Skalendifferenzierte Auswirkungen großflächiger Beweidung auf die Artenvielfalt des Südschwarzwaldes
Zur Zeit werden in den so genannten peripheren Regionen Mitteleuropas alternative Nutzungskonzepte für freifallende landwirtschaftliche Flächen gesucht, die sowohl naturschutzfachliche als auch landwirtschaftliche Ziele vereinen. Entsprechend des Leitbildes ?halboffener Weideland...
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Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2004
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Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Zur Zeit werden in den so genannten peripheren
Regionen Mitteleuropas alternative Nutzungskonzepte für
freifallende landwirtschaftliche Flächen gesucht, die sowohl
naturschutzfachliche als auch landwirtschaftliche Ziele
vereinen. Entsprechend des Leitbildes ?halboffener
Weidelandschaften? wird daher die Etablierung
großflächiger ?Extensivweidesysteme? diskutiert,
die momentan mit modellhaftem Charakter, meist auf kleinen
Flächen, erprobt werden. Als Zielzustand bzw. Vorbild wird
unter den herangezogenen traditionellen, gemeinschaftlichen
Landnutzungssystemen besonders häufig der Südschwarzwald mit
seinen noch großflächig erhaltenen Allmendweiden genannt. Es
gilt also zu überprüfen, ob diese Allmendweidesysteme des
Südschwarzwaldes tatsächlich so ?vorbildlich? sind
und entsprechende Referenzzustände künftiger
Alternativstrategien des Naturschutzes darstellen können. Dazu
werden die Südschwarzwälder Allmendweiden, heute im
Rinder-Jungviehbetrieb, anderen lokalen Landnutzungsformen der
grünlanddominierten Untersuchungsregion gegenübergestellt. Die
Allmendweiden weisen eine vielfältigere Raum- und
Vegetationsstruktur auf als Wiesen unterschiedlicher
Nutzungsintensität und als Milchviehweiden. Außerdem leisten
sie einen wesentlich höheren Beitrag zur regionalen
Biodiversität als alle anderen Landnutzungsformen,
indikatorisch untersucht am Beispiel der Heuschrecken- und
Tagfaltergemeinschaften. Diese hohe Artenvielfalt der
Jungvieh-Allemendweiden kommt vor allem durch geringe
Besatzdichten (Besatzstärken sind mit 0,5-0,6 GVE/ha relativ
konstant), große Flächengrößen sowie historische
Nutzungsaspekte zustande. Unter den früheren Nutzungseinflüssen
sind die sog. Nebennutzungen, Dienstleistungen im Regelsystem
der Allmendwirtschaft, hervorzuheben. Diese wirken durch teils
erhebliche Offenhaltungs-, Rodungs- oder Düngemaßnahmen bis
heute auf die Weideflächen. Allerdings sind diese
Nebennutzungen in den vergangenen zwei Jahrhunderten genauso
starken Wandlungen unterworfen wie die gesamten
Landnutzungssysteme des Südschwarzwaldes, was mittels GIS
flächenscharf für drei Gemarkungen gezeigt werden kann.
Aufgrund dieser regionaltypischen Entwicklungsgeschichte ist
eine Ableitung überregionaler, allgemeingültiger Leitlinien aus
den Allmendweidesystemen nur mit Einschränkungen möglich.
Dennoch sind sie als Zielzustände des Naturschutzes insgesamt
bestens geeignet. Außerdem bestehen Kenntnislücken hinsichtlich
der Funktionsweise großflächiger Beweidungssysteme, ihren
Einflüssen auf Vielfalt und Verbreitung von Organismen sowie
entsprechender Steuerungsmöglichkeiten. Daher besteht eine
zweiter Schwerpunkt dieser Arbeit in der Analyse des
Raumnutzungsmuster großflächiger Rinderbeweidung und seinen
Auswirkungen auf die Vegetationsstruktur und das
Verbreitungsmuster von Indikatorartenkollektiven
(Wirkungskette:
?Weidemanagement/Standort-Rind-Vegetationsstruktur
-Artenverbreitung?). Hierzu wurden auf mittlerer
Raumebene die Jungvieh-Allmendweiden des Gletscherkessel Präg
im Südschwarzwald bearbeitet. Das durch Gegenhangfotografie
untersuchte Raumnutzungsmuster der Rinderherden weist
charakteristische Verhaltensabläufe an bestimmten
Weideabschnitten auf, so dass die Weiden in funktionale
Einheiten unterteilt werden können. Grund diese heterogenen
Beweidungsmusters sind neben Vegetation und räumlichen
Nachbarschaftseffekten vor allem Einflüsse des
Weidemanagements. ,wie geostatistische Regressionsmodelle
zeigen. Diese Beweidungsmuster generiert ein charakteristisches
Vegetations- und Strukturmuster auf den Weideflächen, welches
auf den häufiger frequentierten Weidegründen besonders
vielfältig, aber auch in starken Maße vom Standort bestimmt
wird wie eine zweite Modellebene belegt. Als dritte
Analyseebene kommen die Auswirkungen der Beweidung auf das
Verbreitungsmuster von Heuschrecken und Tagfaltern hinzu. Ihre
Vorkommen werden durch den beweidungsbedingten Strukturreichtum
der Vegetation bzw. ein hohes Blütenangebot bestimmt, aber auch
Standortfaktoren und räumliche Nachbarschaftseffekte besitzen
ähnlich großem Einfluss, wie die dritte Modellebene zeigt. Auf
räumlich niedrigster Ebene werden einige spezielle Effekte und
Funktionen der großflächigen Extensivbeweidung herausgegriffen,
wozu Kleinstrukturen unterschiedlicher Grünlandnutzungen
untersucht werden. Diese Kleinstrukturen sind in hohem Maße für
den Artenreichtum der Weiden, besonders der großflächigen
Extensivweiden, verantwortlich. Sie stellen Schlüsselhabitate
im Lebenszyklus der untersuchten Invertebraten dar,
beispielsweise bei der Reproduktion von Heuschrecken oder dem
Blütenbesuch von Tagfaltern. |
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Physical Description: | 164 Pages |
DOI: | 10.17192/z2004.0100 |