Einflüsse des Fettanteils in der Nahrung auf die Entstehung von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen - ein zwei Jahres Follow-up

Zur weiteren Abklärung der Rolle von Nahrungsfetten auf die Entstehung von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen wurden im Rahmen einer vorausgegangenen Studie 491 übergewichtige und 201 normalgewichtige Jugendliche mit einem Nahrungsmittel-Häufigkeitsfragebogen zum Essverhalten befragt. Zusätzl...

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Main Author: Rosa, Robert
Contributors: Hebebrand, Johannes (Prof. Dr.) (Thesis advisor)
Format: Doctoral Thesis
Language:German
Published: Philipps-Universität Marburg 2008
Subjects:
Online Access:PDF Full Text
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Description
Summary:Zur weiteren Abklärung der Rolle von Nahrungsfetten auf die Entstehung von Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen wurden im Rahmen einer vorausgegangenen Studie 491 übergewichtige und 201 normalgewichtige Jugendliche mit einem Nahrungsmittel-Häufigkeitsfragebogen zum Essverhalten befragt. Zusätzlich wurden Angaben zu Größe und Gewicht erfasst, um den BMI bestimmen zu können. Ziel dieser Arbeit war es, die Teilnehmer im Rahmen eines “Follow-up“ zwei Jahre später erneut zu befragen, um die Gewichtsveränderung bestimmen zu können und diese in Bezug zum Fettkonsum zu stellen. Anhand der Hypothese wurde beim Auswerten der Daten gezielt auf die im Voraus festgelegte Fragestellung geachtet. Weder bei den Übergewichtigen noch bei den Normalgewichtigen konnte dabei ein Zusammenhang von %Fettaufnahme zur Gewichtsveränderung festgestellt werden. Bei den Adipösen nahm der BMI- bzw. SDS-Wert in der Gruppe mit dem größten Fettkonsum (%Fettanteil > 40) sogar am meisten ab (ΔBMI -1,59, ΔSDS -0,37) und verhielt sich somit entgegen der Hypothese. Neben diesen Resultaten wurde im Zuge der Nachuntersuchung bei allen Teilnehmern nach dem Zigarettenkonsum der letzten zwei Jahre gefragt. Die Daten wurden zum Zwecke einer nicht hypothesengeleiteten Fragestellung genutzt und dabei die Gewichtsveränderungen von Rauchern und Nichtrauchern verglichen. Es ist bekannt, dass im jugendlichen Alter ein Großteil mit dem Rauchen beginnt, weshalb nur die Probanden berücksichtigt wurden, die während des zweijährigen Untersuchungszeitraums dauerhaft bzw. nie geraucht haben. Übergewichtige Raucher (n=22) nahmen mit einer BMI-Veränderung von -2,54 kg/m2 signifikant ab, während Nichtraucher (n=74) mit +0,21 kg/m2 (p<0,001) leicht zu nahmen. Beim durchschnittlichen Fettkonsum zeigten sich aber keine signifikanten Unterschiede zwischen Rauchern und Nichtrauchern. Ergebnisse in der Literatur zum Thema Nikotin und Fettkonsum sind auch uneinheitlich (siehe 5.3). Ein verstärkter Trend, das eigene Körpergewicht mit Hilfe von Zigaretten zu regulieren, lässt sich jedoch in der Gesellschaft klar erkennen. Die in dieser Arbeit vorgenommenen Untersuchungen zeigen primär keinen Zusammenhang zwischen der Fettaufnahme und der Körpergewichts-Veränderung bei übergewichtigen und nicht-übergewichtigen Kindern und Jugendlichen. Die Gültigkeit der erhobenen Daten vorausgesetzt, wurde die Meinung einiger Experten bestätigt, Fette hätten keinen entscheidenden Einfluss auf die Entstehung von Übergewicht (Willett 2002). Natürlich lässt sich über die Nahrung das Körpergewicht regulieren und mit Hilfe einer andauernden negativen Energiebilanz langfristig eine Gewichtsreduktion erzielen. Die erforderliche Energiebilanz muss jedoch nicht zwangsläufig auf Kosten der Fette erreicht werden (siehe 2.4.3). Bei allen Untersuchungen der Nahrungsaufnahme ist zu beachten, dass eine Erhebung der Ernährungsparameter immer starken Ungenauigkeiten unterworfen ist. Dies ist mitunter ein Grund für die kontroversen Ergebnisse verschiedener Studien und den fehlenden Konsens zum Thema Nahrungsfette und Adipositas. Die einmalige Erhebung der Nahrungsgewohnheiten in einem Zeitraum von zwei Jahren könnte für verlässliche Aussagen nicht ausreichend sein. Hinzu kommt das einige der übergewichtigen Probanden nach der ersten Erfassung einen Kuraufenthalt in einer Spezialklinik für Adipositas oder eine Adipositas-Beratung absolviert haben und seitdem ihre Ernährungsgewohnheiten geändert haben könnten. Dies kann jedoch bei Betracht der hohen Perzentilen- bzw. SDS-Werte zum Nachuntersuchungszeitpunkt nur auf eine kleine Gruppe zutreffen (siehe 4.3.1.2). Die hier erzielten Ergebnisse sollten immer unter Berücksichtigung der methodischen Einschränkungen (siehe 5.1) betrachtet werden. Der erwartete Zusammenhang von Nahrungsfetten und Gewichtsentwicklung konnte nicht bestätigt werden. Positive Studien zu diesem Thema erreichten maximale Korrelationswerte von r ≈ 0,3. Diese geringen Korrelationswerte werfen daher die prinzipielle Frage auf, ob weitere derartige Studien sinnvoll sind. Übergewicht erweist sich als multifaktorielles Problem mit einer komplexen Verschränkung individueller und struktureller Risiken. Die Komplexität der Wechselwirkungen zwischen Verhalten, Genetik, Lebensstilfaktoren und Übergewicht machen Ätiologie und Therapie dieser Erkrankung sehr schwierig, und zeigen, dass das Engagement der Forschungsarbeit dieser Thematik weitere Ergebnisse zum Verständnis braucht.
Physical Description:80 Pages
DOI:10.17192/z2008.0019