Hat die Art der Operation einen Einfluss auf die Inzidenz von postoperativer Übelkeit und Erbrechen?
Das Auftreten von postoperativer Übelkeit und Erbrechen ist eine vergleichsweise häufige narkosebedingte Komplikation, die sowohl im Hinblick auf die Patientenzufriedenheit als auch auf körperliche und ökonomische Konsequenzen nicht zu vernachlässigen ist. Zur Optimierung der antiemetischen Prophyla...
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Contributors: | |
Format: | Doctoral Thesis |
Language: | German |
Published: |
Philipps-Universität Marburg
2022
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Subjects: | |
Online Access: | PDF Full Text |
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Summary: | Das Auftreten von postoperativer Übelkeit und Erbrechen ist eine vergleichsweise häufige narkosebedingte Komplikation, die sowohl im Hinblick auf die Patientenzufriedenheit als auch auf körperliche und ökonomische Konsequenzen nicht zu vernachlässigen ist. Zur Optimierung der antiemetischen Prophylaxe ist die Identifizierung des patientenspezifischen Risikoprofils unabdingbar.
In der vorliegenden Arbeit wurden 2347 Patient*innen auf die Abhängigkeit des PONV-Auftretens von der Operationsart unter möglichst exakter Elimination weiterer Einflussfaktoren untersucht.
Zur Berechnung einer PONV-Prognose wurde zunächst anhand von Apfel- und Koivuranta-Score auf ein durchschnittliches PONV-Risiko innerhalb der Eingriffsgruppen geschlussfolgert. In diese Risiken wurde die medikamentöse Prophylaxe mittels additiver relativer Risikoreduktion einkalkuliert. Es wurden also für beide PONV-Angaben der Risikoscores je drei Rechnungen mit Risikoreduktionen von jeweils 30%, 25% bzw. 20% pro verabreichtem Antiemetikum durchgeführt. Somit resultierten für jede Operationsgruppe PONV-Prognosen, die sowohl Risikofaktoren als auch die protektive Wirkung der antiemetischen Prophylaxe enthielten. Die postoperativ erhobene PONV- Inzidenz wurde dann anhand von Konfidenzintervallen im Hinblick auf Abweichungen von diesen PONV-Prognosewerten und von der PONV-Inzidenz im Gesamtkollektiv untersucht.
Eine Übereinstimmung von PONV-Prognose und tatsächlicher Inzidenz im Gesamtkollektiv als Referenzgruppe zeigte sich bei der Kalkulation mit einer relativen Risikoreduktion von 30% anhand der Risikoangaben beider Scores sowie mit einer relativen Risikoreduktion von 25% anhand des Koivuranta- Scores. Hier bestanden signifikante Abweichungen in den Kollektiven der Cholezystektomien und der gesamten sowie offen operierten Hysterektomien, deren PONV-Häufigkeit höher als prognostiziert ausfiel. Bei abdominalen Eingriffen zeigte sich nur bei der Kalkulation einer Prognose mit einer relativen Risikoreduktion von 30% eine höhere PONV-Inzidenz als das kalkulierte Risiko. Bei den gesamten und laparoskopisch operierten gynäkologischen Patient*innen sowie bei der laparoskopischen Vorgehensweise insgesamt war die Inzidenz ausschließlich höher als die anhand des Koivuranta-Scores mit einer Risikoreduktion von 30% kalkulierte PONV-Prognose.
Bei dem Vergleich der tatsächlichen Inzidenzen mit der des Gesamtkollektivs (23.7%) bestanden niedrigere PONV-Häufigkeiten in den Gruppen der urologischen Patient*innen (13.9%), der Mamma-Operationen (17.0%) sowie bei den HNO-Eingriffen (17.4%). Höher waren die Inzidenzen bei orthopädischen (29.0%) und gynäkologischen (27.5%) Eingriffen, Cholezystektomien (35.9%), Hysterektomien (42.6%), abdominalen Eingriffen (34.0%) sowie Laparoskopien insgesamt (28.8%) und im gynäkologischen Kollektiv (32.1%). Die laparoskopische Eingriffsweise war insgesamt mit einem höheren PONV-Auftreten assoziiert als das offene Vorgehen; bei den Hysterektomien und den gynäkologischen Eingriffen bestand jedoch zwischen den beiden Vorgehensweisen keine Abweichung.
Trotz dieser Erkenntnisse sollte die Intensivierung einer antiemetischen Prophylaxe bei den als risikoassoziiert identifizierten Eingriffen aufgrund der nicht zu eliminierenden Störfaktoren nicht grundsätzlich erwogen werden. Als einige dieser Einflussfaktoren lassen sich eine jüngerer Altersstruktur insbesondere bei laparoskopischen Eingriffen, eine variierende Operationsdauer, die Dosisabhängigkeit der PONV-Steigerung von Opioiden und volatilen Anästhetika, die begrenzte Aussagekraft der Risikoscores sowie die Ungenauigkeit der verallgemeinert gleichen und additiv betrachteten Wirksamkeit aller antiemetischen Methoden anführen. Weiterhin zeigte sich eine Heterogenität der in die einzelnen Subgruppen inkludierten Operationen sowie der unterschiedlichen perioperativen Settings bei variierenden Eingriffsspektren in den beteiligten Kliniken, wodurch Rückschlüsse auf das Risikoprofil spezifischer Operationsarten erschwert waren.
Dennoch bestanden bei Hysterektomien und Cholezystektomien eine ausreichend robuste Abweichung der Inzidenz von der niedriger kalkulierten Prognose sowie eine im Vergleich zum Gesamtkollektiv häufiger benötigte antiemetische Therapie. In Zusammenschau mit anderen risikosteigernden Faktoren sollte hier eine Anpassung der Prophylaxe erwogen werden. |
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Physical Description: | 83 Pages |
DOI: | 10.17192/z2022.0278 |