Bestimmung elastischer und viskoelastischer Kenngrößen von Knochenproben unter Langzeitkultur-Bedingungen mit einem neuartigen softwaregesteuerten elektro-mechanischen Belastungs- und Messsystem
Die Arbeit beschreibt zunächst die Entwicklung eines Messsystems (sog. ZETOS-System) zur Bestimmung der Steifigkeit (dargestellt als Elastizitätsmodul) von Knochenproben in Langzeit-Bioreaktoren. Dieses System ermöglicht auch dynamische Stimulationen der Knochen mit Standard-Signalen (Sinus, Rechtec...
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Beteiligte: | |
Format: | Dissertation |
Sprache: | Deutsch |
Veröffentlicht: |
Philipps-Universität Marburg
2004
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Schlagworte: | |
Online-Zugang: | PDF-Volltext |
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Zusammenfassung: | Die Arbeit beschreibt zunächst die Entwicklung eines Messsystems (sog. ZETOS-System) zur Bestimmung der Steifigkeit (dargestellt als Elastizitätsmodul) von Knochenproben in Langzeit-Bioreaktoren. Dieses System ermöglicht auch dynamische Stimulationen der Knochen mit Standard-Signalen (Sinus, Rechteck) sowie die Verwendung von beliebigen oder typischen physiologischen Signalen, wie z.B. Gehen, Springen und Laufen, aufgenommen als sog. Gound-Reaction Forces, zur mechanischen Knochenstimulation. Optional können Softwarefilter (Hochpass, Tiefpass) eingeschaltet werden.
Aufgrund der eindimensionalen Messung und Belastung kann der elastische Tensor nicht vollständig bestimmt werden.
In einer Langzeitmessreihe wurden Trabekel-Knochenproben aus einem humanen Hüftkopf mit dem physiologischen Signal Springen 5 Minuten pro Tag stimuliert. Es zeigte sich eine deutliche Zunahme der Steifigkeit von fast 2%/Tag, während die Knochen einer Kontrollgruppe unverändert blieben. Eine dritte Gruppe von Knochenproben wurde ebenfalls mit Springen, jedoch Hochpass gefiltert stimuliert. Durch die fast gleiche Zunahme der Steifigkeit dieser Knochen wurde anhand des Signals Springen gezeigt, dass allein höherfrequente Spektralanteile für bone-remodeling ausreichend sind.
Mit den Daten dieser Messreihe wurde erstmals die Frage der Entstehung und Bedeutung des nichtlinearen Verkaufs der Messkurven (Kompression gegen Kraft) des ZETOS-Systems durch die Existenz der von mir genannten Kontaktflächenfunktion beantwortet. Dieser Effekt entsteht durch Rauhigkeiten der Schnittfläche dem Oberflächenkontakt. Modellrechnungen erklären folgendes:
- eine grobe Abschätzung der Standardabweichung der Rauhigkeit der Schnittflächen
- den Unterschied zwischen der außen gemessen Dehnung und der Dehnung im Knochenkern
- die Unmöglichkeit der Bestimmung des wahren Elastizitätsmoduls des kalzifierten Anteils
der Knochenkörper (der als linear im üblichen Sinne betrachtet werden darf) aus der
Tatsache, dass die Dehnung mit Rücksicht auf die Vermeidung physiologischer
Überlast auf kleine Werte beschränkt sein muss.
Die Messdaten wurden zusätzlich numerisch wie folgt verarbeitet:
- erste Ableitung Kompression gegen Kraft (kraftabhängige Nachgiebigkeit): Daraus wurde
eine Methode zur Bestimmung der Kontaktflächenfunktion aus Messdaten abgeleitet. Es
zeigte sich, dass diese Funktion keine strenge Invariante über den gesamten Messzeitraum
und an der Veränderung des Messwertes des Elastizitätsmoduls wahrscheinlich beteiligt
ist. Dieser Effekt ist aber nur schwach.
- Integration (potentielle Energie): Daraus entstand eine alternative Methode zur Bestimmung
des Elastizitätsmoduls, die mit Einschränkungen eine simultane Anwendung der Messung
des scheinbaren Elastizitätsmoduls während dynamischer Stimulation erlaubt.
Während der Langzeitmessreihe wurden auch Relaxationsmessungen vorgenommen. Dabei wurden zwei Zeitkonstanten festgestellt: im Mittel bei 0,4 und bei 20 Sekunden. Die kleinere der beiden Zeitkonstanten muss in ihrer Umgebung in ein kontinuierliches Relaxationszeitenspektrum entwickelt werden, um den gemessenen zeitlichen Kraftverlauf bei Relaxation richtig approximieren zu können. Die Datenverarbeitung erlaubt u.a. die Darstellung der Frequenzabhängigkeit des Speicher- und des Verlustmoduls sowie den Verlustfaktor und die Phasendifferenz zwischen Kompression und Kraft im Falle harmonischer Anregung. Für die Messung des statischen (relaxationsfreien) Elastizitätsmoduls entsteht die Forderung einer Messzeit von ca. 3 Minuten.
Beim Vergleich der Modulspektren aus Relaxationsmessung mit den Spektren der physiologischen Stimulationssignale zeigte sich eine Selektivität der Knochen: Energiedissipation tritt bei Gehen und Springen auf, im Falle von Laufen jedoch deutlich schwächer, was vermutlich der Ausdauer beim Laufen (Flucht-, Jagd-, Angriffsverhalten) dienen soll. |
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DOI: | 10.17192/z2004.0155 |