Entwöhnung vom Respirator nach Langzeitbeatmung: Outcome langzeitbeatmeter Patienten
In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden erstmals die Entwöhnungsrate, die Krankenhausmortalitäts- und Langzeitüberlebensrate, sowie die allgemeine und erkrankungs-spezifische Lebensqualität eines großen Kollektivs langzeitbeatmeter Patienten mit chronisch-ventilatorischen Grunderkrankungen...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2004
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Summary: | In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden erstmals die Entwöhnungsrate, die Krankenhausmortalitäts- und Langzeitüberlebensrate, sowie die allgemeine und erkrankungs-spezifische Lebensqualität eines großen Kollektivs langzeitbeatmeter Patienten mit chronisch-ventilatorischen Grunderkrankungen untersucht.
Das Patientenkollektiv (n=403) bestand neben Patienten mit restriktiven Ventilationsstörungen bzw. neuromuskulären Erkrankungen vor allem aus COPD-Patienten (59%). Die Patienten waren im Median 66 Jahre alt, wobei die Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen deutlich jünger waren als die anderen Patientengruppen. Nach einer externen Vorbeatmung von im Median 33 Tagen gelang im KKG bei 277 der 403 Patienten (69%) die Entwöhnung von der invasiven Beatmung.
Bezüglich der Entwöhnbarkeit vom Respirator konnte der mutmaßliche Krankheitsgruppeneffekt bestätigt werden: Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen waren deutlich seltener entwöhnbar als Patienten der übrigen Erkrankungsgruppen. Die erstmals von Vallverdú et al., 1998 beschriebene Abhängigkeit der prädiktiven Eigenschaften der Atmungsparameter von der Hauptdiagnosegruppe der Patienten konnte bei insgesamt losem Zusammenhang nur bedingt bestätigt werden: Einzig im Teilkollektiv der COPD-Patienten waren die Atemzugvolumina bzw. Atemminutenvolumina der stabil entwöhnbaren Patienten deutlich höher als diejenigen der nicht bzw. klinisch instabil entwöhnten Patienten. Die Hauptdiagnosegruppe an sich lieferte jedoch den wesentlichen Beitrag zur Prädiktion der Entwöhnbarkeit.
Die Bedeutung der klinischen Einschätzung der stabilen bzw. instabilen Entwöhnung für die weitere Prognose der Patienten konnte durch den Bezug zu den Mortalitätsraten eindrücklich belegt werden: Klinisch instabil entwöhnte Patienten verhielten sich in Bezug auf die Krankenhausmortalitäts- und Langzeitüberlebensrate ebenso wie nicht entwöhnbare Patienten. Sie zeigten eine deutlich höhere Krankenhausmortalität (42% versus 3%), sowie eine niedrigere Langzeitüberlebensrate als die stabil entwöhnten Patienten (Überleben nach 6 Monaten: 26% versus 74%).
Insgesamt stellte die nicht-Entwöhnbarkeit den Hauptrisikofaktor für das Versterben im KKG dar. Eine Ausnahme bildeten lediglich die Patienten mit neuromuskulären Erkrankungen, bei denen die Entwöhnbarkeit keinen Einfluss auf die Krankenhausmortalität hatte. Die Atmungsparameter bei Aufnahme im KKG spielten hinsichtlich der Krankenhausmortalität innerhalb der einzelnen Erkrankungsgruppen keine Rolle. Bei vergleichbaren Krankenhausmortalitätsraten der verschiedenen Erkrankungsgruppen konnten jedoch der mutmaßliche Krankheitsgruppeneffekt bezüglich des Langzeitüberlebens bestätigt werden: Patienten mit restriktiven Ventilationsstörungen bzw. neuromuskulären Erkrankungen überlebten deutlich länger als COPD-Patienten (mittlere Überlebenszeit: 26 bzw. 27 Monate versus 12 Monate). Wider Erwarten ließ sich auch ein Zusammenhang zwischen der Überlebensdauer und einzelnen Atmungsparametern bei Entlassung nachweisen: Patienten mit höheren pO2, niedrigeren pCO2, bzw. höherem Atemzugvolumina bei Entlassung hatten Überlebensvorteile.
Die vorliegende Studie unter Verwendung des Short Form-36 Health Questionnaire und des St. GeorgeŽs Respiratory Questionnaire liefert Benchmark-Daten zur allgemeinen und lungenerkrankungsspezifischen Lebensqualität ehemals langzeitbeatmeter Patienten mit chronisch-ventilatorischen Grunderkrankungen. Die im Median 14 Monate nach Entlassung ermittelte Lebensqualität war im Vergleich zu angepassten Normkollektiven, kurzfristig beatmeten Patientenkollektiven sowie stabilen COPD-Patienten erheblich eingeschränkt. Dabei zeigte sich bei fehlender Altersabhängigkeit erneut ein deutlicher Krankheitsgruppenunterschied: Patienten mit restriktiven Ventilationsstörungen hatten eine höhere Lebensqualität als Patienten mit einer COPD oder neuromuskulären Erkrankungen. Wie erwartet konnte nur ein loser Zusammenhang zwischen der Lebensqualität und den Atmungsparametern bei Entlassung nachgewiesen werden. Lediglich bei der FEV1%VC konnte eine Beziehung zur Symptomatik (SGRQ) bzw. den körperlichen Dimensionen der Lebensqualität (SF-36) identifiziert werden. |
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DOI: | 10.17192/z2004.0621 |