Die Rolle des FISH-Schnelltests in der Pränatalen Diagnostik
Mit Hilfe des Pränatalen Schnelltests (FISH, PCR) können in der heutigen Zeit innerhalb von 24 Stunden die in der Pränatalen Diagnostik am häufigsten auftretenden nummerische Anomalien, wie die Trisomie 21, 18 und 13 sowie gonosomale Aberrationen (z.B. Turner-Syndrom, Klinfelter-Syndrom) erkannt wer...
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Beteiligte: | |
Format: | Dissertation |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
Philipps-Universität Marburg
2008
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Zusammenfassung: | Mit Hilfe des Pränatalen Schnelltests (FISH, PCR) können in der heutigen Zeit innerhalb von 24 Stunden die in der Pränatalen Diagnostik am häufigsten auftretenden nummerische Anomalien, wie die Trisomie 21, 18 und 13 sowie gonosomale Aberrationen (z.B. Turner-Syndrom, Klinfelter-Syndrom) erkannt werden.
Ziel der vorliegenden Arbeit war es, den Stellenwert des Pränatalen Schnelltests im Rahmen einer invasiven Pränatalen Diagnostik zu ermitteln. Zu diesem Zweck wurden anhand einer retrospektiven Studie klinische und zytogenetische Daten von 958 Schwangerschaften aus dem Zeitraum 1998-2004 ausgewertet, bei denen ein Pränataler Schnelltest mittels FISH erfolgreich durchgeführt wurde. Dabei handelt es sich um 921 Amnionzentesen, 33 Chorionzottenbiopsien, 3 Nabelvenenpunktionen und eine Pleurapunktion.
Die häufigsten Indikationen für eine invasive Pränatale Diagnostik waren in 480/958 (50,1%) der Fälle ein erhöhtes maternales Alter. In 248/958 Fällen (25,9%) lag eine auffällige Ultraschalldiagnostik, in 9,6% (92/958) der Fälle eine familiäre Belastung und in 61/958 der Fälle (6,4%) auffällige laborchemische Testergebnisse in Screeningtests (v.a. Triple-Test, FITS-Screen) vor.
Mit dem Pränatalen FISH-Schnelltest ergab sich in 895/958 (93,4%) Fälle ein unauffälliger Befund. In 33/958 Fällen (3,4%) wurde ein pathologisches Ergebnis festgestellt. Die Verteilung zeigte sich wie folgt: 11x Trisomie 21, 4x Trisomie 18, 2x Trisomie 13, 11x Monosomie X, 2x Triple X-Syndrom, 1x XYY-Syndrom, 1x XXY und 1x Triploidie.
Die hierzu im Vergleich stehende konventionelle Karyotypisierung derselben Fälle erbrachte bei 888/958 (92,7%) Kasuistiken ein unauffälliges Ergebnis, 0,8% (8/958) waren nicht auswertbar und in 6,4% (61/958) wurde ein pathologischer Befund erhoben. Hiervon zeigten 14/61 Fälle (22,9%) eine unbalancierte strukturelle Aberration, 10/61 (16,4%) ein zusätzliches Markerchromosom. In 21/61 Fällen (34,4%) wurde eine Trisomie festgestellt, bei weiteren 15/61 (24,6%) eine gonosomale Aberration und in 1 Fall eine Triploidie. Von den 36 Aberrationen, die mit Hilfe der angewandten Sonden überhaupt erkennbar gewesen wären, wurden 33 (91,7%) diagnostiziert. 3 Fällen wurden nicht erkannt ( (je eine Trisomie 21, 18 und 13). Das falsch-negativen Ergebnis ließ sich bei den Amnionzentesen auf eine schlechte Hybridisierung und eine Kontamination des Fruchtwassers mit mütterlichen Zellen zurückgeführt werden. Bei der Analyse von unkultivierten Chorionzotten dürfte die Diskrepanz mit einem fetoplazentaren Mosaik begründet sein.
Mit Hilfe der gesammelten Informationen konnten folgende Vorteile des Pränatalen Schnelltest ermittelt werden:
1. Eine schnelle Ergebnisfindung innerhalb von 24 Stunden.
Sie trägt dazu bei, dass Ängste bei den Schwangeren abgebaut werden, was zu einer positiven Verstärkung der Beziehung zwischen dem ungeborenen Kind und der Mutter führt. Die Möglichkeit der Angstreduzierung war innerhalb dieser Arbeit nicht quantifizierbar, ist aber schon in anderen Studien als wichtiger Vorteil angesprochen worden
2. Wenige falsch-negative (0,3%) und keine falsch-positiven Befunde.
Eine maternale Kontamination stellt die derzeit wichtigste Limitation der diagnostischen Sicherheit dar. 2% aller Proben waren mit mütterlichen Zellen kontaminiert.
Als weiterer Nachteil der Schnelltests erwies sich die eingeschränkte Bandbreite an möglichen Diagnosen (Chromosomen 13,18,21,X,Y). 45,9% der pränatal diagnostizierten Aberrationen ließen sich durch den Schnelltest nicht erfassen. Aufgrund dieser Einschränkung ist der alleinige Pränatale Schnelltest in einem unselektierten Kollektiv nicht als Ersatz für eine konventionelle Chromosomenanalyse, sondern als Ergänzung zu dieser, anzusehen.
Es ist zu diskutieren, ob durch die Schaffung eines strukturierten Risikoprofils mit verschiedenen Einflussfaktoren, wie Indikation, SSW, Alter der Mutter (erhöhtes Risikoprofil ab 30 Jahren) und Ultraschallergebnisse in Niedrigrisikogruppen, auf eine konventionelle Karyotypisierung verzichtet werden kann. 90,3% der Schwangeren in dieser Gruppe (mütterliches Alter) wiesen unauffällige FISH Befunde auf. Des weiteren zeigte die Auswertung der klinischen Daten, dass bei 4,3% der auffälligen Ultraschallbefunde schon von einer chromosomalen Störung ausgegangen und auf eine konventionelle Chromosomendiagnostik verzichtet werden könnte. In das individuelle Risikoprofil müssten auch Aspekte, wie die familiäre Vorbelastung der Eltern, eingebunden werden. 72,7% der Frauen, die ein Kind mit einem pathologischen Karyotyp erwarteten, gaben eine solche Belastung an. Wegen der großen Bandbreite möglicher Befunde ist es schwierig, eine Wertigkeit festuzulegen.
Bei den untersuchten Serummarkern (z.B. AFP-Wert, ACHE-Test,) konnte kein Zusammenhang zwischen diesen Parametern und einem pathologischen Ergebnis des FISH-Tests gefunden werden. Dieses ist konträr zu den Daten aus der Literatur und lässt sich mit der geringen Fallzahl erklären.
Fazit: Die Auswertung der vorliegenden Daten belegt insgesamt, dass über den pränatalen Schnelltest zwar ein Großteil, aber nicht alle, der Chromosomenstörungen erkennbar sind. Aus diesem Grunde ist eine eingehende genetische Beratung der Schwangeren notwendig, um Missverständnissen (falsche Erwartungen) vorzubeugen. Des weiteren sollte der Schnelltest nur in Verbindung mit einer konventionellen Chromosomenanalyse erfolgen. Die Schaffung eines Schemas, das mit Hilfe eines individuellen Risikoprofils den Einsatz eines alleinigen FISH-Schnelltests indiziert, wäre als Unterstützung zu empfehlen. |
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Umfang: | 197 Seiten |
DOI: | 10.17192/z2008.0593 |