameš-Epos), einem Gesetzeskodex sowie geographischen und mathematischen
Texten. Die Schulübungen (auch linsenförmige Tafeln) geben
einen breiten Überblick über das Schulwesen und die Tätigkeit der Schreiber
in der Schule in Šaduppûm. Die Schultexte umfassen Personennamen, das
Silbenalphabet, lexikalische sowie mathematische Maßeinheiten und Wirtschaftstexte.
Die bislang veröffentlichten Tontafeln aus Šaduppûm belegen, daß die
Stadt von einer Art „Statthalter“ geleitet wurde. Dieser wurde vom König
ernannt, auch andere amtierende Personen, darunter der „Bürgermeister“
und der „Katasterbeamte“, waren an seiner Seite tätig und zeigen mehrfache
Beziehungen zur staatlichen Verwaltung.
Aufgrund der Gerichtsverfahren, die immer am Tempeltor des Hauptgottes
der Stadt vollzogen werden mußten (wo sich der Gerichtshof befand), war
es notwendig, daß die Kläger und Beklagten nach Šaduppûm reisen mußten.
Der Gerichtshof des Bezirks scheint in Šaduppûm gelegen zu haben, wo die
Richter eine besondere Rolle gespielt haben.
Die Gesammtsumme der in dem „Serai“ genannten Komplex gefundenen
Tontafeln beträgt 298. Sie verteilen sich auf 18 der insgesamt 25 Räume,
wobei die Mehrzahl an nur zwei Stellen, in den Räumen 5 und 11, gefunden
wurde. Die Daten dieser Texte aus dem größten Gebäude liegen zwischen
dem Jahr des Regierungsantritts von D¯ad¯uša und Ib¯al-p¯ı-El II. 5.
Einige Dokumentationen bezeugen die Zuweisung von Feldern an Soldaten
sowie eventuell an Untertanen. Im Hinblick auf die Arbeiten stehen
solche in der Landwirtschaft im Vordergrund, insbesondere die Ernte und
das Bewässerungssystem betreffend.
Die überwiegende Zahl der Texte, die außerhalb des „Serai“-Gebäudes gefunden
worden sind, stammt aus Raum 252 (insgesamt 263 Tontafeln) und
ist administrativen, aber auch mathematischen Inhalts. Raum 133 dagegen
enthielt 103 Texte, darunter viele Briefe (Archiv des Tutub-m¯agir ). Im Raum
520, der insgesamt 43 Texte ans Licht brachte, erschien ein Archiv von Mudadum,
Sohn des Mašum. Hierbei handelt es sich wohl um ein Familienarchiv,
das vor allem Tafeln über Immobilien besaß. Texte aus Raum 101 verraten,
daß große Mengen von Ziegeln angefertigt worden waren. Vielleicht handelt
es sich um das Haus eines Ziegelherstellers oder Ziegellieferanten.
Abschließend sei noch einmal festgestellt, daß die hier berücksichtigte
Summe von Texten nur ein Drittel der insgesamt 3000 Tafeln ausmacht. |
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Physical Description: | 346 Pages |
DOI: | 10.17192/z2009.0078 |