Korrelation zwischen Unfallmechanismus und röntgenmorphologischem Befund bei Frakturen des Tuberculum majus humeri
Einleitung: Die isolierte Fraktur des Tuberculum majus ist eine seltene Verletzung. Bei Schulterluxationen liegt in 10 - 30 % eine begleitende Tuberculum majus Fraktur vor. In der Literatur werden verschiedene Unfallmechanismen (direkte Gewalteinwirkung durch Sturz oder Schlag, Abduktions und/oder A...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2003
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Summary: | Einleitung: Die isolierte Fraktur des Tuberculum majus ist eine seltene Verletzung. Bei Schulterluxationen liegt in 10 - 30 % eine begleitende Tuberculum majus Fraktur vor. In der Literatur werden verschiedene Unfallmechanismen (direkte Gewalteinwirkung durch Sturz oder Schlag, Abduktions und/oder Außenrotationstrauma, Sturz auf den ausgestreckten Arm oder das gebeugte Ellenbogengelenk, forcierte Kontraktion der Außenrotatoren) diskutiert. Der genaue Mechanismus, der zur Fraktur führt ist unbekannt.
Ziel dieser Arbeit war es mögliche Korrelationen zwischen dem Unfallmechanismus und radiomorphologischem Befund sowie anderen Faktoren zu identifizieren.
Patienten und Methoden: Es wurden 103 Patienten in die Studie eingeschlossen (50 Frauen und 53 Männer). Der Unfallhergang wurde frei und durch die Vorgabe verschiedener- in der Literatur beschriebener- Unfallmechanismen erfragt. Die Auswertung der Röntgenaufnahmen (a.p. und axiale Ebene) wurde von zwei unabhängigen Untersuchern durchgeführt. Beurteilt wurden die Frakturmorphologie (Fragmentgröße und Fragmentanzahl), die Dislokationsrichtung und das Dislokationsausmaß nach der Reposition. Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv und mit dem Chi-Quadrat-Test.
Resultate: Das Durchschnittsalter betrug 49 Jahre. Es wurden 59 Patienten mit einer Tuberculum majus Fraktur bei Schulterluxation und 44 mit einer isolierten Tuberculum majus Fraktur analysiert. In über 75 % der Fälle handelte es sich um häusliche Stürze oder Sportunfälle. 80 % der Patienten konnten den Unfallhergang exakt beschreiben. Rund 20% der Patienten konnten den Unfallmechanismus nicht rekonstruieren, da eine retrograde Amnesie vorlag. 59,8 % der Patienten gaben ein direktes Trauma durch einen Sturz auf den anliegenden Arm oder durch einen Schlag gegen die Schulter an; 40,2 % der Patienten erlitten ein indirektes Trauma, durch Sturz auf den ausgestreckten Arm oder auf das gebeugte Ellenbogengelenk. Auffällig war die häufig (n = 77.5 %) zu beobachtende, nicht vom Humerus separierte Stellung des Tubculum majus bei Schulterluxationen vor der Reposition. Außerdem zeigte sich sehr häufig nach der Reposition von Schulterluxationen (n = 33,3 %), aber auch bei isolierten Tuberculum majus Frakturen (n =12,5 %) eine Depression der Tuberculum majus Fraktur. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Unfallmechanismus und dem Dislokationsausmaß bzw. der Richtung, sowie der Fragmentgröße konnte nicht nachgewiesen werden.
Diskussion: Der Unfallhergang ist in der Regel, sofern keine Amnesie für die Unfallzeit vorliegt, gut rekonstruierbar. Im wesentlichen führen zwei Unfallmechanismen, der direkte Anprall, Schlag auf die Schulter oder eine indirekt einwirkende Kraft durch Sturz auf das gebeugte Ellenbogengelenk oder den gestreckten Arm zur Fraktur. Das in der Literatur beschriebene Abduktions-Außenrotations-Trauma haben wir als Ursache für die Schulterluxation im untersuchten Kollektiv nicht evaluieren können. Eine Fragmentdislokation bei der Tuberculum majus Fraktur, gleich welcher Genese, ist nicht nur nach dorsocranial, sondern auch - insbesondere bei der Schulterluxation und intakter Rotatorenmanschette - nach caudal zu beobachten. Die in der Luxationsstellung zumeist fehlende Separierung des Tuberculum majus vom Humerus, sowie die Frakturdepression, bzw. caudale Dislokation des Tuberculum- bei isolierter Fraktur oder bei der Schulterluxation- sprechen dagegen, die Fraktur als Avulsionsfraktur einzustufen. Es erscheint vielmehr naheliegend, die Tuberculum majus Fraktur im Rahmen der Schulterluxation als Abscherfraktur durch den Glenoidrand bzw. die Depression als weit lateral liegende ?atypische` Hill- Sachs- Läsion zu interpretieren.
Ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen dem Unfallmechanismus und dem Dislokationsausmaß bzw. der Richtung, sowie der Fragmentgröße konnte nicht nachgewiesen werden.
Die dargestellten Ergebnisse fordern zur Neubewertung der pathobiomechanischen Abläufe bei der Entstehung des Tuberculum majus Fraktur auf. |
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DOI: | 10.17192/z2003.0684 |