The interaction of risk and protective factors for mental disorders on psychopathology and brain morphometry

As per the diathesis-stress model, combined early risk factors (diathesis) and current risk factors (stress) determine an individual’s likelihood for the development of psychopathology. If the combined impact of diathesis and stress surpasses a certain threshold, individuals will develop psychopatho...

Ausführliche Beschreibung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
1. Verfasser: Brosch, Katharina
Beteiligte: Kircher, Tilo (Prof. Dr.) (BetreuerIn (Doktorarbeit))
Format: Dissertation
Sprache:Englisch
Veröffentlicht: Philipps-Universität Marburg 2022
Schlagworte:
Online-Zugang:PDF-Volltext
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Das Diathese-Stress Modell beschreibt, wie die Kombination aus frühen Risikofaktoren (Diathese) und aktuellen Risikofaktoren (Stress) die individuelle Auftretenswahrscheinlichkeit von Psychopathologie bestimmt. Überschreiten Diathese und Stress eine bestimmte Schwelle, entwickelt ein Individuum psychopathologische Symptome. Gleichzeitig kann jedoch diese Schwelle durch die Anwesenheit von Protektivfaktoren erhöht werden, da diese den negativen Einfluss von Risikofaktoren abschwächen und die Auftretenswahrscheinlichkeit von Psychopathologie reduzieren. Frühe Risikofaktoren für psychische Störungen sind unter anderem Ängstlichkeit, Misshandlung in der Kindheit und familiäres Risiko. Diese Faktoren sind außerdem mit bestimmten Veränderungen der Gehirnstruktur assoziiert worden. Stressvolle Lebensereignisse, wie auch die Covid-19 Pandemie als globales Beispiel hierfür, stellen aktuelle Risikofaktoren dar. Dem gegenüber beschreibt die aktuelle Forschung soziale Unterstützung und Gewissenhaftigkeit als beispielhafte Protektivfaktoren. Diese erhöhen Resilienz, also die Fähigkeit, adaptiv mit Widrigkeiten umzugehen, um psychische Gesundheit aufrechtzuerhalten. Im Gegensatz zu Risikofaktoren sind die neuronalen Korrelate von Resilienz kaum bekannt und verstanden. Um daher präzise Vorhersagen über das Auftreten von Psychopathologie unter bestimmten Umständen treffen zu können, und mögliche neurobiologische Pathways zu verstehen, ist es wichtig, sowohl Risiko- als auch Protektivfaktoren zu berücksichtigen. Ziel dieser Dissertation war die Untersuchung der Interaktion von Risiko- und Protektivfaktoren in drei verschiedenen, komplementären Kontexten, um ein tieferes Verständnis für deren Wirkung auf Hirnstruktur und Psychopathologie zu erlangen. In STUDIE I wurden hirnmorphometrische Korrelate (Volumen der grauen Substanz) von Resilienz untersucht. In dieser Studie wurde Resilienz als die Aufrechterhaltung psychischer Gesundheit trotz hohem Risiko (Misshandlung in der Kindheit und familiäres Risiko) konzeptualisiert. Ein zentraler Befund ist erhöhtes Volumen der grauen Substanz im linken dorsolateralen präfrontalen Cortex in der gesunden Hochrisiko Gruppe. Dieses Areal ist mit kognitiver Flexibilität und Emotionsregulationsfähigkeit assoziiert. Erhöhtes Volumen in dieser Region ist ein potentielles neuronales Korrelat von Resilienz und repräsentiert möglicherweise Kompensationsprozesse, die Individuen mit hohem Risiko dabei helfen, psychisch gesund zu bleiben. STUDIE II wählte eine gegensätzliche Herangehensweise, indem sie transdiagnostische Veränderungen der grauen Substanz bei psychiatrischen Patient:innen mit Risiko- und Protektivfaktoren assoziierte. Diese Studie identifizierte Volumenreduktionen im linken Hippocampus als transdiagnostischen Vulnerabilitätsmarker bei Patient:innen mit Major Depression, Bipolarer Störung, sowie Schizophrenie-Spektrum Störung. Das Volumen in diesem Areal war weiterhin negativ mit stressvollen Lebensereignissen, sowie Exekutivfunktion und globalem Funktionsniveau bei Patient:innen und Gesunden assoziiert. Stressvolle Lebensereignisse stellen demnach einen dimensionalen Risikofaktor (d.h. gleichermaßen relevant für Gesunde und Patient:innen) für reduziertes Volumen im Hippocampus dar. STUDIE III untersuchte den Einfluss eines einzigartigen globalen Stressors, der Covid-19 Pandemie, auf Gesunde und Patient:innen. Mehrere stabile Risiko- und Protektivfaktoren wurden hinsichtlich ihres prädiktiven Werts für aktuelle Covid-19-assoziierter Angst und -Isolation untersucht. Diese Studie identifizierte Trait Ängstlichkeit und Gewissenhaftigkeit als Risikofaktoren für erhöhte Angst, sowie soziale Unterstützung als Protektivfaktor gegen erhöhte Isolation während der Pandemie. Auch hier war der Einfluss dieser Faktoren dimensional, also schädlich, bzw. protektiv, für sowohl Patient:innen und Gesunde. STUDIE III konnte weiterhin die Kontextabhängigkeit von Risiko- und Protektivfaktoren aufzeigen: obwohl höhere Gewissenhaftigkeit generell als Protektivfaktor gilt, war sie im Kontext von großen Unsicherheiten und Unvorhersagbarkeit der globalen Pandemie nachteilig. Diese Dissertation identifizierte mögliche neuronale Korrelate von Psychopathologie und Resilienz, sowie prozedurale Faktoren für adaptive und maladaptive Reaktionen auf akute Stressoren. Sie zeigte die Bedeutsamkeit des Einschlusses von Protektivfakoren in wissenschaftlicher Forschung auf. Eine Stärke ist außerdem der Einschluss von verschiedenen Risiko- und Protektivfaktoren, da solche integrativen Ansätze wesentlich für das Verständnis dieses komplexen Zusammenspieles sind. Die Identifikation von Dimensionalität und Kontextabhängigkeit leistet einen substanziellen Beitrag zum umfassenderen Verständnis der Entwicklung von Psychopathologie. Weiterhin liefert sie einen Rahmen für das Verständnis des Resilienzkonzepts als dynamischen, kontinuierlichen Anpassungsprozess an sich ständig verändernde Lebenswelten, welcher ermöglicht, psychisch gesund zu bleiben.