Bildgebende Darstellung bewegungsgestörter Halswirbelsäulensegmente mittelsSingle-Photon-Emission-Computed-Tomographie

Die vorliegende Dissertationsschrift beschreibt die Ergebnisse einer prospektiven Studie zur diagnostischen Aussagekraft der nuklearmedizinischen Methode der Single-Photon-Emission-Computertomographie (SPECT) bei Patienten mit bewegungsgestörten Halswirbelsäulensegmenten. Komplexe Beeinträchtigung...

Ausführliche Beschreibung

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Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Roth, Matthias
Beteiligte: Wilke, Axel (Prof. Dr. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2006
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Die vorliegende Dissertationsschrift beschreibt die Ergebnisse einer prospektiven Studie zur diagnostischen Aussagekraft der nuklearmedizinischen Methode der Single-Photon-Emission-Computertomographie (SPECT) bei Patienten mit bewegungsgestörten Halswirbelsäulensegmenten. Komplexe Beeinträchtigungen der Arthrokinematik verbunden mit neurophysiologischen Dysfunktionen spielen vor allem im Bereich der Halswirbelsäule (HWS) eine große Rolle im klinischen Alltag. Schlüsselstruktur sind hier oftmals die Facettegelenke die durch einen noch nicht endgültig geklärten Pathomechanismus eine akute Einschränkung der Beweglichkeit aufweisen. Als Auslöser werden neben Bagatelletraumen oftmals Beschleunigungstraumen im Rahmen von Verkehrsunfällen angegeben. Zum jetzigen Zeitpunkt ist ein hypomobiles Bewegungssegment lediglich manualmedizinisch und somit nicht bildgebend darstellbar. Speziell aber aus forensischen Gesichtspunkten ist die Objektivierbarkeit des posttraumatischen HWS-Syndroms von hoher Relevanz. Ziel dieser Arbeit war zu überprüfen, ob die nuklearmedizinische Methode der SPECT-Untersuchung geeignet ist, die manualmedizinisch beschriebene Bewegungsstörung objektivierbar diagnostizieren zu können. Es konnten 25 Patienten eingeschlossen werden, von denen 12 eine manualmedizinisch diagnostizierte Hypomobilität aufwiesen. Die übrigen 13 erhielten aus anderer Indikation eine knochenszintigraphische Untersuchung und konnten bei beschwerdefreier Halswirbelsäule als Kontrollgruppe herangezogen werden. Es wurden 15 Frauen und 10 Männer im Alter von 18-37 Jahren (Durchschnittsalter 27,8) untersucht. Die Probandengruppe zeigte einen hohen Anteil von 11 chronisch kranken Patienten mit einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von 3,57 Jahren. Zunächst wurden manualmedizinisch Höhe und Seite der Hypomobilität, sowie etwaige Nebenbefunde diagnostiziert. Anschließend wurde das Bewegungsausmaß der Halswirbelsäule in den Grund- (Ext- und Flexion / Ab- und Adduktion sowie Rotation) und Kombinationsbewegungen (Extension + Rotation / Flexion + Rotation) mit Hilfe eines ultraschalltopometrischen Verfahrens computergestützt erfasst. Diese Bewegungsanalyse wurde durch eine Schmerzdokumentation mittels der „Visuellen Analog Schmerzskala“ ergänzt. Im Rahmen der nuklearmedizinischen Untersuchungen durchliefen die Patienten eine planare Dreiphasenszintigraphie mit 99mTc-HDP sowie eine SPECT (Single-Photon-Emission-Computed-Tomographie). Die Regionen der Zygapophysealgelenke wurden in allen Höhen der Halswirbelsäule mittels der ROI-Technik (Region of interest) seitenvergleichend analysiert. Die Zuordnung zu spezifischen Zwischenwirbelgelenken (C0 – C1 bis C7 – Th1) gelang anhand der charakteristischen Formen der Transversalschnitte. Neben einer Projektionsradiographie der HWS in 2 Ebenen erhielten die Patienten eine Kernspintomographie in T1- und T2-Wichtung, um eine Aussage über den Flüssigkeitsgehalt der Bandscheibe und etwaige Kompressionen von Nervenstrukturen treffen zu können. Die statistische Auswertung erfolgte mittels Kolmogorov-Smirnov-Test, Korrelationskoeffizient nach Pearson und der Receiver Operating Curve (ROC). Nach Abschluss aller Untersuchungen wurde das gestörte Gelenkspiel mittels chirotherapeutischer Manipulation wieder hergestellt. Nach Analyse der Datenlage durch die ROC konnten anhand der SPECT Auswertung 10 von 12 Patienten mit einer Blockierung zweifelsfrei identifiziert werden. Einer von 13 klinisch unauffälligen Patienten wurde falsch positiv eingeordnet. Dies entspricht einer Sensitivität von 0,83 und einer Spezifität von 0,92. Höhen- und Seitenlokalisation wurden manualmedizinisch und nuklearmedizinisch in keinem Fall übereinstimmend diagnostiziert. Im Bezug auf das ertastete hypomobile Gelenk fand sich lediglich eine nichtsignifikante Häufung von nuklearmedizinischen Befunden auf gleicher Höhe, aber kontralateral. Biomechanisch kommt es vermutlich zu komplexen Veränderung der Bewegungsachsen innerhalb eines Bewegungssegmentes. Der resultierende Drehpunkt verschiebt sich in Richtung des hypomobilen Facettegelenks und die Kraftweiterleitung muss verstärkt über die kontralaterale Seite erfolgen. Durch verstärkte Druck- und Zugimpulse wird somit der Metabolismus des Knochens stimuliert. Die aktuellen Ergebnisse berücksichtigend, scheinen aus pathophysiologischer Sicht am ehesten eine Kombination aus Adhäsionskräften, kombiniert mit einer sekundären muskulären Fixierung, ursächlich für eine Blockierung zu sein. Die planaren nuklearmedizinischen Darstellungen zeigten in keinem Fall einen pathologischen Befund. Ebenso wenig konnten im konventionellen Röntgen der HWS oder im MRT korrelationswürdige Befunde erhoben werden. Aus den Daten der Ultraschalltopometrie konnten keine signifikanten Korrelationen abgeleitet werden. Ein direkter Zusammenhang von Schmerzangabe und Bewegungseinschränkung bestand bei diesem Patientenkollektiv nicht. Zusammenfassend scheint die SPECT in der Lage zu sein, die blockierte Halswirbelsäule zu identifizieren. Auch wenn die Lokalisation der Blockierung nicht übereinstimmend wiedergegeben werden kann, ist die Anwendung zur Objektivierung des (auch posttraumatischen) HWS-Syndroms in Zukunft zu diskutieren.
Umfang:96 Seiten
DOI:10.17192/z2006.0873