Einfluss nichtsteroidaler Antirheumatika (NSAR) auf die Proteinexpression von Neuroblastomzellen

In vielen epidemiologischen und Placebo-kontrollierten randomisierten Studien, in unterschiedlichsten Tier- und Zell-Modellen wurde bereits die Tumorgenese-hemmende und Apoptose-induzierende Wirkung der Wirkstoffklasse der NSAR belegt. Dabei wurden und werden verschiedene Mechanismen, die im Zusamme...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Fründ, Detlef
Beteiligte: Kuschinsky, Klaus (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2006
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:In vielen epidemiologischen und Placebo-kontrollierten randomisierten Studien, in unterschiedlichsten Tier- und Zell-Modellen wurde bereits die Tumorgenese-hemmende und Apoptose-induzierende Wirkung der Wirkstoffklasse der NSAR belegt. Dabei wurden und werden verschiedene Mechanismen, die im Zusammenhang mit der Hemmung der Proliferation und Einleitung des apoptotischen Zelltods stehen, diskutiert. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde die beschriebene Wirkung der NSAR am Beispiel des nicht-selektiven Cox-1/Cox-2-Hemmers Flufenaminsäure an einer Neuroblastom-Zelllinie untersucht und bestätigt. So haben relativ unspezifische Versuche, wie MTT-Tests und Untersuchungen der Zellmorphologie, die hemmende Wirkung von Flufenaminsäure auf die Vitalität, Aktivität und Proliferation der Neuroblastomzellen der Zelllinie KELLY belegt. Spezifischere Untersuchungen, wie Apoptose-Tests mit Acridinorange und Ethidiumbromid (AO/EB-Färbung) und FACS-Analysen mit Propidiumjodid, haben gezeigt, dass die Neuroblastomzellen unter dem Einfluss von Flufenaminsäure bei entsprechender Konzentration die Apoptose einleiten. Die für die Proteomanalysen gewählte Konzentration von 500 µM Flufenaminsäure, für die bei den beschriebenen Versuchen deutliche Effekte zu beobachten waren, lag dabei deutlich über der für die Cyclooxygenase-Hemmung notwendigen Konzentration, was auf der Annahme beruht, dass die pro-apoptotische Wirkung auch auf Cyclooxygenase-unabhängige Mechanismen, die erst auf höhere Konzentrationen ansprechen, zurückzuführen ist. So wurden bei den Proteomanalysen der Neuroblastomzellen, die über 3 h, 6 h, 9 h und 12 h mit 500 µM Flufenaminsäure behandelt wurden, zwölf Proteine differentiell zur Kontroll-Gruppe reguliert, für die ein Zusammenhang mit der Hemmung der Cyclooxygenasen bisher nicht bekannt ist, und von denen nur drei, nämlich Hsp75, Hsc70/54 und Lbp, direkt oder indirekt in Verbindung mit einem NSAR erwähnt werden. Die Gruppe dieser identifizierten Proteine kann man als recht heterogen bezeichnen. So sind die drei Proteine Hsp75, Hsc70/54 und TCP-1ε als molekulare Chaperone bekannt, vier andere Proteine, Eno-1, PK-M1/M2, PDC-E2 und MDH1, sind direkt oder indirekt über die Glykolyse an der Energiegewinnung und -bereitstellung beteiligt. RbP0, eEF2 und sEF2b sind regulierende Enzyme der Translation, während p47 als Co-Faktor von p97 an Membranfusionen beteiligt ist und Lbp als Laminin-Rezeptor fungiert. Trotz der zum Teil sehr unterschiedlichen Funktionen wurden die meisten dieser durch Flufenaminsäure regulierten Proteine bereits in Verbindung mit Apoptose, Zell-Proliferation oder Krebs erwähnt. Ein Zusammenhang zwischen den beschriebenen Beobachtungen auf zellulärer Ebene, der bekannten pro-apoptotischen und anti-proliferativen Wirkung von NSAR und den identifizierten regulierten Proteinen auf molekularer Ebene ist naheliegend. Die Ergebnisse dieser Arbeit bieten also einerseits neue Ansatzpunkte für die weitere Erforschung der Mechanismen, durch die NSAR die Apoptose einleiten und die Proliferation hemmen können. Andererseits könnten einige der regulierten Proteine pharmakologische Targets für die Behandlung von Krebserkrankungen darstellen.
Umfang:251 Seiten
DOI:10.17192/z2006.0916