Forschungsdatenmanagement an der Philipps-Universität Marburg. Die Ergebnisse der Umfrage zum Forschungsdatenmanagement im November 2014

Im November 2014 hat die Philipps-Universität Marburg eine Online-Befragung zum Thema Forschungsdatenmanagement durchgeführt. Ziel der Befragung ist es, einen grundlegenden Überblick über vorliegende Daten und Erfahrungen, Praktiken des Umgangs, bestehende Datenkulturen und mögliche Servicewünsche z...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Krähwinkel, Esther
Körperschaft: Befragungscenter der Philipps-Universität Marburg (Durchführung), Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst (Finanzierung) (Herausgebendes Organ)
Beteiligte: Projekt Forschungsdatenmanagement und -archivierung (HerausgeberIn), Hochschulrechenzentrum, Universitätsbibliothek
Format: Artikel
Sprache:Deutsch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2015
Schlagworte:
Online Zugang:PDF-Volltext
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Beschreibung
Zusammenfassung:Im November 2014 hat die Philipps-Universität Marburg eine Online-Befragung zum Thema Forschungsdatenmanagement durchgeführt. Ziel der Befragung ist es, einen grundlegenden Überblick über vorliegende Daten und Erfahrungen, Praktiken des Umgangs, bestehende Datenkulturen und mögliche Servicewünsche zu erhalten. Die Befragung ist ein wichtiger Meilenstein im Projekt „Kompetenzzentrum Forschungsdatenmanagement und -archivierung“, an dem das Hochschulrechenzentrum und die Universitätsbibliothek gemeinsam seit 2013 arbeiten. Die Zielgruppe der Umfrage umfasst alle Professorinnen und Professoren sowie das wissenschaftliche Personal der 16 Fachbereiche und der Zentren. Die Ausschöpfungsquote bezogen auf die Gesamtzielgruppe liegt bei 18,3% (Professorinnen und Professoren: 32,3%, wissenschaftlich Beschäftigte: 15,8%). Für die Analyse sind die Fachbereiche der Universität in drei Fachcluster zusammengefasst: „Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften“, „Naturwissenschaften“ und „Medizin“. Die zentralen Einrichtungen sowie alle Forschungszentren sind in der Kategorie „Zentren und Einrichtungen“ gebündelt. Die Verteilung der Umfrageteilnahmen auf die Fachcluster ist repräsentativ für die Beschäftigungsstruktur der Universität. Unverkennbar ist, dass Forschungsdaten für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein wichtiges Thema sind. Sie verfügen über erkennbare Erfahrungen im Forschungsdatenmanagement und erwarten eine zukünftig steigende Bedeutung dieser Aufgabe. Dabei gewichten die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Stellenwert von Forschungsdaten und ihre Erfahrung damit leicht höher als die Gruppe der Professorinnen und Professoren. Folgerichtig wird bereits jetzt ein erkennbarer Arbeitszeitanteil aller Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für das Management von Forschungsdaten aufgewendet. Unverkennbar ist auch, dass Forschungsdatenmanagement ein Thema der Graduiertenausbildung ist. Mehr als die Hälfte der Befragten befindet sich in der Qualifikationsphase. Für alle Disziplinen gleichermaßen liegen Forschungsdaten in Form von Texten, Tabellen und Bildern vor. Entsprechend den dabei verwendeten Formaten ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Daten sich dazu eignet, zumindest 10 Jahre nutzbar aufbewahrt werden zu können. Im Sinne der Aufbewahrung und auch der Nachnutzung zeigt sich insbesondere Handlungsbedarf in der gerätegetriebenen Forschung und damit in den Naturwissenschaften und der Medizin. Die Auswertung der Ergebnisse zeigt zudem deutlich, dass es sich bei den Forschungsdaten, die an der Universität Marburg aktuell vorliegen, um „small data“ handelt: Die meisten Forschenden benötigen sowohl für ihre laufenden als auch für ihre abgeschlossenen Projekte bis zu 20 GB Speicherplatz. Dabei werden die Daten in erster Linie nach individuellen Festlegungen lokal gespeichert und gesichert, die vorhandenen Angebote einer zentralen Server-Speicherung sowie regelmäßiger Backup-Dienste werden demgegenüber deutlich weniger in Anspruch genommen. Zudem verweist die Nutzung kommerzieller Clouddienste darauf, dass der leichte Zugang und Austausch von Daten geschätzt werden. Möglicherweise ist dabei auch ein selbst zu steuerndes Rechtemanagement attraktiv, da die Kontrolle über die eigenen Forschungsdaten von zentraler Bedeutung ist: Je offener die Zugriffsmöglichkeit auf ein System, desto mehr nimmt die Bereitschaft ab, Forschungsdaten dort abzulegen. Dem entspricht auch der Unterschied in der Zustimmung, die Daten in einem institutionellen Repositorium an der Philipps-Universität abzulegen bzw. die Daten darüber zugänglich zu machen. Gleichwohl ist der Anteil jener, die sich vorstellen können, letzteres zu tun, mit 40% der antwortenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern stark vertreten. Deutlich wurde in der Umfrage auch, dass es keine klar zu erkennende Dichotomie der Fachdisziplinen in dem Sinn gibt, dass Geistes-, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler eher über weniger Erfahrungen verfügen und andere Interessen artikulieren als Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bzw. Medizinerinnen und Mediziner. Sowohl bei den gewünschten Services zum Forschungsdatenmanagement als auch bei den als wichtig erachteten Funktionalitäten eines Forschungsdatenrepositoriums lässt sich eine gemeinsame, über die einzelnen Fachdisziplinen hinweg bestehende, Problemsicht finden. So wünscht sich der Großteil der Befragten Beratung und Unterstützung bei technischen und rechtlichen Fragen und beim allgemeinen Umgang mit Forschungsdaten; ein Forschungsdatenrepositorium sollte sich durch die gesicherte Speicherung für mindestens 10 Jahre, eine Qualitätsprüfung der Daten und Schutzmechanismen für sensible Einzelinformationen auszeichnen. Darüber hinaus differenzieren sich die Interessen nach Fachcluster verschieden aus, was aufgrund des Charakters der Universität Marburg als Volluniversität mit einem breiten Fächerspektrum nicht anders zu erwarten war.
DOI:10.17192/es2015.0019